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Der Windsänger

Titel: Der Windsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Nicholson
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Fatzke! Das sollte für mehrere Tage reichen!« 
    »Tut mir Leid, Kess«, antwortete Mumpo. Doch er hatte einen vollen Bauch, war sehr glücklich und sah überhaupt nicht so aus, als ob es ihm Leid täte. 
    Bowman begann den Wagen und die herumliegenden Wrackteile zu untersuchen. Außer den Rädern, die erstaunlich groß und schmal waren, fand er Bruchstücke von Pfählen, Stoff- und Netzfetzen und Tau. Alles hätte zu einem Segelschiff gehören können. Bowman ging um das Wrack herum, wobei er die Augen zum Schutz vor dem fliegenden Sand zusammenkneifen musste. Er stellte fest, dass Masten am Unterbau des Wagens befestigt gewesen waren, und schloss daraus, dass es eine Art Landsegler gewesen sein musste. Im Schutz des Fahrzeugs grub er in dem vom Wind angehäuften Sand und fand zuerst eine Riemenscheibe und dann einen ledernen Treibriemen. Schließlich schnitt er sich noch fast die Hände auf, als er zwei lange Eisenklingen freilegte. Offensichtlich hatte das Fahrzeug irgendeine Maschine getragen. Aber wozu war dieses Ding gut gewesen? 
    Da er im Moment nichts Besseres zu tun hatte, begann Bowman in Gedanken aus den herumliegenden Teilen ein Fahrzeug zusammenzubauen. Es hatte zwei Masten, so viel war klar. Und es musste sehr hoch gewesen sein auf seinen Rädern. Der Bug sah aus, als hätte sich daran einmal ein dornartiger Rammsporn befunden. Auf beiden Seiten hatten dicke, waagerechte Holzstangen wie Arme herausgeragt.Daran waren Netze befestigt gewesen, deren Überreste jetzt noch zu sehen waren. Der Landsegler war vermutlich mit wehenden Netzen durch die Wüste gerast, um irgendetwas einzufangen. Aber was? 
    Als könnte er dort eine Antwort finden, schaute Bowman in den Sturm hinaus. Und er glaubte etwas zu sehen, das vorher nicht da gewesen war. Angestrengt spähte er in die Ferne und entdeckte eine Gestalt im herumwirbelnden Sand. Jetzt waren es zwei. Jetzt drei. Und sie näherten sich langsam. Sein Herz klopfte schneller. 
    »Kess«, sagte er. »Da kommen welche.« 
    Kestrel steckte die Karte ein und schaute in den Wind hinaus. Nun waren sie recht gut zu erkennen – dunkle Silhouetten, die sich gegen den trüben Himmel abzeichneten. Kestrel schaute sich um und bemerkte weitere Gestalten, die sich von den Seiten und von hinten näherten. 
    »Sie sind es«, sagte Bowman. »Ich weiß es.« 
    »Wer?«, fragte Mumpo. 
    »Die alten Kinder.« 
    Sofort begann Mumpo von einem Bein aufs andere zu hüpfen und wild mit den Armen herumzufuchteln. »Dann geb ich ihnen noch eins auf die Nase!«, rief er. 
    »Pass auf, dass sie dich nicht anfassen, Mumpo!« Kestrels Warnung hallte schrill durch den Wind. »Irgendetwas passiert, wenn sie einen berühren. Halte dich von ihnen fern!« 
    Die Gestalten kamen durch den Sandsturm – schlurf, schlurf, schlurf –, von allen Seiten näherten sie sich dem zerstörten Landsegler, an den sich die Kinder kauerten. Ab und zu drang eine Stimme durch den Wind zu ihnen – tief und beruhigend wie zuvor. 
    »Erinnert ihr euch an uns? Wir sind eure kleinen Helfer.« 
    Und von überall kam ihr tiefes, rollendes Lachen. 
    »Ihr wisst doch, ihr könnt uns nicht entkommen. Warum geht ihr also nicht mit uns nach Hause?« 
    Mumpo tanzte herum und schlug mit der Faust in die Luft. »Ich bin Kess’ Freund«, brüllte er. »Noch einen Schritt näher und ihr kriegt eins auf die Nase!« 
    Bowman schaute sich nach einer Waffe um. Er zog an einem halb vom Sand bedeckten Stück Mast, doch es rührte sich nicht. Inzwischen waren die alten Kinder so nah herangekommen, dass man ihre Gesichter erkennen konnte – diese unheimlichen runzligen Gesichter, die alt und kindlich zugleich aussahen. Schon streckten sie ihre faltigen Hände nach ihnen aus, um sie zu berühren. 
    »Oder sollen wir euch in den Schlaf streicheln?«, ließ sich die tiefe Stimme vernehmen. »Streichel, streichel, streichel, und dann wacht ihr alt auf – wie wir.« 
    Die anderen lachten darüber und der Wind erfasste ihr gackerndes Lachen und wirbelte es durch die Luft. 
    Wir müssen weglaufen, sagte Kestrel in Gedanken zu Bowman. Siehst du irgendwo eine Lücke in ihrem Kreis? 
    Nein. Sie sind überall. 
    Uns bleibt nichts anderes übrig. Wir können sicher schneller laufen als sie. 
    Währenddessen kamen die alten Kinder immer näher heran, schlurf, schlurf, schlurf, und zogen ihren Kreis immer enger. 
    »Paddel-paddel-kak!«, brüllte Mumpo und schlug in die Luft. »Wollt ihr eine platte Nase?« 
    Wenn Mumpo

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