Der Wolfsthron: Roman (German Edition)
blaublütigen Magiern, darunter auch den Gryphons. Han war überrascht, als er Adam Gryphon entdeckte, seinen ehemaligen Lehrer, der in seinem Rollstuhl bei den anderen saß. Han hatte ihn bisher bei keiner der anderen Partys gesehen, und er schien auch jetzt nicht gerade glücklich zu sein. Gryphon beobachtete Han und Fiona mit vor Verwirrung zusammengezogenen Brauen.
Fiona zupfte an Han’s Arm und zog seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Macht Euch nichts aus ihnen. In ihren Augen spioniere ich Euch aus«, sagte sie. »Ich soll Euer Vertrauen gewinnen.«
»Ihr sollt es gewinnen?« Er wölbte eine Braue. Als wenn das je möglich wäre.
»Kommt Ihr jetzt?« Fiona machte eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf in Richtung Tanzfläche.
Sie gab ihm wieder Befehle. Ihre typische Angewohnheit.
Nun, dachte Han. Mich interessiert natürlich, was sie vorhat. Er nahm ihren Ellenbogen und führte sie zu den Tanzenden.
Ein paar Minuten lang zogen sie schweigend ihre Kreise über die Tanzfläche.
»Nun?«, fragte Han.
»Wo habt Ihr Tanzen gelernt?«, fragte Fiona. »Ihr seid besser, als ich gedacht hätte.«
»Ich bin immer besser, als die Leute gedacht hätten«, gab Han zurück. Er achtete nach wie vor auf Abstand zwischen ihnen.
»Das habe ich inzwischen verstanden«, flüsterte Fiona. »Mir wird allmählich klar, dass Ihr … großes Potenzial habt.« Sie schwieg einen Moment. »Es war brillant, Euch in den Rat berufen zu lassen«, fuhr sie dann fort. »Auch wenn es auf meine Kosten war. Wie habt Ihr die Königin nur dazu gebracht?«
»Ich kann sehr überzeugend sein«, sagte Han. »Ihr wärt überrascht.« Missy Hakkam stand am Rand der Tanzfläche und plauderte mit einer Gruppe von Blaublütigen, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Sie schwebten an Raisa vorbei, die mit Nightwalker tanzte. Er hielt keinen Abstand zu seiner Tanzpartnerin. Raisa hielt die Augen geschlossen, und ihr Kopf ruhte auf Nightwalkers Schulter.
Han konnte nicht anders. Er zog Fiona näher zu sich heran und gestattete seinen Fingern, etwas Hitze zu verströmen.
Mit halb geschlossenen Augen lächelte Fiona und schnurrte wie eine Katze vor einem warmen Kamin. »Habt Ihr mein Angebot von Odenford noch einmal überdacht?«, fragte sie und schlang ihre Hände um seinen Nacken. Sie ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken.
»Dass ich Euch mein Amulett überlasse?«, fragte Han. »Und Ihr Königin der Fells werdet?«
»Ich habe bemerkt, dass Ihr es in der letzten Zeit nicht tragt«, sagte Fiona und sah auf seine Brust, wo das Einsame-Jäger-Amulett hing.
»Ich trage es«, erwiderte Han. »Nur nicht dort, wo Ihr es sehen könnt. Angesichts der vielen Bayars hier wäre das in etwa so, als würde ich mit einer Börse voller Gold vor einem Taschendieb herumwedeln. Und falls irgendjemand daran denkt, in meine Räume einzudringen, kann ich nur davon abraten.«
Sie lachte. »Wenn ich jemanden schicke, sorge ich dafür, dass er verzichtbar ist.« Sie machte eine Pause, und das Lächeln verschwand. »Ich habe nicht vergessen, dass Ihr mir in Aediion das Leben gerettet habt. Ich stehe in Eurer Schuld.«
Davon werde ich mir doch glatt einen Schweineschinken kaufen können, wenn ich noch ein Kupferstück drauflege, dachte Han.
Han musterte wieder den Tisch der Bayars, als sie daran vorbeitanzten. Adam Gryphon lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten und legte den Kopf in den Nacken, während er den Blick seiner blaugrünen Augen nicht von Han und seiner Tanzpartnerin abwandte.
Oh. Richtig, dachte Han. Gryphon hat es ja auf Fiona abgesehen. Ist er deshalb nach Hause gekommen – um ihr den Hof zu machen? Keine Sorge, Master Gryphon, ich werde Euch bestimmt nicht im Weg stehen.
»Ich bin überrascht, dass Adam Gryphon ebenfalls hier ist«, sagte Han.
»Seine Eltern haben ihn zurückgeholt, damit er den Platz der Familie im Magierrat einnehmen kann«, antwortete Fiona. »Aber es wäre besser für ihn gewesen, wenn er da geblieben wäre, wo er war. Die Gryphons machen sich etwas vor, wenn sie glauben, dass es irgendeine Chance gibt, dass er es jemals …« Sie schloss abrupt den Mund, als hätte sie es sich anders überlegt und wollte nun lieber nicht mehr aussprechen, was ihr eben noch auf der Zunge gelegen hatte. »Vergesst Adam. Reden wir über uns. Was wäre, wenn ich Euch ein anderes Angebot unterbreiten würde? Wärt Ihr interessiert?« Sie sah zu ihm auf, die Lippen leicht geöffnet.
»Inwiefern anders?«, fragte Han. »Ein besseres,
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