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Der Wolfstrank

Der Wolfstrank

Titel: Der Wolfstrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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davon, dass Sie beide einen Werwolf gefangen haben und er bei uns sicher aufgehoben ist, frage ich mich schon, welche Dimensionen der Fall noch annehmen wird.«
    Sir James hatte in Rätseln gesprochen. »Können Sie uns das näher erläutern, Sir?«
    »Ja. Es geht mir dabei um Lucy King. Kann man sagen, dass ein zwölfjähriges Mädchen noch ein Kind ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn Sie es fragen, Sir. Das wird es ablehnen.«
    »Aber im Prinzip schon.«
    »So denken wir.«
    »Und ich ebenfalls«, gab er mit leiser Stimme zu.
    »Wenn ich mir vorstelle, dass sich ein Kind in den Klauen einer Bestie befindet und ebenfalls zu einem derartigen Wesen mutiert, dann werde ich mehr als unruhig. Sie müssen alles daransetzen, um diese Lucy King zu finden. Ebenso wie ihre Großmutter und den Werwolf. Mir kommt die Geschichte schon jetzt vor wie die Pervertierung des Märchens Rotkäppchen.«
    »Der Gedanke liegt nahe«, sagte ich.
    Unser Chef erhob sich. »Dann möchte ich, dass Sie den Fall so bald wie möglich klären. Auch wenn ich mich wiederhole, aber man kann es nicht oft genug sagen.«
    »Versprochen«, sagte ich.
    Suko nickte ihm zu, und wenig später, als wir auf dem Flur standen, legte sich ein Faltenmuster auf seine Stirn. »Das scheint dem Alten sehr nahe gegangen zu sein.«
    »Stimmt.« Ich schüttelte mich. »Stell dir mal ein Kind als Werwolf vor.«
    »Lieber nicht.«
    Wir gingen noch kurz bei Glenda vorbei und informierten sie über unseren Einsatz. Auch sie sah nicht eben glücklich aus und versprach uns, beide Daumen zu drücken.
    Die Zeit, nach Cedric Morton zu schauen, nahmen wir uns trotzdem. Der Kollege Wilson war mittlerweile von einem Mann der Tagschicht abgelöst worden. Er kannte nicht die gesamte Wahrheit und wunderte sich nur darüber, dass er jede halbe Stunde nach dem Gefangenen schauen sollte. »Dabei tut er nichts. Da gibt es andere.«
    »Dürfen wir trotzdem nach ihm schauen?«, fragte Suko.
    »Natürlich.«
    Er hatte Recht. Cedric Morton tat wirklich keiner Fliege etwas zuleide. Er lag auf dem Bett und schlief. Sein Gesicht war sogar der Tür zugedreht. Wir konnten seine geschlossenen Augen und den halb geöffneten Mund sehen.
    »Lassen Sie ihn schlafen«, sagte ich. »Wenn er seine Mahlzeiten bekommt, öffnen Sie nicht die Tür. Schieben Sie das Tablett durch die Luke in der Tür. Okay?«
    »Ich habe verstanden, Sir.«
    »Dann ist ja alles klar.«
    Mit einem relativ beruhigten Gewissen setzten wir uns in den Rover und nahmen Kurs auf Common, wo es einen Wald gab, der von einer Bestie beherrscht wurde...
    ***
    »Ich habe alles getan! Mehr konnte ich einfach nicht tun!«
    Diese beiden Sätze hatte sich Marlene King immer wieder eingehämmert, um das schlechte Gewissen zu beruhigen, was sie allerdings nicht geschafft hatte.
    Es quälte sie weiter. Vorwürfe, die in ihrem Kopf sich anhörten wie höllische Geiferstimmen und immer wieder auf sie einschlugen. Sie fühlte sich schuldig. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass ihr Lucy entglitten war, und auch die Hoffnung blieb ziemlich schwach, obwohl sie mit Dennis Fenton telefoniert hatte.
    Er war so gewesen wie immer. Überhaupt nicht ärgerlich, trotz der frühen Morgenstunde. Und er hatte eines nicht getan, was sie ihm besonders hoch anrechnete. Er hatte sie nicht ausgelacht, sondern sehr ernst genommen, und er hatte ihr letztendlich auch versprochen, sich um die Dinge zu kümmern.
    »Bitte, Mrs. King, bleiben Sie im Haus. Sie können nicht weg. Man braucht eine Anlaufstelle.«
    Rational sah Marlene das ein. Vom Gefühl her allerdings nicht. Das stand im krassen Gegensatz dazu. Sie wollte nicht im Haus bleiben. Sie konnte es einfach nicht. Das Warten zwischen den eigenen vier Wänden würde sie verrückt machen. Hinzu kam das Wissen, dass ihre Enkelin verschwunden war. Irgendwo in diesem dichten Wald untergetaucht, der seit Jahren bereits vielen Menschen nicht geheuer war.
    Darum hatte sich Marlene King nie gekümmert. Ihr war es egal. Außerdem lebte sie in Waldnähe, und da konnte man ihr so leicht nichts. Sie war zudem oft genug im Wald spazieren gegangen und hatte dessen wunderbare Luft genossen. Für sie war es der Duft überhaupt gewesen. Sie liebte ihn. Sie genoss seine Würze, sie hatte nie an Gefahren gedacht und hatte sich bei allen Besuchen auch niemals unwohl gefühlt. Im Herbst hatte sie die Pilze gesammelt. Da war sie oft ganz allein im Wald gewesen, und es war nie etwas passiert.
    Ab heute hatte der Wald für sie

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