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Der Wolkenatlas (German Edition)

Der Wolkenatlas (German Edition)

Titel: Der Wolkenatlas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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nix gegen die kwälenden Schmerzen tun außer wie mich immer fester an Meronym ihre Tallje zu klammern un mein rechtes Bein gegen das Ferd zu drücken, weil sons wär ich sofort abgeschmissen worden, ja, un bis ich wieder aufgestiegen wär, hätten die Kona uns eingeholt un mit ihrn Feilen durchbohrt.
    Der Fad führte durch n flachen Tunnel aus Bäumn wo eim mit ihrn Blättern übern Kopf strichen, un weiter zur alten Brücke an der Mündung vom Pololu wo die nördliche Grenze vom Tal markierte. Wir warn bloß noch hunnert Schritt von der Brücke wech wie plözlich die Sonne ausn Wolken kam, un wie ich nach vorn kuckte, brannten die alten Planken hell un golden un die rostichen Streben warn bronze gefärbt. Bronze brennt, die Brücke darf nich überkwert werden. Ich konnts Meronym aufm galoppnden Ferd nich erklärn, drum brüllte ich ihr einfach ins Ohr: Ich bin getroffen!
    Sie hielt das Ferd n paar Schritt vor der Brücke an. Wo?
    Inner linken Wade, sagte ich.
    Meronym kuckte sich ängstlich um. Von unsern Verfolgern war noch nix zu sehn, also schwang sie sich ausm Sattel un sah sich mein Bein an. Sie berührte die Wunde un ich stöhnte. Jetz stopft noch der Schaft die Wunde zu, ja, wir müssen erst auf freundlichem Boden sein, bevor ich …
    Rachedurstiche Hufe trommelten über den Pololu Way.
    Da sagte ich ihr dass wir nich über die Brücke können. Was? Sie drehte sich um un kuckte mir fest in die Augen. Z achry, heißt das die Brücke is nich sicher?
    Na, soweit ich wissen tat, war die Brücke stark genuch, weil wie Jonas noch klein war, warn wir drüben oft Möweneier suchen gewesen, un Macaulyff vom Last Trout war fast jedn Mond mit seim Ziehkarrn zum Robbenjagen drüber gegangn, aber n Abbildereitraum tut nich lügen, nee, niemals, un die Äbtissin hatte mir mein Weissag für n sondern Tag ins Gedächnis gehämmert, un dieser Tag war jetz. Das heißt, S onmi hat gesagt, wir dürfen sie nich überkwern.
    Die Angst machte Meronym gallich, sie war eben n Mensch wiedu un ich. Wusste Sonmi auch dass wir n wütenden Schwarm Kona an n Hacken ham?
    Der Pololu wird an seiner Mündung breit , lehrte ich sie, drum isser nich so tief un seine Strömung nich so stark . Wir warn genau an der Stelle wo der Weg zur Brücke sich gabelte, ja, un der eine führte zu ner nahen Stelle runter wo wir durchn Fluss waten konnten. Das Trommeln von den Hufen wurd lauter un lauter, un bald würden die Kona uns sehn.
    Ja, Meronym glaubte meim irrsinnichen Bestimm, warum konnt ich nich sagen, aber sie tats, un kurz drauf war meine Wunde vom kalten klaren Wasser taub, nur s Ferd rutschte schlimm im kieselichen Flussbett aus. Drei Kona galoppten patamm patamm auf die Brücke rauf un sahn uns, un schon sauste n Feil an uns vorbei un noch einer, die Luft um uns rum die war am Zittern, un der näkste Feil traf das Wasser un sprizte uns nass. Drei neue Kona holten die andern drei ein, aber sie hielten nich an zum Schießen, nee, sie patammten auf die Brücke rauf um uns aufer andern Seite den Weg abzuschneiden. Verzweifelt tat ich mich selber verfluchen, ja, un ich dachte, jetz sind wir tote Speckvögel.
    Ihr wisst doch wies is wenn ihr zum was Bauen n Baum dekselt? Das Geräusch nachm letzten Hieb, wenn s Holz kreischt un der ganze Stamm mit nem Ächzen fällt? Das wars Geräusch wo ich hörte. Ein-zwei Talleute wo die Brücke leise mit nem Ziehkarrn überkwern warn eine Sache, aber n galoppndes Ferd war ne andre, un seks-siebm-acht galoppende Konakriegsferde mit voller Rüstung warn zu viel. Die Brücke ging kaputt als wie wenn sie aus Stroh un Spucke wär, ja, die Streben brachen, die Planken krachten un die Seile rissen.
    S war kein kurzes Fallen, nee. Die Pololubrücke war fümfzehn Männer hoch oder mehr. Die Ferde drehten sich inner Luft un schlugen mitm Rücken aufm Wasser auf un die Reiter blieben in ihrn Steigbügels hängn, un wie ich schon gesagt hab, der Pololu war kein stiller tiefer Teich wo sie auffing un wieder hochtrieb, nee, überall warn große spitze Felsen wo ihnn alle Knochen kaputtbrechen taten. Nich ein Kona tauchte wieder auf, nee, nur zweidrei arme Ferde wälzten sich im Wasser un schlugen aus, aber zum Tiereheiln war keine Zeit.
     
    So, meine Fabel is fast zu Ende erzählt. Meronym un ich wateten zur andern Seite rüber, un ich sprach n Dankgebet zu Sonmi, weil sie mir n letztes Mal die Haut gerettet hatte, obwohls in den Tälern keine Zivlesion mehr zum Beschützen gab. Ich glaub der Rest vom Konatrupp hatte

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