Der Wolkenatlas (German Edition)
Partner war nemmich ne schon lange tote Leiche, halb skelettich un halb madiches Fleisch, un dem Wind seine kalte Hand war die Hand von Old Georgie, ja, der Teufel wo auf einmal vor ihm stand un mit nem krummen Löffel fuchtelte. Warst du nich alleinsam un voller Sehnsucht, mein Teurer , sagte der König aller Teufel zu dem Hawimann, wie du da draußen durchs Land der Lebenden gewandert bist mit ner gesteinichten Seele un schon tot? Warum bist du meim Ruf nich früher gefolgt, du dummer Mensch? Dann stieß Old Georgie dem Hawi seinn krummen Löffel in die Augen, grub seine Seele aus un fraß sie mitsamt dem tropfenden Hirnschmier, ja, sie knackte zwischen seinn Ferdezähnen. Der Mann aus Hawi klappte vornüber un war bloß noch n schwarzer verwaksner Stein zwischen den andern.
Old Georgie schluckte dem Hawi seine Seele runter, wischte sich übern Mund, arschrülpste un fing an zu hicksen. Babarnseelen lecker un fein , reimte er währnd er auf Truman zutanzte, eingelechte Walnüsse, sauerster Wein . Truman konnt nich eins von seinn Gliedern rührn, nee, so gruslich war der Anblick. Aber Tälerseeln sind rein un gesund un schmilzen wie Honig in meim Mund. Dem Teufel sein Atem stank fischich un furzich. Halbe-Halbe, so lautet euer Geschäft. Old Georgie leckte den krummen warzichen Löffel ab. Willste deine Hälfte jetz oder wenn du tot bist, Truman Napes der Dritte ausm Mormon Tal?
Da kriegte Truman seine Glieder wieder un er kanickelte davon. Er stürzte aus dem düstern Tor raus un schlitterte voller Angst um sein Leben den schuttichen Berg runter ohne sich n einziches Mal umzusehn. Wie er zurück in die Täler kam, starrten die Leute ihn voller Staunen an ehe er von seim Abenteuer erzählt hatte. Truman seine Haare warn schwarz gewesen wie ne Krähe, aber jetz warn sie weißer als wie Gischt, ja, jedes einzelne Haar.
Ihr erinnert euch sicher, ich, Zachry, hockte ganz klein in meim Versteck inner Abbilderei un hörte zu wie Napes meim nich willkommnen Hausgast diese schimmliche alte Fabel erzählte. Er zeigte Meronym seine Familjenabbilder von vorbein Leben un erklärte ihr was ihr Sinn is un wofür sie gebraucht werden. Dann sagte er, er muss jetz weiter seine Netze flicken un ließ Meronym allein. Er war kaum ausser Tür raus wie die Prescient ins Dunkel reinrief, na, was denkst du über Truman, Zachry?
Oh, war das n Schreck, nich im Traum hatt ich gedacht dass sie wusste dass ich am Lauschen war! Aber sie tat so n Klang in ihre Stimme rein als wie wenn sie gar nich wollte dass ich mich schäm un peinlich werd, nee, sie redete wie wenn wir zusamm in die Abbilderei gegangn wärn. Glaubst du, Truman is bloß n dummer Fabelierer für alte Fraun? Oder steckt da doch n Fünckchen Wahr drin?
Hatte gar keinn Zweck so zu tun als wie wenn ich nich da wär, nee, weil sie wusste dass ichs war. Also kroch ich aus meim Versteck raus un ging zwischen den Brettern zu der Stelle hin wo die Prescient saß un das Abbild malte. Meine Augen warn im Schummerlicht zu denen von ner Eule geworden un ich konnt Meronym ihr Gesicht deutlich sehn. Dieser Ort is das heilichste vom heilichen , sagte ich. Du bist in Sonmi ihrm Haus. Mein stärkstes Bestimm lag in meinn Worten drin, aber meine Lauscherei tats schwächer machen. Kein Fernländischer darf hier rein un in unsern Abbildern schnüffeln .
Meronym war so freundlich als wie ich nich freundlich. Ich hab die Äbtissin um Erlaubnis gefragt. Sie hat bestimmt ich darf. Ich fass kein Abbild an bis auf die von Napes seine Familje. Er hat bestimmt ich darf. Bitte erklär mir was dir so ne Sorgen macht, Zachry. Ich wills verstehn, aber ich kanns nich.
Seht ihrs? Die verdammte Prescient dachte über deine Angriffenach bevor du selber drüber nachgedacht hast! Unsere Äbtissin kannst du vielleicht verdummen , sagte ich ganz kalt un böse, un Ma un meine Familje un die Neun verdammten Täler auch, aber mich, mich kannst du nich verdummen, nee, nich für ein Augnblick! Ich weiß genau dass du uns nich das ganze Wahr sagst! Dies eine Mal hatt ichsie überrascht, un es war n gutes Gefühl mitm Heimlichtun aufzuhörnun meine Gedanken an n Tag zu lassen.
Meronym machte n nachdenkliches Gesicht. Ich sag nich das ganze Wahr über was? Ha, jetz hatt ich Königin Clever in die Enge getrieben.
Darüber warum du hier bist un unser Land ausforschen tust! Unsre Art zu leben! Uns!
Meronym seufzte un stellte Napes sein Abbild an seinn Platzzurück. Es geht nich um halbes oder ganzes Wahr, Zachry, es
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