Der Windsänger
und jedes von ihnen mit einem langen Tau an den Hauptmast gebunden. Die Taue waren dünn, aber sehr stark, und die Knoten fest und gut geknüpft. Eine Hakenstange wurde hinter ihnen an Bord geworfen. Wieder schallte Gelächter über das Flottendeck. Die Stange fiel krachend ins Innere des Schiffes, wo Bowman sie liegen ließ. Kestrel flüsterte Mumpo etwas zu. Er nickte, grinste und hob die Stange auf.
Gespannt und klar zum Angriff wartete die Kriegsflotte entlang der westlichen Seite Ombarakas auf den Befehl zum Aussetzen. Von ihrer schwankenden Korvette aus konnten die Kinder vor sich vierzehn der großen Schlachtkreuzer und hinter sich neun weitere Korvetten zählen. In der Ferne ragte das riesige Omchaka drohend auf und das Dröhnen der Schlachthörner aus Omchaka war zu hören.
Die beiden Mutterschiffe bewegten sich stetig aufeinander zu. Die Segel der Schlachtschiffe waren noch nicht gesetzt, doch die Segelsetzer warteten nur auf ihr Kommando. Kestrel drehte sich um und schaute an den steil aufragenden Decks und Galerien hinauf. Hunderte von Menschen – Frauen, Männer und Kinder – drängten sich an jedem Aussichtspunkt und blickten schweigend auf die Ebene hinaus. Weiter oben richteten die Wachposten ihre Fernrohre auf die Flottenhalterungen von Omchaka. Sie würden in dem Augenblick losschreien, in dem die Chakas mit dem Aussetzen begannen.
Alle warteten gebannt und nervös, während der Feind auf sie zurollte – alle außer Mumpo. Er ließ die Stange über seinem Kopf kreisen und lachte in sich hinein. Anscheinend begriff er gar nicht, dass ihn die Barakas hassten. Als sie die Fäuste schüttelten und ihm durch Gesten zu verstehen gaben, dass er in der Schlacht umkommen würde, winkte er fröhlich zurück und lachte weiter. Bowman und Kestrel verhielten sich dagegen still, weil sie so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich ziehen wollten. Sie untersuchten den Segelmechanismus und merkten sich, was der Arbeiter zu tun hatte, der das Schiff auf seinen Kurs bringen sollte.
Schließlich ertönte ein ferner Schrei, dann ein näherer und ein ganz naher.
»Fertig machen zum Angriff!«
Sofort waren die Teams auf dem Flottendeck in Bereitschaft und erwarteten ihre Befehle. Keine zwei Kilometer entfernt sahen sie das geschäftige Treiben auf den Flottendecks von Omchaka vor sich. Dann erklang von fern der Schlachtruf der Chakas, der an das dumpfe Tosen eines Wasserfalls erinnerte: »Cha-cha-chaka! Cha-cha-chaka!«
Zur selben Zeit entrollten sich die Segel der Chaka¬Kreuzer, der erste Kreuzer wurde auf die Erde hinuntergelassen und seine Segel blähten sich im Wind. Alle Bürger von Ombaraka beobachteten, wie das Chaka-Schiff losgemacht wurde und wie sich die Klingen in der Luft zu drehen begannen. Alle Blicke folgten ihm, als es schneller wurde und auf sie zuraste.
»Erster Abschuss!«
Auf diesen zackigen Befehl hin trat die eigene Flotte in Aktion. Geübt führte das Team des ersten Schlachtkreuzers das Manöver durch: Segel los, Klingen ausklinken, ein letztes Prüfen der Windrichtung, Feind orten, auf Kurs gehen. Ein kurzes Nicken des Orters und der Leiter des Teams gab das Startkommando: »Los!«
Die Halterungen schnappten auf. Der starke Wind zog das schwere Schiff vom Flottendeck herunter und trieb es auf seinen hohen Rädern davon. Die Segel blähten sich im Wind und die riesigen Klingen begannen sich zu drehen.
Als es den Windschatten des Mutterschiffs verließ, fuhr der Wind mit voller Kraft in die Segel und in das Horn an der Mastspitze. Der Schlachtkreuzer brauste zum tödlichen Angriff. Die Barakas feuerten ihn von jedem Deck und jeder Galerie aus mit ihrem Schlachtruf an: »Raka ka ka ka! Raka ka ka ka!«
Inzwischen waren ein zweiter und ein dritter Chaka-Kreuzer ausgesetzt worden. Alle Blicke folgten dem ersten Schiff und immer neue Befehle schallten über das Flottendeck, während ein Kreuzer nach dem anderen heruntergelassen wurde. Indessen verringerte sich der Abstand zwischen den beiden riesigen Mutterschiffen stetig.
Die Orter hatten ihre Sache gut gemacht. Die ersten beiden Kreuzer prallten Bug an Bug zusammen. Ihre gewaltigen Klingen verhakten sich ineinander und die Gefährte zerstückelten sich gegenseitig. Beifall brach unter den Zuschauern in Ombaraka los und ein ähnlicher Beifall schallte von den Decks Omchakas über die Ebene herüber. Auf die Entfernung konnte man nicht beurteilen, welcher der beiden Kreuzer den größten Schaden angerichtet
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