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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Aufenthaltsort war für alle Augen gut sichtbar, und die Chance, dass jemand vorbeikam, stand recht hoch. Sie hoffte inständig, dass das reichen würde, um Egan davon abzuhalten, sich ihr mit Gewalt zu nähern.
    »Wo sind Eure Wachen?«, fragte Egan barsch.
    »Ich gehe in die Küche«, erwiderte sie so gelassen wie möglich. »Warum sollte ich dabei Wachen brauchen?« Allerdings befürchtete sie, dass es ihre Wächter teuer zu stehen kommen würde, dass sie sie unbeobachtet hatten herumstreifen lassen, und dass sie danach weitaus wachsamer sein würden – ausgerechnet jetzt, wo sie es so nötig gehabt hätte, dass sie ihre Pflicht zunehmend lockerer nahmen.
    Egan kniff die Augen zusammen, offenbar bemüht, sich etwas einfallen zu lassen, um den wahren Grund, warum sie ständig beobachtet wurde, nicht zu enthüllen. Doch den Grund kannte Annora ganz genau: Ihr sollte nichts zu Ohren kommen, was sie veranlassen könnte, Donnells Recht, Laird von Dunncraig zu sein, in Abrede zu stellen. Männer, die etwas zu verbergen hatten, hielten es immer für notwendig, alle um sie herum genau zu beobachten nach einem Hinweis, ob sie etwas von ihren Geheimnissen wussten. Doch natürlich hatten weder Donnell noch Egan ihr das jemals erklärt. Obwohl es sie kränkte, dass die beiden sie für so einfältig hielten, nicht zu erraten, warum sie so sorgfältig bewacht wurde, war sie auch froh darüber. Je weniger Klugheit man ihr zutraute, desto kleiner war die Gefahr, in der sie schwebte.
    »Ihr müsst vor den Männern beschützt werden«, sagte Egan schließlich. »Vielleicht wissen ja einige noch nicht, dass Ihr mir gehört.«
    »Ich gehöre Euch nicht«, fauchte sie.
    »Oh doch, das tut Ihr. Selbst Donnell meint …«
    »Egan, kann ich kurz mit dir reden?«, erklang auf einmal Donnells kalte, harte Stimme. Er trat zu ihnen und bedachte Annora mit einem Blick, als ob er ihr die Schuld an Egans zu freizügiger Rede gäbe. Sie erbebte innerlich. »Hast du nichts zu tun?«, fuhr er sie unwirsch an.
    Annora wandte sich stumm ab und eilte in die Küche. James zufolge sollte Egan ihr nicht erzählen, dass sie ihm versprochen war. Offenbar hatte Donnell das Gefühl gehabt, Egan wäre kurz davor gestanden, seinen Befehl zu missachten. Sie bezweifelte, dass Egan wegen dieser Ungebührlichkeit allzu viel zu befürchten hatte, denn er und Donnell kannten sich von Kindesbeinen an und wussten viel zu viel übereinander und über ihre jeweiligen Geheimnisse. Doch die nächsten paar Minuten würden für Egan bestimmt sehr unerfreulich werden. Mit dieser Genugtuung musste sich Annora einstweilen zufriedengeben.
    In der Küche musste sie erst eine Weile suchen, bis sie Big Marta gefunden hatte. Weitere kostbare Zeit verstrich, bis sie die Frau überzeugt hatte, sich mit ihr an einen ungestörten Ort zurückzuziehen. Doch schließlich siegte die Neugier der Köchin, und sie führte Annora in ein Kämmerchen im rückwärtigen Teil der Küche, wo die teureren Lebensmittel, Dinge wie Gewürze und gute Weine, aufbewahrt wurden.
    »Und worüber wollt Ihr mit mir reden?«, fragte Big Marta. Sie entzündete ein paar Kerzen, dann schloss sie die Tür der Kammer. »Ich wollte gerade ins Bett«, erklärte sie und deutete auf den hintersten Teil des Raums.
    Annora machte große Augen, als sie das kleine Bett erblickte. »Du schläfst hier?«
    Big Marta zuckte mit den schmalen Schultern. »Das ist leichter, als zurück ins Dorf zu laufen, zu versuchen, in der vollen Kate meines Sohnes zu schlafen, und dann noch vor Sonnenaufgang wieder oben im Keep zu sein. Außerdem riecht es hier besser. Also, was habt Ihr mir zu sagen, was kein anderer hören darf?«
    »Eigentlich wollte ich dir ein paar Fragen über Mary stellen«, erwiderte Annora.
    »Warum?«
    »Ich denke, sie spielte eine große Rolle bei der Ränke, mit der mein Cousin seinen Hintern auf den Stuhl des Lairds hieven konnte.«
    »Ach so? Und wie kommt Ihr darauf?«
    Annora spürte, dass die Frau ihr etwas zu verheimlichen versuchte und sorgfältig auf ihre Worte achtete. Big Marta wusste etwas über Mary, was sie anderen ganz offenkundig nicht sagen wollte, abgesehen vielleicht von James. Sie musste der Frau wohl mehr erzählen, bevor diese ihr so weit vertraute, dass sie ihr sagen konnte, was sie wusste.
    »Meggie hat ein kleines Buch in einem alten Baum gefunden«, sagte sie schließlich.
    »Was für ein Buch?«
    »Eines, in das Damen gern schreiben, dem sie ihre Geheimnisse anvertrauen und in dem sie

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