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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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Pflanze in mindestens einem Fall sämtliche Einzelheiten des Organismus vorhersagen können, der sich aus dieser Eizelle entwickelt, einschließlich eventueller Abnormitäten.« Glauben Sie das auch? Wie viel würden Sie darauf setzen?

    Wenn Sie glauben, dass Gene Organismen »programmieren«, wie funktionieren dann Ihrer Meinung nach diese Programme?

    Glauben Sie, dass man die Vererbung von Form und Verhalten irgendwann anhand mathematischer Modelle wird erklären können? Falls ja, sind Organismen dann »materialisierte« Mathematik?

    Wie könnte aus Ihrer Sicht das Problem der fehlenden Erblichkeit gelöst werden?
    Zusammenfassung
    Gene werden insofern überschätzt, als Formen und Verhaltensweisen von Organismen in ihnen nicht »kodiert« oder »programmiert« sind. Sie geben die Abfolge der Aminosäuren in Eiweißmolekülen vor und manche sind an der Steuerung der Eiweißsynthese beteiligt. Das Humangenomprojekt und andere Genomprojekte haben die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllt, weil sie von falschen Annahmen über die Bedeutung von Genen ausgingen. Vererbung könnte eher auf ordnenden Feldern mit eigenem Gedächtnis beruhen. Außerdem können erworbene Eigenschaften bei Pflanzen und Tieren epigenetisch vererbt werden, also nicht durch Genmutation, sondern durch Modifikation dessen, was wissenschaftlich Expression der Gene genannt wird. Wachstums- und Verhaltensgewohnheiten können über das kollektive Gedächtnis der Art vererbt werden, aus dem jedes Individuum schöpft und zu dem es wiederum beiträgt: Was ein Organismus an Formen und Verhaltensweisen erbt, ist nicht durch Gene, sondern durch morphische Resonanz vorgegeben. Morphische Resonanz könnte auch das Medium der kulturellen Vererbung sein, die sich nur graduell und nicht grundsätzlich von der Vererbung der Formen und Instinkte unterscheidet.

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    7 Werden Erinnerungen als materielle Spuren gespeichert?
    Ein Gedächtnis zu haben, das ist uns so vertraut wie das Atmen. Bei allem, was wir tun, sehen und denken, spielen Gewohnheiten und Erinnerungen mit. Dass ich dieses Buch schreiben kann und Sie es lesen können, setzt ein Gedächtnis für Wörter und ihre Bedeutungen voraus. Wenn ich mit dem Fahrrad fahre, hängt mein Vermögen dazu von einem unbewussten Gewohnheitsgedächtnis ab. Ich kann mir gelernte Fakten in Erinnerung rufen, zum Beispiel 1066 als das Jahr der Schlacht von Hastings; ich kann Menschen wiedererkennen, denen ich vor Jahren begegnet bin; ich erinnere mich an bestimmte Erlebnisse während meines Kanadaurlaubs letzten Sommer. Das sind Erinnerungen unterschiedlicher Art, aber an allen sind Einflüsse aus der Vergangenheit beteiligt, die sich für mich in der Gegenwart auswirken. Bei allem, was wir erleben, spielen Erinnerungen mit. Und zweifellos haben auch Tiere ein Gedächtnis.
    Wie funktioniert das Gedächtnis? Die meisten Menschen gehen schlicht davon aus, dass Erinnerungen irgendwie als materielle Spuren im Gehirn gespeichert sein müssen. Im alten Griechenland dachte man sich diese Spuren als so etwas wie Abdrücke in Wachs. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts glaubte man, Erinnerungen seien so etwas wie die Drahtverbindungen in Telefonschaltzentralen. Heute glauben wir, dass unser Gedächtnis ungefähr so funktioniert wie die Datenspeicherungssysteme in Computern. Die Metaphern ändern sich, aber die Spurentheorie bleibt und wird von den meisten Wissenschaftlern und Laien geteilt.
    Nach materialistischer Auffassung müssen Erinnerungen zwangsläufig als Spuren im Gehirn gespeichert sein. Wo sollten sie sich sonst befinden? Hier der Neurowissenschaftler Steven Rose zur landläufigen Sicht der Dinge:

    Erinnerungen sind irgendwie »im« Geist und folglich für einen Biologen »im« Gehirn. Aber wie? Zum Gedächtnis müssen mindestens zwei verschiedene Vorgänge gehören, nämlich zum einen, dass wir etwas über unsere Umwelt lernen, und zum anderen, dass wir es uns später wieder in Erinnerung rufen können. Daraus schließen wir, dass zwischen der Erfahrung und dem Erinnern etwas dauerhaft niedergelegt sein muss, das heißt eine
Erinnerungsspur
im Gehirn. [336]

    Das wirkt ganz unproblematisch und scheint auf der Hand zu liegen. Zweifel erscheinen unangebracht. Trotzdem, die Spurentheorie des Gedächtnisses ist überaus problematisch. Etwas weiter gedacht, stößt sie auf verheerende logische Probleme, ganz davon abgesehen, dass nach mehr als einem Jahrhundert Forschung und dem Einsatz

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