Der Wüstenpalast
Hüften und hob sie aus dem Wasser auf den Beckenrand.
“Was tust du da?”, fragte sie erschrocken.
“Was ich tun möchte”, erklärte er, drückte ihre Beine mit seinen harten Schenkeln auseinander und schob seine Hände unter ihren Po, um sie festzuhalten.
Unfähig, seinem und ihrem Begehren zu widerstehen, ließ Bethany ihre Finger in seinem seidig dichten Haar versinken, und als Razul drängend und leidenschaftlich von ihrem Mund Besitz ergriff, hatte kein vernünftiger Gedanke mehr auch nur die geringste Chance.
Bethany erwachte in dem bequemen Bett und zitterte förmlich vor Kälte. In ihrem Arm regte sich ein dumpfes Pochen. Ein leicht ziehender Schmerz zog sich durch ihren gesamten Körper, selbst an jenen Stellen, von denen sie gar nicht gewusst hatte, dass man sie überhaupt spüren konnte. Seltsamerweise jedoch fühlte Bethany sich wie abgehoben von diesen Missempfindungen.
Stattdessen war ihr Geist angefüllt mit einer Flut erotischer Bilder. Sie erinnerte sich an die aufregende Vereinigung mit Razul, an die köstliche Ekstase, die sie mit ihm erlebt hatte und die Bethanys kühnste Phantasien bei Weitem überstiegen hatte.
Sie erinnerte sich an ihre eigene ungezügelte sexuelle Lust und daran, wie herrlich es gewesen war, danach in Razuls Armen einzuschlafen und sich sicher und geborgen zu fühlen, in dem Wissen, dass sie nicht mehr länger allein war.
Jetzt hat es also angefangen, dachte Bethany niedergeschlagen. Das ist es, was Liebe mit einem macht. Sie nimmt dir deinen Stolz und lässt dich deine Prinzipien verraten. Sie bringt eine vernünftige Frau dazu, sich völlig unvernünftig zu verhalten.
Bethanys Mutter war eine intelligente Frau, aber niemals hatte ihre Intelligenz ihr dabei geholfen, sich aus ihrer zerstörerischen Ehe zu lösen. Nein, es hatte sogar den Anschein, als sei sie süchtig nach dem Leid und der Demütigung, die ihr untreuer Ehemann ihr ständig zufügte.
“Er ist mein Mann, und ich liebe ihn”, hatte sie ihre Tochter vorwurfsvoll zurechtgewiesen, als Bethany noch naiv genug gewesen war, zu glauben, dass sie sich einmischen sollte.
Die Flucht ins Studium war für Bethany ein Segen gewesen, und nach und nach hatte sie den Kontakt zu ihrem Elternhaus immer weiter bis auf das gegenwärtige Stadium gelegentlichen Briefeschreibens reduziert.
Kraftlos zog Bethany an der Bettdecke, um sich zu wärmen. Ihr Mund war trocken, und der hämmernde Kopfschmerz war kaum mehr auszuhalten. Als sie den Arm bewegte, durchzuckte sie ein heftiges Stechen. Da sie sich so schwach fühlte, kostete es sie fast übermenschliche Willensanstrengung, die Decke fortzuschieben und ihn sich anzusehen. Der Arm war rot und angeschwollen und besonders ihre Hand unter dem Pflaster, das Fatimas Kratzer bedeckte, wirkte aufgedunsen und entzündet. Wahrscheinlich Blutvergiftung, dachte Bethany, noch immer merkwürdig distanziert.
Sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Gleich darauf trat Razul in ihr Blickfeld, voll angekleidet in einem hervorragend geschneiderten hellgrauen Anzug. Er trug ein Tablett.
“Du bist wach. Hast du Hunger?”, erkundigte er sich, sein Tonfall ausgesprochen förmlich. Ein paar Schritte vom Bett entfernt blieb er unbeholfen stehen. “Ich habe dir Frühstück gebracht.”
Ich brauche einen Arzt, war alles, woran Bethany denken konnte.
Da sie nichts sagte, räusperte Razul sich. “Du erwartest natürlich eine Entschuldigung.”
Ja, tue ich das? Wofür? Bethany war verwirrt und schaute ihn ein wenig verschwommen aus ihren großen grünen Augen an.
“Mein Verhalten von heute Nacht tut mir leid”, meinte Razul mühsam. “Es gibt keine Entschuldigung dafür. Ich habe einfach die Beherrschung verloren. Mein Temperament ist mit mir durchgegangen. Das ist mir noch niemals passiert.”
Bethany war außerstande, sich auf irgendetwas zu konzentrieren.
“Ich … brauche einen Doktor”, flüsterte sie mit dünner Stimme.
“Einen Doktor?” Verunsichert blickte Razul auf sie herab.
Sie zeigte ihm den schmerzenden Arm. “Siehst du?”
Razul ließ das Tablett fallen, sodass das Geschirr unter ohrenbetäubendem Krachen auf dem Steinfußboden zersprang.
Mit einem Satz war Razul bei Bethany und kniete neben ihr am Bett. Eine Sturzflut an Arabisch zerriss die Stille. Er packte Bethanys Hand und starrte sie an, fassungslos vor Schreck. Die schiere Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er sein Mobiltelefon aus der Tasche riss und hastig eine Nummer wählte. Offenbar
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