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Der Wolkenatlas (German Edition)

Der Wolkenatlas (German Edition)

Titel: Der Wolkenatlas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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sollns tun, aber irgnwie warn sie festgewaksen. Ich war schon in ner Menge Hakelein drin gewesen, wer is das nich, aber ich hatt noch nie einn getötet. Morden war nach n Gesetzen von den Talleuten verboten, ja, wenn du eim andern das Leben gestohln hast, tat keiner mehr mit dir tauschen oder dich ankucken un gar nix, weil deine Seele war dann so vergiftet dass du die andern hättst krank machen können. Un so stand ich neben meim eignen Bett, meine Klinge nur ne Handbreit von der weichen blassen Kehle wech.
    Die Spottdrossel war laut un schnell am Fabeliern, un zum ersten Mal erkannte ich dass Vogellieder klingen als wie Klingen beim Geschärftwerden. Ich wusste warum ich den Kona nich töten durfte. Den Talleuten würds ihre Täler nich wiedergeben, nee, s würd bloß meine verfluchte Seele noch mehr steinichen. Wenn ich in diesem Leben als n Kona wiedergeborn wär, könnt ich jetz er sein un würd mich selber töten. Wenn Adam adoptiert un zu nem Kona gemacht worden wär, würd ich jetz meinn eignen Bruder töten. Nur Old Georgie wollte dass ich ihn töte. Warn das nich Gründe genuch ihn am Leben zu lassen un mich leise wechzuschleichen?
    Nee , sagte ich zu meim Feind un stieß die Klinge in seinn Hals. N magisches Rubinrot schoss raus un sprizte auf das Schaffell un machte aufm Steinboden ne Fütze. Ich wischte meine Klinge an dem Toten seim Hemd sauber. Ich wusste dass ich dafür Stück für Stück bezahln musste, aber s is genau wie ichs vorhin gesagt hab, in unsrer kaputten Welt tut das Richtiche nich immer gehn.
     
    Beim Rausgehn stieß ich mit Meronym zusamm. Kona!, zischte sie. Es war keine Zeit zum Erklärn was ich da drin gemacht hatte un wieso. Eilich stopfte ich die Familjenabbilder in die Satteltaschen, un sie hiefte mich aufs Ferd rauf. Drei-vier Ferde kamn den Weg von Tante Bees raufgetrappelt. Ach, wir preschten vom Bailey Haus wech als wie wenn Old Georgie uns in n Arsch beißt. Ich hörte Männerstimmen hinter uns, un wie ich mich umdrehte sah ich zwischen den Feigenbäumn ihre Rüstung glitzern, aber durch Sonmi ihr Barmherzich sahn sie uns nich abhaun. N Augnblick später hörten wirs Echo von ner lauten Trompetenschnecke durchs Tal halln, ja, drei Stöße warns, un da wusst ich dass die Kona die Wache wo ich getötet hatte gefunden hatten und n Warnruf abgaben: Die Talleute sind nich alle versklavt oder abgeschlachtet . Un ich wusste auch dass ich früher fürs Nichhörn auf mein zweites Weissag bezahln musste wie ich gedacht hatte, ja, un Meronym musste mit mir bezahln.
    Aber noch war unser Glück nich am Verdorrn. Andre Schnecken antworteten der ersten, ja, aber sie warn schluchtab un wir galoppten zurück durchn Vert’bry Pass, voller Angst warn wir, aber keiner tat uns auflauern. Ne boah knappe Flucht war das, ja, n Augnblick länger in meim Haus un die Konareiter hätten uns endeckt un gejagt. Wir mieden den offnen Kohalakamm un die Weiden un ritten zur Tarnung am Wald lang, un erst da gestand ich Meronym was ich mit der schlafenden Wache gemacht hatte. Ich weiß nich warum, aber Geheims lassen dich verfauln wie Zähne wo du nich rausreißen tust. Sie hörte einfach nur zu, ja, aber sie tat mich nich verurteiln.
     
    Beim Maukawasserfall kannt ich ne versteckte Höhle, un da führte ich uns hin für die Nacht wo wenn alles richtich klappen tat Meronym ihre letzte auf Big I war. Ich hatte gehofft, Wolt oder Kobbery oder n andrer Ziegenhirte wärn enkommen un würden sich da verstecken, aber die Höhle war leer, bis auf n paar Decken wo wir Hirten immer zum Schlafen da hatten. Der Wind blies stärker, un ich fürchtete um die Kanus wo am Morgen von Maui losfahrn wollten, aber weils nich richtich kalt war, machte ich kein Feuer, nee, nich so nah beim Feind. Ich wusch im Teich meine Wunden un Meronym badete, un dann aßn wirs Kau von Cluny un das Feigenbrot wo ich aus meim Haus geholt hatte wie ich wegen der Abbilder noch mal zurück war.
    Ich konnt beim Essen gar nich aufhörn mit Erinnern un Fabeliern, nee, von meiner Familje, aber auch von Pa un Adam, s war als wie wenn sie nich sterben konnten solang sie in Worten weiterlebten. Ich wusste, ich würd Meronym schrecklich vermissen wenn sie nich mehr da war, weil ich hatt jetz keinn Bruder auf Big I mehr wo noch nich versklavt war. Die Mondin ging auf un blickte mit traurichen Silberaugen über meine schönen kaputten Täler, un die Dingos trauerten um die Toten. Ich fragte mich wo die Seelen von meinn Stammesleuten wiedergeborn wurden

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