Der Wolkenatlas (German Edition)
bisschen sicher, aber Meronym bestimmte dass wir zuerst nach n Tälern kucken gehn, un so stand der Weg für den näksten Tag fest.
Der Morgen kam mit nem waksichen schlickichen Nebel. S war nich leicht das Ferd übern Kohalakamm rüber un durchs Dickicht zur Waipiokwelle zu kriegen, weil wir wussten nie ob hinter der Wand aus Zuckerrohr durch die wir uns lärmich durchschlugen nich n Konatrupp am Lauern war. Die meiste Zeit mussten wirs Tier anner Hand führn, aber wie wir gegen Mittag zur Kwelle kamn, taten wirs in ner Senke anbinden un schlichen durchn Fichtenwald die Meile bis zu Abel hin. Der Nebel machte aus jedm Baumstumf ne kauernde Konawache, aber ich war Sonmi trozdem dankbar für die Tarnung. Wir spähten über n Felsvorsprung runter auf die Garnison. N finster Anblick war das, ja. Nur Abel sein Tor tat noch stehn, die Mauern un Häuser warn kaputt un verkohlt. Am Torbalken baumelte n nackter Mann, ja, auf Konaart an seinn Füßen, vielleicht wars Abel vielleicht war ers nich, aber die Krähn hackten ihm schon in den Eingeweiden rum un zwei mutiche Dingos holten sich den runtergefallnen Schmadder.
Dann wurden wir Zeuge wie dreißich-vierzich versklavte Talleute in ner Herde nach Kuikuihaele getrieben wurden. N Anblick war das wo mir im Gedächnis bleibt bis ich sterb un länger. N paar zogen Karrn mit Beute un Zeug drauf. Kona brüllten Bestimms un Peitschen knallten. Der Nebel war zu sumfich zum Erkennen von den Gesichtern von meinn Stammesleuten, aber, ach, s warn trauriche Gestalten wo sich nach Sloosha’s Crossin’ schleppten. Geister. Lebendiche Geister. Da siehst dus Schicksal vom letzten zivlesierten Stamm auf Big I , dachte ich, ja, das ham die Schulerei un Abbilderei aus uns gemacht, Sklaven für die Kona ihre Felder un Ställe un Häuser un Betten un Löcher inner Lee-Erde.
Was konnt ich tun? Meinn Leuten hinterher? Mehr als wie zwanzich Konareiter führten sie vonner Luvseite wech. Mit Meronym ihrm Schießer konnt ich vielleicht fümf von den zwanzich Wachen stumm machen, wenn ich Glück hatt vielleicht mehr, aber was dann? Beim ersten Laut von ner Hakelei würden die Kona alle Talleute totspießen. S war nich Zachry der Feige gegen Zachry den Mutichen, nee, s war Zachry der Selbsmörder gegen Zachry den Überleber, un ich schäm mich nich zu sagen welcher Zachry gewann. Ich machte Meronym n Zeichen zurück zum Ferd zu gehen, aber ich tats mit Tränen in den Augen.
Short-ass, hol mir n gebratnen Taro. Die furchbarn Erinnrungs bohrn mir n Loch in Bauch.
Wie wir zurück zu den Kohalaweiden gingn, schlich der Nebel sich unter uns, un im Süden ragte ausm Wolkenozean der Mauna Kea auf, so klar un nah als wie wenn man ihn anspucken könnt, un das tat ich auch, ja, ne orntliche Ladung Rotz. Meine Seele is vielleicht gesteinicht un mein Glück verfault, aber ich kann immer noch n guten Fluch fluchen. Aus jedm der Neun Gefalteten Täler stieg Rauch auf wie schwarze Kobras, un bestimmt warn an diesem Morgen alle Aasfresser von Big I wo Flügel un Beine hatten am sich in unsern Tälern Laben. Oben auf den Weiden grasten noch einzelne Ziegen, welche von mir un welche von Kaima, aber wir sahn nich einn Hirten. Ich melkte n paar un wir tranken die letzte Ziegenmilch von freien Talleuten. Durchn Vert’bry Pass gingn wir runter zum Thumb Rock wo Meronym vor fümf Monden ihre Karte gemalt hatte, ja, un übern Heidenboden wo Roses n Bett gewesen war wie sie vor seks Monden unter mir gelegen hatte. Die Sonne damfte den Nebel undn Tau wech, un durch n fein gesponnenen Regenbogen sah ich die zerstörte Schulerei, ja, bloß n schwarzes Gerippe war noch über, un mit ihr warn die letzten Bücher un die letzte Uhr dahin. Wir ritten weiter zum Elepaio. Ich stieg ab un Meronym setzte ihrn Helm auf un tat mir lose die Hände fesseln damits so aussah als wie wenn sie n enflohnen Ausreißer versklavt hätt, weil wenn uns einer endeckte, konnt uns das vielleicht n tödlichen Augnblick gewinnen. Wir folgten dem Fad runter bis zu Cluny wo schluchtauf s höchste Haus war. Meronym stieg ab un nahm ihrn Schießer, un wir schlichen leise wie die Mäuse durchs Haus, bloß mein Herz, das war gar nich leise, nee. S hatte ne große Hakelei gegeben un viel Zeug war kaputt gemacht worden, aber Tote lagen keine rum, nee. Wir steckten was zum Kaun für n Weg ein, ich wusste, Cluny hätte nix dagegn. Wie wir zum Tor rausgingn, sah ich auf eim fleckichen Fahl ne aufgespießte Kokinuss mit nem Haufen Fliegen drauf,
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