Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wüstenpalast

Der Wüstenpalast

Titel: Der Wüstenpalast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
Vom Netzwerk:
hatte er jedoch vor lauter Hast die falschen Zahlen gedrückt, denn fluchend startete er einen neuen Versuch. Von königlicher Würde war ihm allerdings auch während des schließlich geglückten Anrufs nichts anzumerken.
    “Tut mir leid, dass ich dir solchen Ärger mache”, meinte Bethany seufzend.
    Razul erwiderte etwas in seiner Sprache, da seine Englischkenntnisse ihn momentan scheinbar im Stich gelassen hatten. Er stöhnte etwas in einem Ton voller Angst, während er mit fliegenden Händen Bethanys Nachthemd herbeiholte und es ihr überstreifte. Dann hüllte er Bethany behutsam zunächst in das Laken und danach in die Bettdecke, ehe er sie auf die Arme nahm, eingewickelt wie eine ägyptische Mumie. Ab da wusste sie nichts mehr, sondern glitt in eine fiebrige Ohnmacht hinüber …
    Als Bethany vorübergehend aus den Tiefen ihrer Bewusstlosigkeit auftauchte, fand sie sich in einem spärlich beleuchteten Raum in einem Krankenhausbett wieder, und an ihrem Arm hatte sie einen Tropf. Ihr war entsetzlich heiß und unwohl zumute. Sie hörte, wie Razul etwas sagte, und dann eine weibliche Stimme, die ihn schroff anfuhr, was Bethany ungewöhnlich vorkam. Da es sie jedoch zuviel Anstrengung gekostet hätte, die Augen zu öffnen, ließ sie die Sache auf sich beruhen.
    Beim nächsten Mal wachte Bethany auf wie aus einem Schlaf. Ihr Arm schmerzte nicht mehr, aber sie fühlte sich unglaublich erschöpft. Noch immer waren die beiden Stimmen zu hören. Mit einem leise gemurmelten Laut des Unmuts, weil ihre Muskeln ihr nicht recht gehorchen wollten, veränderte Bethany ihre Stellung und schlug die Augen auf. Laila stand von der einen Seite des Bettes her über sie gebeugt, Razul war am Fußende des Bettes, und es schien eine merkliche Missstimmung in der Luft zu liegen.
    “Da siehst du’s”, sagte Laila befriedigt zu ihrem Bruder. “Ich hab’ dir doch gesagt, dass sie nur schläft. Genau wie Mr. Khan es auch gesagt hat.”
    Erstaunt betrachtete Bethany Razul. Er sah aus, als habe er sich eine Woche lang weder rasiert noch richtig geschlafen. Seine Augen waren blutunterlaufen, der Anzug verknittert, und seine Krawatte fehlte ganz.
    “Wie fühlst du dich?”, fragte er rau, ohne seine Schwester zu beachten.
    “Wie lange bin ich denn schon hier?”
    “Fast zwei Tage …”
    “Die längsten Tage meines Lebens”, beschwerte Laila sich stöhnend. “Bitte, Bethany, sagen Sie ihm, er soll nach Hause gehen, bevor ich ein Verbrechen begehe, das noch immer unter Todesstrafe steht … nämlich einen Angriff auf seine erhabene Person …”
    “Sprich nicht so mit mir!”, stieß Razul hervor, sodass Bethany zusammenzuckte.
    “Kein Mensch kann so lange ohne Schlaf auskommen und dann noch annehmen, dass er zu einer sachlichen Beurteilung in der Lage ist … Und außerdem, wo ist dein Sinn für Humor abgeblieben?”, erkundigte sich Laila wenig beeindruckt.
    “Du erwartest, dass ich lache, obwohl meine Frau am Abgrund des Todes gestanden hat?!”, fragte er ungläubig.
    “Deine Frau hat nicht am Abgrund des Todes gestanden. Sie war ziemlich krank, aber nicht lebensbedrohlich. Also, würdest du jetzt bitte nach Hause gehen, ehe ich mich gezwungen sehe, Zuflucht zu niedrigen Strategien zu nehmen? Du weißt genau, was passiert, falls ich deinen Vater über deinen gegenwärtigen Erschöpfungszustand informiere. Der kleinste Hinweis, dass sein über alles geliebter Sohn sich nicht robuster Gesundheit erfreut, und er wird dir befehlen, nach Hause zu gehen.”
    “Ich bleibe bei meiner Frau. Solange sie krank ist, ist dies mein Platz.”
    “Bitte, geh nach Hause”, flüsterte Bethany, die sich schrecklich schuldbewusst fühlte, einen solchen Zwist zwischen Bruder und Schwester verursacht zu haben, und noch mehr bestürzt darüber, dass Razul seit achtundvierzig Stunden nicht geschlafen hatte.
    Seine Gesichtszüge wurden plötzlich hart. Die dichten Wimpern verbargen seine Augen, aber dennoch machte er den Eindruck, als habe Bethany ihm einen Dolch in den Rücken gestoßen. Die Miene verschlossen, trat er einen Schritt zurück.
    “Wenn das dein Wunsch ist …”
    Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, seufzte Laila: “Das hätten Sie ein bisschen netter sagen sollen. Jetzt haben Sie ihn gekränkt, und ich bin auch noch schuld daran. Ahmed würde sich winden, wenn er mich so mit Razul sprechen hören könnte, aber verflixt noch mal … Ich bin zwanzig Jahre älter als er, ich habe den größten Teil meines Lebens in

Weitere Kostenlose Bücher