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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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nicht kümmern muss? Der Tag hat einfach nicht genügend Stunden.
    Raisa ging gerade durch die Gärten zum Schloss zurück, hinter sich ihre Truppe von Wachen, als sich jemand aus den Schatten löste und auf den Pfad trat. Raisa machte einen Schritt zurück, während überall um sie herum geräuschvoll Schwerter gezückt wurden.
    Es war Micah Bayar.
    »Micah. Keine gute Idee, mich derart zu überraschen«, sagte Raisa. Sie berührte ihren Dolch und warf zugleich einen Blick auf ihre Hand, um nachzusehen, ob der Grauwolf-Ring an ihrem Finger saß. »Was wollt Ihr?«
    »Mit Euch sprechen, Raisa, mehr nicht«, erwiderte Micah und drehte seine seitlich herabhängenden Hände so, dass sie die leeren Handflächen sehen konnte. Sein Blick fiel auf ihre bis an die Zähne bewaffnete Eskorte. »Allein.«
    »Das ist unmöglich«, wehrte Raisa ab. »Ich bin sicher, dass Ihr das versteht.«
    »Bitte, hört mich an«, sagte er. »Und denkt sorgfältig über das nach, was ich sage.« Er hob seine Stimme und rief laut: »Ich werde jetzt mein Amulett abnehmen, also stecht mich bitte nicht ab.« Langsam, den Blick auf die Grauwölfe gerichtet, zog er sein Amulett über den Kopf und legte es auf eine Steinbank im Garten. Dann setzte er sich an das andere Ende der Bank und legte seine Hand auf den Platz neben sich. »Bitte, setzt Euch zu mir. Eure Wache kann in Sichtweite bleiben, aber weit genug weg, sodass uns niemand zuhören kann. Wenn ich irgendetwas tun sollte, können sie immer noch angerannt kommen und mir den Kopf abhacken.«
    Raisa zögerte; sie biss sich auf die Lippe. »Woher weiß ich, dass Ihr nicht noch irgendwo an Eurem Körper ein anderes Amulett versteckt habt?«, fragte sie.
    Micah lächelte schwach. »Habt Erbarmen, Eure Hoheit. Ich könnte mich natürlich weiter entkleiden, aber es ist kühl heute Abend. Abgesehen davon scheint Ihr gegenüber jeder Form von Magie, die ich beschwören könnte, immun zu sein.« Er wölbte eine Braue.
    Raisa zog in Erwägung, ihm mitzuteilen, dass ihre Wache alles hören konnte, was immer er zu sagen hatte. Und zugleich stellte sie fest, dass sie neugierig war zu erfahren, was Micah nicht vor ihrer Wache sagen wollte. Sie hatte das Gefühl, dass es ihr nützen könnte.
    Raisa fragte sich, was Amon und Han von dieser Idee halten würden. Dann beschloss sie, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen.
    »In Ordnung«, stimmte sie zu. Dann wandte sie sich an ihre Wache: »Bleibt da stehen und bleibt wachsam.«
    Raisa ging zu der Bank und setzte sich neben Micah, und zwar so, dass etwas Platz zwischen ihnen blieb. »Worum geht es?«
    Micah musterte sie einen langen Moment. »Ich bin entwaffnet, Eure Hoheit. Ich habe keine meiner gewöhnlichen Waffen zur Verfügung.«
    »Ihr seid nie ganz ohne Waffen«, erwiderte Raisa.
    Er neigte den Kopf zu den Wachen hin. »Was ich meine, ist, dass ich es nicht gewohnt bin, hübsche Mädchen unter so vielen Augen zu treffen.«
    Raisa erhob sich halb. »Für so etwas haltet Ihr das hier also? Wenn das so ist …«
    »Bitte. Setzt Euch wieder.« Micah winkte sie zurück. »Ich entschuldige mich. Es scheint, als wüsste ich nicht mehr, wie ich mit Euch sprechen soll.«
    »Ihr könntet damit anfangen, mir die Wahrheit zu sagen.« Raisa zog sich ihre Jacke fester um die Schultern. »Ich bin erwachsen geworden. Ich reagiere nicht mehr auf Schmeicheleien.«
    »Ich sage die Wahrheit. Aber ich vermute, dass Ihr nach einer anderen sucht.« Er sah auf seine Hände hinunter. »Ich möchte von vorn beginnen«, sagte er dann. »Ich möchte um Erlaubnis bitten, Euch den Hof zu machen.«
    Raisa starrte ihn wortlos an. Das war das Letzte, womit sie gerechnet hatte. »Nach allem, was zwischen uns passiert ist, erwartet Ihr von mir, dass ich Euch als Bewerber in Betracht ziehe?«, fragte sie schließlich.
    »Ich bin es leid, mich Euch aufzudrängen. Ich bin so etwas nicht gewohnt, und es ist entwürdigend.«
    »Es gibt viele Mädchen am Hof. Wieso wollt Ihr Euch unbedingt mir aufdrängen?«, fragte Raisa. »Steht Ihr unter dem Druck Eures Vaters?«
    Micah sah sie einen Augenblick lang an, dann zuckte er mit den Schultern. »Ja«, sagte er. »Wenn Ihr die Wahrheit wissen wollt. Aber deshalb bin ich nicht hier. Ich habe meine eigenen Gründe.«
    Raisa entdeckte einen Schmutzfleck auf ihrer Reithose, auf der Innenseite ihrer Oberschenkel. Sie leckte sich den Daumen und rieb daran, dann hob sie den Blick und stellte fest, dass Micah sie ansah. Sie schloss die Knie und legte die

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