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Der Wolkenatlas (German Edition)

Der Wolkenatlas (German Edition)

Titel: Der Wolkenatlas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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unheimlich war das un nich natürlich, drum gingn wir näher ran unds war gar keine Kokinuss, nee, s war Macca Cluny sein Kopf, ja, seine Feife steckte noch in seim Mund drin.
    So babarische Dreckskerls sind die Kona, Brüder. Trau bloß eim Einzichen von denen un du bist n toter Mann, glaubts mir. Aufm ganzen Weg zum Bailey Haus sah ich Macca seinn Kopf vor mir un ich war vor Angst am Schlottern.
    Inner Melkerei stand n Eimer mit geronnener Ziegenmilch, un ich konnt nich anders als wie mir immer wieder vorstelln wie sie Sussy von dem umgekippten Schemel wechzerrten un schlimme Sachen mit ihr machten, ach, meine arme süße liebe Schwester. Der Matsch im Hof war voll mit Hufabdrucks. Die Ziegen warn alle wechgescheucht, unsre Hühner geklaut. Ganz still wars. Kein Webstuhl war am Klappern, keine Catkin am Singen, kein Jonas machte irgn nen Lärm. Nur der Fluss und ne Spottdrossel im Gesims, sons nix. Kein ensetzlicher Anblick am Torbalken, dafür dankte ich Sonmi sehr. Der Tisch war umgedreht worden un überall lagen Eier un Aprikohsen rum. Bei jedm Zimmer tat ich mich vor fürchten was ich drin finden würd, aber s sah aus als wie wenn meine Familje durch Sonmi ihre Gnade noch nich umgebracht worden war …
    Schuld un Kummer droschen auf mich ein.
    Schuld, weil immer überlebte ich un kam davon, obwohl meine Seele dreckich un gesteinicht war. Kummer, weil überall warn die Trümmer von meim alten Leben verstreut. Das Spielzeug von Jonas wo Pa ihm vor vieln Jahrn geschnitzt hatte. Ma ihre Weberein wo in den Türn hingn un sich samft im letzten Sommeratem wiegten. S roch nach verbranntem Fisch un Selichkraut. Catkin ihre Schulereisachen lagen noch aufm Tisch wo sie dran gearbeitet hatte. Ich wusste nich was ich denken oder sagen soll un nix. Was mach ich nur? , fragte ich meine Freundin un mich selber. Was mach ich nur?
    Meronym saß auf Jonas seiner Holzkiste wo Ma von sagte, siewär sein erstes Meisterstück. Das is n trostloser un finstres Enscheid, Zachry , sagte sie. Bleib in den Tälern bis du versklavt wirst. Lauf wech un warte bis die Kona angreifen un dich versklaven oder töten. Leb inner Wildnis als wie n einsiedlerischer Bandit bis du gefangn wirst. Fahr mit mir über die Straße nach Maui un du kehrst wascheinlich nie mehr nach Big I zurück. Ja, das warn alle meine Möglichs, aber ich konnt michfür keins enscheiden, s einziche was ich wusste war dass ich nichvon Big I fliehn wollte ohne zu rächen was passiert war.
    Hier is nich der sicherste Platz zum Denken, Zachry , sagte Meronymso zärtlich dass mir endlich die Tränen aus n Augen kwolln.
     
    Wie ich aufs Ferd stieg um wieder schluchtauf zu reiten, fieln mir die Familjenabbilder in unserm Schrein ein. Wenn ich sie daließ, wurden sie eins nachm andern zu Feuerholz zerhackt un dann gabs nich einn Beweis mehr dass die Baileysippe mal gelebt hatte. Also rannte ich allein zurück sie holn. Wie ich ins Haus kam, hörte ich Geschirr falln. Ich erstarrte.
    Langsam drehte ich mich um un kuckte.
    Ne fette Ratte stolzierte aufm Geschirrbord rum, schnuppertemit ihrer haarichen Nase un starrte mich mit fauln Blicken an. Wetten dir tuts leid, dass dus Seil nich durchgschnitten hast wie du auf der Mauer von meim Grund warst, Zachry? So viel Weh un Kummer hättst du dir ersparn können.
    Ich hörte nich auf diesen Lüger aller Lüger. Die Kona hätten uns auch so überfalln, das hatte nix mit meim mich Wehren gegen diesen teuflischen Dreckskerl zu tun. Ich nahm n Topf un wollt ihn nach Old Georgie schmeißen, aber wie ich zieln tat, verschwand die fette Ratte, ja, un aus meim Zimmer kam n atmiches Seufzen. Ich wusste, ich hätt einfach kanickeln solln, aber ich tats nich, nee, ich schlich auf Zehnspitzen rein un sah ne Konawache in meim Bett liegen. N weiches Nest aus Decken hatte er sich gemacht un war von Selichkraut ausm Mormon Tal benebelt. Seht ihr, er war sich so sicher dass alle Talleute bezwungn un versklavt warn dass er sich währnd seim Dienst selich geraucht hatte.
    Da lag er nun, der furchbare Feind. Neunzehn-zwanzich mag er gewesen sein. Ne Ader pochte in seim Adamsapfel, n weißer Fleck mit zwei eidechsichen Tatus drumrum. Du hast mich gefunden also schlitz mich auf , flüsterte die Kehle. Jag deine Klinge in mich rein.
    Ihr erinnert euch sicher an mein zweites Weissag, un ich tats auch. Feind schläft, seine Kehle darf nich aufgeschlitzt werden. Das war der Augnblick wos Weissag vorhergesehn hatte. Ich tat meiner Hand un meim Arm befehln sie

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