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Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Titel: Der Winter tut den Fischen gut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Weidenholzer
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ich finde die Tür auch ohne ihn. Kurt klatschte, als sich Maria und der Trainer trennten, der Trainer ging zur Videokamera, stellte sie ab, Maria dachte kurz daran, sich zu verbeugen, aber da hatte Kurt schon wieder zu klatschen aufgehört. Gut, wer möchte als nächstes, zögern Sie nicht, ein jeder kommt an die Reihe. Der Trainer trägt immer ein Hemd, das er in seine Hose steckt. Die Farben wechseln, ebenso die Länge der Ärmel, die der Trainer dem Wetter anpasst. Er hat seinen Scheitel auf der linken Seite, die Linie ist gerade gezogen, wahrscheinlich mit einem Kamm.
    Den zweiten Laden betreten Maria, Kurt und die beiden Frauen gemeinsam, weil es zu sehr regnet, als dass jemand draußen warten möchte. Ist doch egal, sagte Kurt, als sie beschlossen hatten, in der Gruppe zu gehen. Sei still, sagte die Brünette, wir verhalten uns wie Freunde, die am Nachmittag eine Bekannte besuchen, die Geburtstag feiert. Maria, Kurt und die beiden Frauen betreten einen Blumenladen, der so klein ist, dass sie den Verkaufsraum füllen. Die Verkäuferin kommt aus dem Raum hinter der Kassa, als die Glocke über der Tür klingelt. Die Verkäuferin telefoniert, sie sagt: Ich muss aufhören, ich habe Kundschaft. Die Blonde nimmt ihre Brille ab und wischt mit dem Jackenärmel darüber. Sie hält sie gegen das Licht, um zu überprüfen, ob sich Schlieren gebildet haben.
    Bitte, sagt die Verkäuferin, kann ich Ihnen helfen. Nein, sagt die Brünette, doch, sagt Kurt, nachdem er sich umgesehen hat, wir würden gern Thymian kaufen. Wir sind ein Blumenladen, sagt die Verkäuferin, wir führen nur Schnittblumen und einige Topfpflanzen, für Thymian müssen Sie in den Supermarkt, es tut mir leid. Was kostet das Katzengras bei Ihnen, fragt die Blonde, während Maria sagt: So ein Regen heute. Das ist sehr teuer, sagt die Blonde, nachdem ihr die Verkäuferin einen Preis genannt hat, am Bahnhof ist es weit günstiger. Ja, aber wir sind keine Blumenhandlung am Bahnhof, sagt die Verkäuferin, wir sind
Blumen Stefanie
, und
Blumen Stefanie
ist ein privat geführtes Unternehmen, was denken denn Sie, wie solche Preise zustande kommen. Die Blonde sagt, wissen Sie, und Kurt unterbricht sie: Wir sind zu einem Geburtstag eingeladen, wir würden gern drei gelbe Rosen kaufen. Langstielig, fragt die Verkäuferin. Ich weiß es nicht, sagt Kurt, eine mit wenig Stacheln bitte.
    Ich schreibe Bewerbungen in der Küche, dort steht der Tisch, sagt Kurt zu Maria später auf der Straße. Er zündet sich eine Zigarette an, Maria überlegt kurz, wie viele Zigaretten Kurt schon geraucht hat, sie holt die Wasserflasche aus ihrer Tasche. Ich hatte eine Thymianpflanze, sagt Kurt, ich musste eine Bewerbung schreiben. Ich habe, statt eine Bewerbung zu schreiben, eine ganze Thymianpflanze gegessen. Du kaufst Thymianpflanzen, fragt Maria. Nein, meine Mutter hat sie mir geschenkt. Deine Mutter schenkt dir Thymianpflanzen, fragt Maria. Ja, sagt Kurt, manchmal auch Rosmarin. Wie alt ist deine Mutter, fragt Maria. Dreiundachtzig, sagt Kurt, meine Mutter ist dreiundachtzig Jahre alt, sie ist noch sehr gut auf den Beinen. Von den Thymianpflanzen muss man zuerst die unteren Blätter ernten; reißt man die oberen ab, hat die Pflanze keine Kraft mehr zu wachsen. Du kennst dich mit Pflanzen aus, fragt Maria. Nein, nur mit Thymian, sagt Kurt. Ich mag Bäume, sagt Maria, Laubbäume, keine Nadelbäume. Warum keine Nadelbäume, fragt Kurt. Weil sie immer gleich bleiben, weil sie nicht rauschen. Am liebsten ist mir die Hainbuche, sagt Maria, die Hainbuche, wenn sie einzeln steht. Eine einzelne Hainbuche wächst in die Breite, sie braucht viel Platz, in einer Hecke kann sie sich nicht entfalten. Kurt überreicht Maria eine Rose. Danke, sagt sie, was machen die beiden noch da drinnen. Ich weiß es nicht, sagt Kurt, das ist doch alles Blödsinn, findest du nicht. Die schicken uns weg, um uns los zu werden, und wir, wir werfen unser Geld beim Fenster hinaus. Warum wurdest du gekündigt, fragt Kurt. Ich bin nicht gekündigt worden, antwortet Maria, es war einvernehmlich. Noch blöder, sagt Kurt, ganz blöd. Maria sagt nichts. Und deshalb warst du ein Monat vom Arbeitslosengeld gesperrt, sagt Kurt und schaut Maria an, die haben dich um ein Monat gebracht. Da kommen sie, sagt Maria, wo seid ihr so lange gewesen, fragt Kurt und streckt den beiden Rosen entgegen.

32 Achtung
    Haben Sie an irgendeiner Stelle einen Fehler gemacht? Behalten Sie stets die Macht über die Situation, indem Sie machen
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