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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wirklichkeit Gefangenschaft in einem goldenen Gefängnis ist, waren die Spezialität Karabaschs. So hatte er den Engländer John Clark aufgelesen, der jetzt in der Wüste Bomben mit Zeitzündern baute, so lernte er den Italiener Mario Fabbrizio kennen, einen windigen Kerl, der die Agitation in den Europäervierteln organisierte. Und er hatte die Griechen Polopopoulos und Sinomanlis engagiert, zwei Flugtechniker, die mit Radar umzugehen wußten, die Flugfunkzeichen kannten und beide schon auf dem Kontrollturm des Flughafens Athen gearbeitet hatten.
    »Die arabische Welt ist im Aufbruch«, sagte Karabasch, »was der Mahdi nur unvollständig erreichte – wir werden es vollenden. Die Voraussetzungen sind besser, die Waffen moderner, das Menschenpotential geschlossener und einiger, das Ziel klarer. Der Mahdi kämpfte im Namen Allahs – wir kämpfen im Namen der sozialistischen Erneuerung, der gerechten Verteilung aller Güter.«
    »Haben Sie Ihren bestimmt nicht armen Vater schon enteignet?«
    »Ich habe keinen Vater mehr. Mein Erbe habe ich verkauft und das Geld der Revolution gegeben.«
    »Ein Idealist! Wissen Sie, wie gefährlich das ist? Ich war auch einer – das hat mich von München nach Beirut katapultiert!«
    Karabasch umfaßte seine Knie und blickte Vandura scharf an. »Wir sind so schön dabei zu beichten. Seien wir ehrlich, Kollege: Warum sind Sie hier?«
    »Ich habe aus Versehen den Mann meiner Geliebten umgebracht.«
    »Aus Versehen? Das ist Idiotie! Männer von Geliebten bringt man in der Leidenschaft um!«
    »Daran sehen Sie, welch ein Idealist ich war. Ich injizierte ihm ein neues, von mir entwickeltes Mittel gegen Sklerose, um ihn zu retten – statt dessen starb er. Ob Zufall oder Irrtum – ich hätte es nie beweisen können. Und darum verließ ich Deutschland.«
    »Das beruhigt mich«, sagte Karabasch freundlich.
    »Was?«
    »Daß Sie sagten: Ich war Idealist. Jetzt sind Sie ein Blinder, der nicht weiß, wohin der Weg führt, denn er gabelt sich. Hier, jetzt, in diesem Moment gabelt er sich. Nach Deir el Achayir und nach El Muwaqqar.«
    »Was ist denn das nun wieder?«
    »El Muwaqqar ist unser Hauptquartier. Eine Oase in der jordanischen Wüste, am Rande eines einsamen, in der Sonnenglut flimmernden Felsengeländes bis neunhundert Meter Höhe. Dort, in den Schluchten, in denen nicht einmal ein Schakal wohnt, basteln wir an der Revolution. Es ist ein guter Platz – nahe bei Amman, im Rücken die Unendlichkeit der Wüste, die kaum einer so gut kennt wie wir, drei Wasserlöcher mit gutem, klarem, nicht bitterem Wasser, zwanzig Kilometer bis zur Bahnlinie Amman - Ma'an, Ausweichquartiere in den Oasen Mushash und Amra, in der Nähe der alte Wüstenflugplatz Sarqa – was will man mehr? Fidel Castro hatte eine ungünstigere Ausgangsposition.« Karabasch beugte sich vor und hielt Vandura eine Schachtel mit algerischen Zigaretten hin. Schwarzer Tabak, etwas für blecherne Lungen. »Zwei Wege, Dr. Vandura – welchen wählen Sie?«
    »Da fragen Sie noch?« Vandura nahm die Zigarette.
    »Das ist keine klare Antwort.« Karabasch gab Feuer und wartete, bis Vandura die ersten Züge getan hatte. »Ich weiß, warum Sie zögern. Revolution, Umsturz, Blut und Tränen, Chaos, Bürgerkrieg, Grausamkeiten, Fanatismus, unschuldige Opfer – das alles kennen die Deutschen. Aber Sie sollen kein Politiker sein, sondern Arzt, nur und ausschließlich Arzt. Sowie die Priester nur Priester waren, die die Bomben segneten, welche später auf Frauen, Kinder und Greise fielen – in Deutschland und in England. Dr. Vandura – wenn ein Mann Gottes Bomben segnet, die Tod bringen, dann sollten Sie keine Skrupel haben, als Arzt Leben zu retten!«
    »Ihre Logik ist teuflisch – aber sie leuchtet ein!« Vandura schob die Beine vom Liegestuhl und setzte sich. Karabasch winkte und hob zwei Finger. Zwei Gläser Sekt, bedeutete das. Der Kellner rannte davon. »Nur stört mich grundsätzlich der Anlaß für die Erkrankungen meiner Patienten.«
    »Das ist eine Frage des Blickwinkels, Dr. Vandura. Darf ich Sie einladen, mit mir nach El Muwaqqar zu kommen? Sehen Sie sich alles an, niemand wird Sie stören – und wenn Sie dann noch wollen, können Sie abreisen. Ich lasse Sie nach Beirut zurückbringen. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Der Kellner kam mit dem Sekt. Sie nahmen die Gläser, stießen an und tranken sie in einem Zug leer wie zur Besiegelung eines großen Geschäftes.
    Am nächsten Morgen flogen sie nach Amman.
    Wer die

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