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Der Wolf

Der Wolf

Titel: Der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Installationsarbeit unablässig in unheilvollem Ton darüber schwadroniert, dass man gar nicht genug auf seine Sicherheit achten könne und die meisten keine Ahnung hätten, welche Gefahren da draußen lauerten, bis es ihm schließlich gelang, Karen ein noch sichereres Modell zu verkaufen, dessen monatliche Gebühr von ihrer Kreditkarte abgebucht würde.
    Danach war sie sämtliche Empfehlungen des Polizisten im Einzelnen durchgegangen: Einen Hund anschaffen. Nein, das hatte sie nicht getan, doch sie zog es in Erwägung. Eine Schusswaffe besorgen. Nein, auch das hatte sie nicht – noch nicht – getan, doch sie dachte darüber nach. Einen Privatdetektiv einschalten. Hatte sie noch nicht getan, doch sie spielte mit dem Gedanken. Tatsächlich, wurde ihr jetzt bewusst, zog sie alle möglichen Schritte in Erwägung, ohne sie zu unternehmen.
    Wie sollen diese Maßnahmen dafür sorgen, dass ich am Leben bleibe?
Lag es nicht nahe, dass der Böse Wolf genau dieselben Ratgeberseiten angeklickt, dass er dieselben Worte gelesen und zu denselben Schlüssen gelangt war?
    War er nicht bestens darüber im Bilde, wozu sämtliche Fachleute rieten?
    Wie intelligent war er?
    Diese – und die anderen Fragen – beantwortete sie sich lieber nicht.
    Stattdessen zwang sie sich mit weitaus größerer Überwindung als gewöhnlich aus dem Bett und durchquerte das Schlafzimmer, um die Alarmanlage auszuschalten. Sie hatte schwere Beine und einen steifen Nacken. Sie fühlte sich, als hätte sie am Vortag bei einem Autounfall jede Menge blaue Flecken abbekommen.
    In den zwei Tagen, seit die Alarmanlage in Funktion war, hatten die Katzen sie schon zwei Mal ausgelöst, was bedeutete, dass Karen sich entweder von Martin und Lewis trennen oder sie gegen Katzen weniger störanfällig machen musste, ein scheinbar unlösbares Problem. Die Sache machte ihr so zu schaffen, dass sie zum ersten Mal seit Jahren an ihrer Trainingsmatte vorbei direkt ins Bad lief.
    Sie genoss das warme Wasser und den Schaum, der ihr über den Körper lief.
    Sie wusch sich gründlich und seifte jede Stelle, die sie erreichen konnte, ein Mal, zwei Mal und schließlich ein drittes Mal ein, als könnte Seife die anhaltende Erschöpfung nach der unruhigen Nacht wegspülen. Mit einer Hand stützte sie sich an der Fliesenwand ab, um im kräftigen Wasserstrahl das Gleichgewicht zu wahren. Ihr war ein wenig schwindelig.
    Sie hatte die Augen geschlossen, als ein Geräusch sie aufschreckte.
    Es war kein Geräusch, das sie zuordnen konnte, nichts Eindeutiges wie das Schlagen einer Autotür oder ein Radio, das eingeschaltet wurde. Es war nicht laut – kein Krachen oder Scheppern. Eher wie das erste, leise Pfeifen eines Wasserkessels oder ein Windstoß in den Zweigen eines Baums.
    Sie riss die Augen auf und blieb reglos stehen. Der Adrenalinstoß war so heftig, dass sie innerlich in rasender Geschwindigkeit herumzuwirbeln schien, während sie äußerlich wie gelähmt war. Der Dampf hüllte sie in Nebel, und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Der Wasserstrahl war zu laut, als dass sie etwas hören konnte. Sie reckte den Kopf nach vorn und horchte.
    Doch außer der prasselnden Brause nahm sie nichts wahr. Sie streckte die Hand nach dem Griff aus, um sie abzustellen, zögerte jedoch.
    Was war das? Was hast du gehört?
    Ihre Finger umklammerten den Griff.
    Im selben Moment war sie sich ihrer Nacktheit bewusst – triefend nass, ausgeliefert.
    Sie spitzte die Ohren, versuchte, das Geräusch einzuordnen.
    Es war nichts. Nichts. Du bist allein und nervös.
    Außer dir ist kein Mensch im Haus. Wie immer. Nur zwei Katzen. Vielleicht haben die das Geräusch gemacht. Vielleicht haben sie eine Lampe oder einen Bücherstapel umgestoßen. Wäre nicht das erste Mal.
    Sie glaubte kein Wort von dem, was sie sich einzureden versuchte.
    Obwohl sie in einer Dampfwolke stand, schien das Wasser nicht länger warm, sondern plötzlich eiskalt zu sein. Sie holte tief Luft und schaltete die Dusche aus. Reglos stand sie in der Kabine und lauschte.
    In ihrem Kopf überschlugen sich die widersprüchlichsten Gedanken.
    Es war nur ihre Angst. Da war nichts.
    Reiß dich zusammen. Geh da raus. Benimm dich wie ein erwachsener Mensch und nicht wie ein kleines Kind.
    Das ist ein Klischee. Wie in einem schlechten Horrorfilm. Fehlt nur noch die unheilvolle Hintergrundmusik, so was in der Art von John Williams im
Weißen Hai.
    Dann ein komplizierterer Gedanke: Hast du die Alarmanlage richtig ausgeschaltet?
    Sie

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