Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)
eine Antwort finden. Sie sagt: Was möchten Sie wissen. Die Beraterin schaut abwechselnd auf den Bildschirm vor sich und Maria dahinter, sie fragt, haben Sie gesundheitliche Probleme, Maria schüttelt den Kopf, die Beraterin tippt. Sie sagt: Erfahrung bringen Sie mit, wie lange waren Sie bei
Moden Willert
, die Beraterin hält ein Lineal gegen den Bildschirm, neunzehn Jahre, sagt sie, und Maria nickt. Sie wissen, dass Sie drei Monatsgehälter mehr Abfertigung bekommen hätten, wenn Sie vier Monate länger geblieben wären. Maria nickt, das Telefon der Beraterin läutet, sie streicht die Haare hinter ihre Ohren, als sie abhebt. Maria schaut einstweilen auf den Kalender an der Wand. Nein, das wusste ich nicht, hätte sie sagen sollen, wie bitte, hätte sie schreien sollen, aber Maria will nicht, dass die Beraterin meint, sie sei uninformiert. Entschuldigung, sagt die Beraterin, als sie den Hörer auflegt, wo waren wir stehen geblieben. Bei Ihren Fähigkeiten. Sie bringen Erfahrung mit, das ist gut, ich würde vorschlagen, dass Sie einen Kurs besuchen, dort wird Ihr Lebenslauf überarbeitet, dort werden Ihre Computerkenntnisse aufgefrischt, haben Sie Computerkenntnisse, man braucht auch im Einzelhandel Computerkenntnisse, zum Beispiel, um Warenausgänge zu verbuchen. Maria nickt, sie sagt nicht, dafür war bei uns Herr Willert zuständig. Gut, ich buche Sie auf einen Kurs zu, sagt die Beraterin und greift erneut zum Telefon. Die Wände des Büros sind weiß, auch die Decke ist es, die Vorhänge sind aus gelbem Stoff.
Fall nicht
liest Maria auf der Kaffeetasse, die auf dem Schreibtisch der Beraterin neben einem Fläschchen homöopathischer Tropfen steht. Die Beraterin schreibt einen Termin auf einen Zettel, sie unterstreicht ihn drei Mal, dann legt sie auf. Kursstart ist nächste Woche, sagt sie, ich drucke Ihnen eine Einladung aus, den Betreuungsplan gebe ich Ihnen mit. Danke, sagt Maria und wartet ab, bis die Beraterin ihre Arbeit erledigt hat. Ob das ihre Naturhaarfarbe ist, überlegt sie, als sie der Beraterin beim Tippen zusieht, ein schönes Blond, aber nur wenige Menschen sind von Natur aus blond. Außerdem werden die Haare im Lauf des Lebens immer dunkler, überlegt Maria, dunkler und dann wieder hell, weil die Haare ihre Farbpigmente verlieren. So, sagt die Beraterin und nimmt die Zettel aus dem Drucker, wir sehen uns nach dem Kurs wieder, ich habe Ihnen den Termin aufgeschrieben.
Als Maria aufsteht, schiebt sie den Sessel nach hinten, sie sagt: Vielen Dank, bis zum nächsten Mal. Alles Gute, sagt die Beraterin, lassen Sie bitte die Tür offen, wenn Sie gehen. Maria sieht, wie die Beraterin das Fenster öffnet, nachdem sie den Raum verlassen hat. Sie dreht den Kopf zur Seite und riecht an ihrer Achsel, die Zettel faltet sie zweimal, dann steckt sie sie in ihre Handtasche. Der Mann, der vorhin seine Ellbogen auf den Sessel gestützt hat, legt nun seinen Kopf auf die Lehne. Schläft er, denkt Maria und beschleunigt ihre Schritte, um das Amt schnell hinter sich zu lassen. Eine Angst hat Maria überkommen, dass jemand mit einer Waffe um sich schießen könnte. Aber solche Ängste sind unbegründet, denkt sie, in New York könnte es so kommen, aber nicht hier. Das kommt vom vielen Fernsehen, denkt sie, und dann: Das könnte kein Krimi sein. In einem Krimi weiß man nicht, wer der Mörder ist.
29 Manchmal
Es gibt Tage, an denen man sich wünscht, es wäre jemand hier, der einem über den Kopf streicht. Egal, wie schmutzig die Hände sind, Hauptsache, sie sind groß.
28 Als ob
Der Unterschied zwischen einem Traum und einem Ziel ist die Tat. Finde heraus, was funktioniert, und mache mehr davon. Wenn sich etwas ändern soll, mach etwas anders. Wer hohe Türme bauen will, muss lange am Fundament verweilen. Don’t tie yourself to history, tie yourself to your potential. Mache das Einfache und verliere das Große nicht aus den Augen. Wer sein Ziel kennt, findet den Weg. Du weißt nicht, wie weit deine Kräfte gehen, bis du es versucht hast. Grabe den Brunnen, bevor du Durst hast. Wirklich gut wird man erst, wenn einmal etwas danebengegangen ist. Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab. Fange nie an aufzuhören
.
27 Ein Geschenk
Das Buch liegt unten in der Tasche. Ganz unten, dort, wo man kein Buch vermutet, zumindest keines, das man auf eine Zugreise mitnimmt, um es zu lesen. Maria ärgert sich. Maria ärgert sich über die Schwester, die
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