Der Windsänger
erschrockenes Schweigen senkte sich über die Decks und Galerien. Die Menschen schauten zu, wie ihre eigenen Korvetten mit den letzten Chaka-Kreuzern kollidierten, die noch unterwegs waren. Jetzt wurden Versenkungen nicht mehr bejubelt. Nur der wilde
Schlachtruf aus Omchaka wehte zu ihnen herüber.
»Cha-cha-chaka! Cha-cha-chaka!«
Dann geschah etwas Merkwürdiges. Die dritte Korvette, in der die Chaka-Spione saßen, machte in weitem Bogen kehrt. Erstaunt verfolgten die Zuschauer ihren Kurs. Zwei der Kinder machten sich an den Segeln zu schaffen, eines am Hauptsegel und eines am Klüver, dem dreieckigen Vorsegel. Das dritte Kind war auf die Spitze des Großmastes geklettert und schwenkte dort eine Stange. Die Korvette fuhr einen weiten Bogen aus dem Schlachtfeld heraus und dann wieder mitten hinein.
Während sie in Schwindel erregendem Tempo über die Ebene rasten, arbeiteten Bowman und Kestrel mit höchster Konzentration an den Segeln und versuchten die Korvette zu lenken. Bei der ersten Wende achteten sie noch darauf, dass alle vier Räder auf dem Boden blieben, doch bei der zweiten nahmen sie die Kurve enger und das Gefährt neigte sich ein wenig. Es klappte hervorragend. Was sie dabei lernten, tauschten sie lautlos aus.
Jetzt, wenden! Und herum! Kurve halten! Ja, so geht es!
Als sie den zweiten großen Bogen bewältigt hatten, wussten sie, dass sie die Korvette unter Kontrolle hatten. Sie warfen sich aufgeregte Blicke zu und staunten über die Kraft und Geschwindigkeit des Gefährts.
»Alles in Ordnung, Mumpo?«, rief Kestrel zur Mastspitze hinauf.
»Froh, froh, froh!«, trällerte Mumpo zurück und schwang den langen Haken um seinen Kopf herum. »Lasst uns angeln gehen!«
Der erste der geheimen Chaka-Kreuzer setzte auf dem Boden auf. Als er mit rotierenden Klingen losraste und einen Kurs einschlug, der an den herumliegenden Wracks vorbeiführte, wendeten Kestrel und Bowman und jagten ihm nach. Sie wollten nicht mit dem Kreuzer zusammenprallen, sondern ihn einholen.
Wende, Kess, wende! Und jetzt geradeaus!
Verblüfft verfolgten die Zuschauer in Ombaraka dieses Manöver. Auch die Chakas waren verdutzt und ihr Triumphgeschrei verstummte. Was war da los? Wollte die Korvette den Angriff des Chaka-Kreuzers unterstützen? So, wie die sehr viel leichtere Korvette neben den rumpelnden Kreuzer herraste, sah es genau danach aus.
Näher! Näher! Noch dichter heran…
Am Bug kümmerte sich Kestrel um die Wenden und vom Großmast aus steuerte Bowman so dicht wie möglich an den Chaka-Kreuzer heran. Auf keinen Fall durfte er in seine riesige rotierende Klinge geraten. Mumpo klammerte sich mit den Knien oben am Mast fest, streckte den Arm mit der Hakenstange aus und brüllte: »Näher heran! Näher!« Langsam arbeiteten sie sich so dicht an den Kreuzer heran, dass sie das Surren der Klingen im Wind hören konnten.
»Fischlein, Fischlein!«, rief Mumpo.
»Jetzt!«, schrie Kestrel.
Bowman zog an einer Seite vom Segel, so dass die Korvette plötzlich auf zwei Rädern weiterraste. Mumpo streckte sich vom Mast hinüber und hakte das Ende seiner Stange ganz oben in die Takelung des Schlachtkreuzers.
»Zurück! Zurück!«, schrie Kestrel.
Bowman ruckte am Großmast, die Korvette richtete sich auf und schwenkte vom Schlachtkreuzer weg, während Mumpo die Takelung am Haken hielt. Der Kreuzer kam ins Schlingern, Mumpo hakte seine Stange los und die Korvette schoss auf zwei Rädern davon. Der Schlachtkreuzer kippte krachend um und zerstückelte sich mit seinen eigenen Klingen.
Ein lautes Trampeln und Johlen brach in ganz Ombaraka los. Die Korvette richtete sich auf und fiel auf alle vier Räder zurück, so dass sich Mumpo am Mast wieder in der Senkrechten befand.
»Bravo, Mumpo!«, rief Kestrel zu ihm hinauf.
Und sie rasten zur nächsten Attacke. Ihre Augen leuchteten kampflustig und je öfter sie zuschlugen, umso verwegener wurden sie. Sobald einer der großen Kreuzer ausgesetzt wurde, stürzten sie sich auf ihn und brachten ihn zur Strecke wie ein Jagdhund seine Beute. Zweimal missglückte ihr Angriff, doch mittlerweile waren sie so geschickt, dass sie ein zweites Mal zuschlagen konnten, bevor der Kreuzer ihnen entkommen konnte. Und jeder Treffer wurde mit wildem Geschrei aus Ombaraka belohnt.
Auf der Kommandobrücke schaute Raka beeindruckt zu, er zupfte krampfhaft an seinem Perlengürtel.
»Das sind keine Chaka-Spione«, sagte er leise.
Vor seinen Augen
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