Der Wolkenatlas (German Edition)
fürn Augnblick oder zwei roch ich noch den Rauch von ihrer Feife. Siehste , dachte ich, Meronym weiß ne Menge übers Clever un das Leben, aber wir Talleute wissen mehr übern Tod.
Am vierten Morgen gabs n Wind wie nich von dieser Welt, ja, er verbog das viehisch grelle Licht, riss dir Worte ausm Mund raus un raubte dir durchs Ölzeug un die Pelze durch die Wärme von deim Körper un wirbelte damit zum Horizont. Der Fad vom Stronomendorf zum Gipfel war ganz kaputtgefressen, ja, riesige Bissen warn wechgerutscht unds gab keine Blätter, keine Wurzeln, ja, nich mal Moos, nur trocknen gefrornen Staub un Sand wo dir die Augen zerkratzt hat wie ne irrsinniche Frau. Unsre Tälerstiefel warn zerfetzt un Meronym gab uns clever Prescientstiefel aus ich weiß nich wo draus, aber boah warm un weich un fest warn die un wir konnten weitergehen. Nach vier-fümf Meilen wurd der Boden grade un du hast dich gar nich mehr gefühlt als wie wenn du auf nem Berg bist, wie ne Ameise auf nem Tisch kamst du dir vor, bloß ne gerade Fläche wo zwischen zwei Welten im Nix hängt. Gegen Mittag gingn wir um ne Biegung rum un ich schnappte vor Schreck nach Luft, weil vor uns war die Mauer, genau wies Truman gesagt hatte, selbs wenn sie nich mammutbaumhoch war, nee, hökstens tannenhoch. Der Weg führte mitten auf das stählerne Tor zu, ja, aber ohneende lang war die Mauer nich, nee, man hätt in nem Viertelmorgen drumrum gehen können. Dahinter, auf ner Anhöhe, standen die runddachichen Tempel, ja, die unheimlichsten Häuser von den Alten auf ganz Ha-Why un vielleicht sogar aufer ganzen Welt. Aber wie kamn wir da hin? Meronym strich über das boah mächtiche Tor un murmelte, wir brauchen n verdammt starken Blitzknall damits ausn Angeln fliegt. Aber sie tat keinn Blitzknall aus ihrer Zeugtasche holen, nee, sondern n Cleverseil wies die Prescients manchmal eintauschten, gut un leicht. Über dem Stahltor kuckten zwei Stümfe raus un sie versuchte einn davon zu lasson. Der Wind war geschickter als wie ihr Zielen, aber dann versuchte ich mein Glück un schafftes gleich beim ersten Mal, un wir kletterten Griff auf Griff auf Griff an Old Georgie seiner Mauer hoch.
An dem schrecklichen Ort aufm Dach vonner Welt war der Wind so still wies klare Auge von nem Wirbelsturm, aber die steile Sonne dröhnte in unsern Ohrn, ja, sie brüllte un Zeit floss aus ihr raus. Auf dem Grund gabs keine Wege, nur ne Milljon Felsblocks wie in Truman Napes seiner Fabel, s warn die Körper von den Gesteinichten un Entseelten, un ich fragte mich ob Meronym oder ich oder wir beide bis zum Dunkelwerden selber Felsblocks wärn. Zehn-zwölf Tempel standn da, weiß un silber un gold un bronze mit kauernden Figurn un runden Kronen un fast ohne Fenster. Der nahste war nur hunnert Schritt von uns wech un zu dem gingn wir als erstes hin. Ich fragte sie ob die Alten hier ihr Clever angebetet hatten.
Meronym war genauso am Staunen wie ich un sagte, das wärn keine Tempel, nee, das wärn Obsawatums wo die Alten früher die Planeten un die Mondin un die Sterne studiert hätten damit sie verstehn wo alles anfängt un wos aufhört. Wir gingn vorsichtich zwischen den verwaksnen Steinen durch. Einer hatte kaputte Kaurischalen aus Honomu um, un da wusste ich dasses die Besucherin von letzter Nacht war. Aus der Fernferne wehte der Wind s Murmeln von meim Opa an mein Ohr … Judas . Unheimlich wars, ja, aber ensetzlich, nee, weil alles da oben war unheimlich … Judas . Ich tats Meronym nich erzähln.
Wie sie die Tür vom Obsawatum aufgekriegt hat, weiß ich nich, so doll ihr mich auch löchert, weil ich war nemmich dabei uns vor den Bewohnern von dem Grund zu beschützen. S Flüstern von meim Opa verfluchte jetz die Schattengesichter wo huschhusch verschwanden wenn du sie angestarrt hast, aber plözlich war da zwischen der staubichen rostichen Tür un ihrm Orator-Ei ne Art Nabelschnur, un die Tür sprang mit nem scharfen Zischen auf. Ne muffiche saure Luft schlug uns engegn als wie wenn sie noch vorm Untergang geatmet worden wär, ja, un sicher wars auch so. Wir gingn rein un was taten wir finden?
So n Clever zu beschreiben is nich leicht. Zeug gabs da wo keiner auf Ha-Why mehr in Erinnrung hatte, drum erinnerten wir auch nich die Namen, nee, von fast nix konnt ich sagen wasses is. Schimmriche Böden, weiße Wände un Dächer undn großer runder tiefer Raum mit ner riesichen Schüssel drin, breiter als wie zehn liegende Männer nebnander. Meronym nannte es n Radjo-Telskop un
Weitere Kostenlose Bücher