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Der Wolfstrank

Der Wolfstrank

Titel: Der Wolfstrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erste Wort trieb mich hoch. Ich setzte mich hin, fuhr noch durch mein Gesicht, rieb die Augen und schüttelte den Kopf. Da dämmerte es mir auch, wo ich mich befand. Nicht zu Hause, sondern in einem sehr kahlen Raum, der als Übernachtungszelle diente für Menschen, die hier zu tun hatten.
    Der Duft des Kaffees stieg mir in die Nase. Zum Glück hatte der Kollege das Getränk nicht am Automaten gezogen, sondern selbst gekocht. Es befand sich auch in einem Becher aus Porzellan, dessen Henkel ich umfasste.
    »Danke, Mr. Wilson.«
    »Keine Ursache. Ich weiß ja, wie es mir geht.«
    Ich nahm die ersten Schlucke zu mir. Das Zeug war heiß, aber genau richtig. Mein Blick glitt über den Rand der Tasse hinweg. In diesem fensterlosen Raum konnte man schwermütig werden, denn hier gab es nichts Freundliches. Abgesehen von zwei Pritschen, einem Tisch und zwei Stühlen. Die zweite Pritsche war leer, doch ich erinnerte mich daran, dass Suko dort gelegen hatte.
    »Wo ist mein Partner?«, fragte ich.
    »Im Waschraum. Er wollte sich etwas frisch machen.«
    Ich nickte. »Richtig. Und wie sieht es mit unserem Schützling aus?«
    Wilson strich über sein schütteres Rothaar. »Er ist noch nicht erwacht«, klärte er mich auf. »Ich habe Sie etwas früher geweckt. Die Morgendämmerung hat noch nicht begonnen.«
    »Das war gut.«
    Wilson, der hier unten das Kommando hatte und zu den älteren Kollegen gehörte, was ich gut fand, denn er war besonnener, schüttelte den Kopf. »Ich habe im Laufe meines Polizistenlebens schon einiges gesehen, und ich habe auch über Sie und Suko einiges gehört, aber ich hätte nie gedacht, dass die Dinge tatsächlich den Tatsachen entsprechen. Erst jetzt, wo ich die Gestalt mit eigenen Augen gesehen habe, ist mir dies bewusst geworden. Das ist wirklich unglaublich. Das bekomme ich nicht auf die Reihe, muss ich Ihnen sagen.«
    »Es ist auch nicht normal.«
    »So sieht also ein Werwolf aus, nicht?«
    Ich nickte nach dem nächsten Schluck.
    »Wie wird man dazu?«
    »Tja«, sagte ich und schaute auf den Kaffee in der Tasse. »Da gibt es bestimmte Regeln. Man kann durch den Biss eines Werwolfes ebenfalls zu einer derartigen Bestie werden. Es ist praktisch das gleiche Prinzip wie bei den Vampiren, falls Ihnen die geläufiger sind.«
    »Irgendwie schon.«
    »Sehen Sie.«
    »Trotzdem kann ich es nicht begreifen. Ich musste immer darüber nachdenken, und ich habe mir die Gestalt auch angesehen. Für mich ist sie auch gefesselt noch ein Monster.« Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Komisch, nicht?«
    »Das ist normal, würde ich sagen. Die Menschen sind eben geschockt, wenn man sie mit Tatsachen konfrontiert, die für sie bisher nur Legenden und unheimliche Geschichten gewesen sind.«
    »Ich werde mit keinem darüber sprechen. Man würde mich auslachen, aber ich weiß jetzt, dass die Welt verdammt vielfältig ist, wenn auch nicht im positiven Sinne.«
    »Damit müssen wir leben.«
    »Sie mehr als ich.«
    »Das stimmt, Mr. Wilson.«
    Die Tür des Raumes wurde geöffnet, und Suko erschien. Er sah frischer aus als ich und grinste mich an. »Hi, Partner, auch wieder wach?«
    »Wie du siehst.«
    Er schloss die Tür und schaute auf die Uhr. »Ich denke, dass die Rückverwandlung bald einsetzt, John. Wir sollten nicht zu lange hier warten.«
    »Hast du denn schon nachgeschaut?«
    »Ja.« Suko setzte sich auf seine Pritsche. »Er lag noch ruhig in der Zelle.«
    »Okay, dann komme ich gleich wieder.«
    Ich verließ den Raum und gelangte in einen Flur, der ebenso trist war wie das Zimmer, aus dem ich gerade gekommen war. Zum Waschraum brauchte ich nur ein paar Schritte zu gehen. Auf die Dusche, die ich hätte nehmen können, denn hier duschten auch die Untersuchungsgefangenen, verzichtete ich.
    Stattdessen stellte ich mich an eines der Waschbecken, ließ Wasser laufen und schleuderte das Nass gegen mein Gesicht. Es tat wirklich gut und machte mich wach. Meine Gedanken waren ebenfalls wieder fit, und natürlich drehten sie sich um den Werwolf, der sich in diesem verdammten Fangeisen verfangen hatte, das als Falle für dicke Ratten aufgestellt worden war.
    Wo kam er her? Wer hatte für seinen Zustand gesorgt? Es waren die Fragen, auf die wir uns eine konkrete Antwort von ihm erhofften, denn von allein wird man nicht zum Werwolf. Es gab immer ein Geschöpf, das den Keim infiziert hatte. Für mich war dieser Mensch einfach zu einem Opfer geworden.
    Mit einem kratzigen Handtuch trocknete ich mir das Gesicht ab. Meiner Uhr

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