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Der Wolkenatlas (German Edition)

Der Wolkenatlas (German Edition)

Titel: Der Wolkenatlas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Mumm zum Reden hatte, murmelte ich, Schwester, bist du ne verlorne Seele? Sie hörte mich nich, drum fragte ich, Schwester, kannst du mich sehn? , aber wie sie wieder nich antwortete, erkannte ich dass sie nich zu mir sprach un mich auch nich sehn konnte.
    Ich wollte ihre wolkiche Haut un ihr borstiches Haar streicheln, aber ich schwörs, meine Finger gingn einfach durch sie durch wie bei nem Spiegelbild im Wasser. Pergamentiche Motten flogen in ihrn schimmrichen Augen un in ihrm Mund, ja, rein un raus, rein un raus.
    Ach, so unheimlich un wunderschön un blau war sie dass mir die Seele davon wehtat.
    Plözlich verschwand das Geistermädchen wieder in dem Ei undn Mann nahm ihrn Platz ein. N Geister-Prescient war das, un der konnt mich sehn un sprach mich ganz böse an. Wer bist du, Junge, un wo is Meronym?
    Der Geister-Prescient beugte sich zu mir vor un sein Gesichtwurd riesengroß. Er knurrte wie n reißzähniches Tier. Ich hab dir zwei Fragen gestellt, Junge, antworte oder ich tu deine Familje so fürchterlich verfluchen dass keins von euern Babbas mehr als wie einn Mond alt wird!
    Der Schweiß tat mir ausbrechen un ich schluckte schwer. Zachry, Herr , sagte ich, un Meronym gehts gut, sie is bei Tante Bees zum Honigmachenlernen.
    Der Prescient durchbohrte mit seinn Augen meine Seele um zusehn ob er mir glauben soll. Un weiß Meronym dass ihr Gastgeber ihr Zeug durchwühlt wenn sie nich da is? Antworte wahr, denn ich erkenne jedn Lüger.
    Ich zuckte aus Angst vor nem Schmerz zusamm un schüttelte mitm Kopf.
    Hör mir gut zu. Der Mann hatte so viel Bestimm wie jede Äbtissin. Du legst jetz den Orator, das is das ‹Ei› in deiner Hand, wieder da hin wo du ihn her hast. Du wirst keim , aber auch keim n Wort davon erzähln. Du weißt doch was ich sons mache?
    Ja , sagte ich. Meine Familje so fürchterlich verfluchen dass keins von unsern Babbas mehr am Leben bleibt.
    Genauso isses , sagte der Donnermann. Ich hab dich im Auge, Zachry vom Bailey Haus. Seht ihr? Der Geister-Prescient kannte sogar mein Haus, genau wie Old Georgie. Dann verschwand er, un das Silberei wurd leiser un war wieder stumm. Zackzack packte ich Meronym ihr Zeug in die Tasche zurück, versteckte sie unter den Bohlen un wünschte mir ich hätt nie meine Nase reingesteckt. Ich hatt nemmich keinn Beweis gefunden wo ich der Äbtissin zeigen konnte, nee, s war n Cleverfluch auf mein gesteinichtes Glück, un wahr gesprochen n dunkler Schmier auf meiner Ehre als Gastgeber.
    Aber ich konnt das Geistermädchen nich vergessen, nee, sie verfolgte mich in meinn Träumen, den Träumen am Tag un denen inner Nacht. Ich tat so viele Dinge fühln für die war alle gar nich genuch Platz in mir. Ach, jung sein is nich leicht, weils gibt n Haufen Sachen wo dir Sorgen un Kopfweh machen, un bei allen isses das erste Mal.
     
    Die Mondin wurd dick un ihre Tochter dünn, un plözlich warn drei von den seks Monden um bis das Prescientschiff Meronym wieder abholn kam. Zwischen mir un meim Gast gabs jetz so was wie ne Waffenruhe. Ich traute der Schiffsfrau nich, aber ich duldete sie freundlich in meim Haus damit ich sie besser ausspähn konnt. Aber dann tat an eim stürmischen Nachmittag was passiern, ja, s erste von mehren Begebnissen wo Schluss machte mit der Waffenruhe unds Schicksal von ihr un mir innander winden tat als wie zwei Weinranken.
    S war an nem Regenmorgen, ja. Ich hatt mich am Ranch Rise untern Schirmblatt gekauert wie plözlich F’kugly, Bruder Munro sein Jüngster, schreind schluchtauf gerannt kam un mir schlimmeschlimme Nachrichten brachte. Meine Schwester Catkin war am Dog Rock Shore angeln gewesen un auf nen Skorpionfisch getreten, un jetz lag sie heiß un kalt un bibbrich im Munro Haus un war am Sterben. Wimoway die Kräuterfrau war bei ihr, ja, Roses ihre Ma, un Leary der Heiler aus Hilo machte seinn Zauber, aber Catkin wurd schwächer un schwächer. Selbs bärnstarke Kerls tun n Skorpionfisch nur selten überleben un die arme kleine Catkin hatte vielleicht noch zwei-drei Stunden bis sie tot war.
    F’kuckly blieb bei den Ziegen un ich stürzte durch die Hornsträucher zum Munro Haus runter, un ja, s war genau wie F’kuckly gesagt hatte. Catkin glühte un röchelte nach Luft un hat keinn mehr erkannt. Wimoway hatte die Giftstachel rausgezogen un war am die Stiche in Nonibrei baden, un Sussy tat ihr die Stirn mit feuchten Lappen kühln um ihrn Kopf ruhich zu machen. Jonas war inner Abbilderei zu Sonmi beten. Beardy Leary murmelte seine Zaubersprüche

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