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Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Tee:
    »Was ist eigentlich los? Die Polizei hat uns bisher nicht einmal die Todesursache mitgeteilt, uns dafür aber Fingerabdrücke abgenommen und die Kleider vom Leib gerissen. Geht man so mit trauernden Familienmitgliedern um?«
    »Soweit ich weiß, gehörst du noch gar nicht zur Familie Merivaara. Oder lebst du schon mit Riikka zusammen?«
    »Offiziell noch nicht, obwohl Riikka oft bei mir ist.«
    »Was hat Juha von eurer Beziehung gehalten?«
    »Müssen wir darüber sprechen?« Holma lockerte die Krawatte.
    »Ja. Väter sind mitunter eifersüchtig auf die Freunde ihrer Töchter, vor allem, wenn sie zwanzig Jahre älter sind.«
    Den Unterlagen entnahm ich, dass Tapio Holma 1955 geboren war – nur vier Jahre nach Riikkas Vater.
    »Kommen wir zur Sache.« Er fuhr sich durch die glatt ge-kämmten Haare, worauf sie sofort wuschlig hochstanden.
    »Ich habe Juhas Leiche gesehen. Er ist ganz offensichtlich vom Felsen gestürzt. Warum all diese Vernehmungen und Fragen?«
    »Warst du den Merivaaras als Schwiegersohn in spe willkommen? Eure Beziehung hat ja ziemlich dramatisch angefangen, du hast Riikka vor einer Vergewaltigung gerettet. Wie ging es weiter?«
    »Ich verstehe zwar nicht, was das mit Juhas Unfall zu tun hat, aber meinetwegen. Ein Teil der Geschichte steht ja ohnedies in den Polizeiakten.« Er setzte sich gerade hin und erzählte von seinem Auftritt als Held.
    Mitte April hatte er erfahren, dass seine Stimme ohne Operation wahrscheinlich nicht zu retten war. Er hatte versucht, die Leere in seinem Leben durch ornithologische Beobachtungen zu füllen, und besonders gespannt auf das Eintreffen der Zugvögel gewartet. Deshalb war er am letzten Samstag im April in aller Herrgottsfrühe nach Porkkala gefahren.
    Die Begegnung mit Riikka warf seine Pläne durcheinander. Er hielt es für seine Pflicht, sie sicher nach Hause zu bringen.
    Riikka erkannte ihn sofort, das schmeichelte ihm. Ohne Zögern stieg sie in sein Auto ein, weigerte sich jedoch, die Polizei anzurufen, obwohl Holma ihr sein Handy anbot.
    Während der Fahrt gewann Riikka ihre Fassung wieder, und vor ihrem Elternhaus hatte sie es keineswegs eilig, auszusteigen.
    Holma gab ihr seine Visitenkarte und ermahnte sie noch einmal, Anzeige zu erstatten. Sie fürchtete jedoch, die Polizei und ihr Vater würden ihr Vorwürfe machen, weil sie zu den Männern ins Auto gestiegen war und sich damit regelrecht angeboten hätte.
    Holma fuhr auf die Halbinsel Porkkala, doch während er Zugvögel beobachtete, musste er immer wieder an das Mädchen denken. Es war, als hätte das Schicksal ihn zu ihrem Retter gemacht. Gegen Mittag kam er nach Hause, schlief ein und wurde um drei Uhr von einem Boten geweckt, der zwölf weiße Rosen mit einem Dankesbrief von Riikka brachte.
    Holma rief Riikka an, um sich für die Blumen zu bedanken.
    Dabei fragte er auch, ob sie sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt hatte. Sie hatte es nicht getan, also bot er ihr an, sich darum zu kümmern. Durch einen Anruf in unserem Dezernat erfuhr er, dass gegen Tuomo Haaranen bereits in einigen anderen Fällen ermittelt wurde. Dann meldete er sich erneut bei Riikka und sagte, er werde sie aufs Präsidium begleiten.
    Riikka zögerte nur einen Moment. Seit dem Aufwachen hatte sie CDs von Holma gehört. Die Anzeige war ein guter Vorwand, ihn wieder zu sehen. Zuerst wollte sie jedoch mit ihm sprechen, deshalb verabredeten sie sich für den folgenden Nachmittag im Café des Kulturzentrums in Tapiola.
    Holma war überrascht, wie nervös ihn die Verabredung machte. Er brauchte eine halbe Stunde, um ein Hemd auszuwählen, und bemühte sich verzweifelt, die Haare ordentlich zu kämmen.
    Riikka kam zehn Minuten zu spät, und er dachte bereits, sie würde die Verabredung platzen lassen. Als sie endlich kam, wusste er nicht, wie er sie begrüßen sollte. Er entschied sich für einen Wangenkuss nach mitteleuropäischer Art, der Riikka verwirrte.
    »Es war ein vorsichtiges Herantasten. Ich war unsicher, habe versucht, mich zur Vernunft zu rufen: Sie war zu jung, um sich in sie verlieben zu dürfen. Immerhin hätte Riikka meine Tochter sein können. Aber sie war so bezaubernd und wirkte so reif.«
    Auch an diesem Nachmittag waren sie nicht aufs Präsidium gefahren. Erst am nächsten Morgen hatte Holma Riikka überreden können.
    Anschließend hatte er sie zum Kaffee eingeladen. Sie sprachen lange über seine Stimmprobleme und über ihren Traum, Gesang zu studieren. Tapio hatte das Gefühl, Riikka nicht gehen

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