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Der Wolf

Der Wolf

Titel: Der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Zimen
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Wölfe
mit ähnlicher Ortsbindung gehabt hätten ? Das ermittelte
Maß ihrer gegenseitigen sozialen Bindung wäre nach der
verwendeten Meßmethode sehr hoch gewesen. Wenn auch
ein warmes Federbett nicht unbedingt der bevorzugte Ort
normaler Wölfe ist, so zeigt diese Erfahrung doch, daß es
bei Wölfen eine Ortsbindung geben kann, die dazu führt,
daß die Tiere häufig beisammen angetroffen werden, ohne
daß ihre gegenseitige Bindung dieser Häufigkeit entspricht.
Diese Gefahr von Mißdeutung dürfte allerdings bei einer
so mobilen Tierart wie dem Wolf, der ständig unterwegs
ist, relativ klein sein. Nur bei den jungen Welpen ist eine
wirkliche Ortsbindung an die Höhle und ihre Umgebung
zu beobachten.
    Bei den Gehegewölfen waren ebenfalls gewisse Ortsbindungen festzustellen. So legten sich die Wölfe zum Schlafen bevorzugt in den oberen Teil des Geheges, möglichst
weit weg von der Besuchertribüne, an Stellen, wo ein Überblick über das Gelände möglich war. Die ausgestoßenen
und verfolgten Wölfe wiederum hielten sich alle gerade
an dem Felsen um die Besuchertribüne auf. Hier waren sie
vor Überfällen sicherer, denn die Rudelwölfe mieden diesen Platz, weil sie bei ihren Angriffen durch die Nähe von
Menschen verunsichert und abgelenkt wurden. Daher hielten sich einige der ausgestoßenen Wölfe relativ eng beieinander auf, ohne daß sie untereinander besonderen sozialen
Kontakt aufnahmen.
    Eine weitere Möglichkeit von Mißdeutungen bei dieser
Methode, Bindung durch Abstandsmessung zu ermitteln,
ist gegeben durch den nicht seltenen Fall einer starken Bindung von zwei Tieren zu einem dritten. Die beiden Wölfe
halten sich infolgedessen häufig zusammen auf, ohne daß
sie eine starke Bindung zueinander haben müssen. Wenn
das Tier, an das sie beide gebunden sind, verschwindet,
gehen sie womöglich auch auseinander. Schließlich muß
der enge Zusammenhalt zweier Wölfe nicht bedeuten, daß
sie beide zueinander eine enge Bindung haben. Es reicht ja,
wenn nur einer die Nähe des anderen sucht. Um Richtung
und Stärke von Bindungen wirklich zu ermitteln, muß man
daher auch das sonstige Verhalten der Tiere untereinander, und hier vor allem die Häufigkeit der sozialen Kontaktnahmen, berücksichtigen.
Einfluß des Alters
    Über die Bindungen der Mutter und der restlichen Rudelmitglieder an die Welpen haben wir schon einiges erfahren.
Im Gehege blieb die Mutter in den ersten Tagen nach der
Geburt fast ausschließlich bei ihren Welpen; erst allmählich entfernte sie sich weiter und für immer längere Zeit.
Wenn die Welpen etwa drei Wochen alt waren, kehrte sie
oft nicht mehr in die Höhle zum Schlafen zurück, sondern
lag außerhalb der Höhle und ging nur zu den Welpen, um
Milch zu geben. Auch die adulten und die juvenilen Rudelmitglieder zeigten großes Interesse für die Höhle der Neugeborenen. In den folgenden Monaten war der Aufenthaltsort der Welpen das Zentrum des Rudels.
    Diese Bindung zu den Welpen und ihrem Aufenthaltsort
nahm plötzlich wieder stark ab, und zwar, als die Welpen
in ihrem fünften Monat, also Ende August/Anfang September, schon einigermaßen groß und selbständig waren
und nicht selten auch für die Älteren recht lästig werden
konnten. Im späten Herbst schliefen dann die Älteren wieder zunehmend häufiger in der Nähe der Welpen. Jetzt ging
die Bindung aber weitgehend von den Welpen aus, die dem
Rudel im Gehege folgten und sich deshalb auch dort hinlegten, wo die Älteren sich zum Schlafen zusammenrollten. Aus der Beziehung zwischen den älteren Wölfen und
den Welpen hatte sich eine Beziehung zwischen Rudelmitgliedern entwickelt.
    Die adulten und die juvenilen Wölfe veränderten ihr Verhalten gegenüber den Welpen also im Spätsommer. Wie
war es aber bei den Welpen ? Zuerst hielten sie untereinander eng zusammen. Auch von den älteren Tieren entfernten sie sich, wenn möglich, kaum. Es war nicht schwierig, mit allen Tieren bis spät in den Herbst hinein frei im
Gelände zu laufen, da sich kaum ein Welpe weiter als hundert Meter entfernte. Erst im Alter von etwa zehn Monaten,
also in ihrem ersten Winter, wurden sie schnell selbständiger. In freier Wildbahn ist es nicht anders. In den frühen
Herbstmonaten verlassen die Welpen ihr Aufzuchtgebiet
und folgen dem Rudel auf zunehmend längeren Wanderungen. Im ersten Winter gehen sie dann immer häufiger
eigene Wege, und einige wenige verlassen jetzt sogar für
immer ihr Rudel.
    Die Beobachtungen zeigen, daß dem Prozeß der

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