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Der Wüstenpalast

Der Wüstenpalast

Titel: Der Wüstenpalast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
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liebte.
    So wie ich ihn liebe, dachte sie bitter und vergrub das Gesicht im Kopfkissen, wobei sie sich dafür verachtete, dass sie sich ihren Gefühlen so ausgeliefert fühlte. Allein bei der Vorstellung von Razul und Fatima zusammen hob sich Bethanys Magen. Die Frau war eine Wahnsinnige! Und Razul hatte kein einziges Wort der Kritik geäußert, als Bethany ihm gesagt hatte, von wem ihre Kratzer stammten. Dieses schreckliche Biest würde höchstwahrscheinlich die Mutter seiner Kinder werden …

8. KAPITEL
    “Man hat mir gesagt, dass du kaum etwas isst”, meinte Razul sichtlich angespannt.
    “Ich habe einfach keinen großen Hunger.” In den vierundzwanzig Stunden, die es gedauert hatte, bis er Bethany wieder besuchte, hatte sich eine tiefe Niedergeschlagenheit ihrer bemächtigt.
    “Das verstehe ich ja”, erwiderte er in beinahe grobem Ton. “Aber du musst vernünftig sein.”
    Das Schweigen wurde erdrückend. Bethany drehte den Kopf zur Wand. Er hat Fatima verdient, dachte sie deprimiert und versuchte, Razul zu hassen. Irgendwie jedoch machte das ihren Schmerz nur noch schlimmer.
    “Es war ein Fehler von mir, dich nach Datar zu holen”, bekannte er schwerfällig.
    Bethany erstarrte und richtete sich stirnrunzelnd auf, wobei ihr die Haare wirr um die Schultern fielen.
    “Ich habe geglaubt, ich könnte dich glücklich machen … Zumindest für eine Weile. Jetzt weiß ich, dass das sehr arrogant von mir gewesen ist und dumm, unverzeihlich dumm. Ich habe mich von meinen Leidenschaften hinreißen lassen. Noch nie habe ich eine Frau so sehr gewollt wie dich. Du warst mein Traum … Im Namen Allahs, ich rede schon wie ein Schuljunge!”
    Mit einem Auflachen, das harsch war vor Verlegenheit, trat Razul ans Fenster. “Ich war naiv genug, zu glauben, dass wir diese besondere Zeit miteinander verbringen könnten und dass es dich nichts kosten würde. Ich hatte nur noch so wenig Zeit. Mir bleibt keine andere Wahl. Ich
muss
heiraten und Kinder zeugen. Ich bin dreißig, und das ist schon ziemlich alt, um in meiner Position noch unverheiratet zu sein …”
    “Ja”, flüsterte Bethany.
    Du warst mein Traum …
– Ach, wenn ich es doch nur gewesen wäre, dachte sie elend. Was er tatsächlich meint, ist, dass ich seine sexuelle Phantasie gewesen bin, die begehrenswerte Eroberung. Er hat ein letztes Abenteuer mit einer Frau gesucht, die nicht aus seiner Welt kommt – einer starken, unabhängigen Frau, die kaum daran zerbrechen oder ein großes Theater machen würde, wenn die Sache vorbei ist.
    “Wenn es nicht um meine Familie ginge, hätte ich dich nach England zurückfliegen lassen, denn das wäre dir sicher am liebsten”, stieß er abgehackt hervor. “Aber aus Rücksicht auf sie bitte ich dich, noch eine kleine Weile zu bleiben. Eine allzu plötzliche Abreise meiner Braut könnte sie in eine ausgesprochen peinliche Lage bringen.”
    Bethany traute sich nicht, ihn anzusehen. Der Gedanke, nach Hause transportiert zu werden, erfüllte sie mit Schrecken. Und doch war es feige, dem Unvermeidlichen ausweichen zu wollen. Diese besondere Zeit zusammen … Weshalb war sie nicht imstande, das zu akzeptieren? Und endlich, schlagartig, begriff sie, aus welchem Grund sie es nicht akzeptieren konnte.
    Sie hatte sich mehr gewünscht, die ganze Zeit hatte sie sich nach mehr gesehnt, sogar als sie sich mit Razul gestritten und ihm gesagt hatte, dass sie nicht an die Ehe glaubte. Auch Bethany hatte ihre Träume, auch wenn sie sich diese bisher noch nie eingestanden hatte. Sie hatte Razul für immer gewollt, sich gewünscht, dass er sie liebte, sich danach gesehnt, dass er ihr beweisen würde, eine Ehe zwischen ihnen könnte trotz aller Widerstände funktionieren … Wer von uns beiden ist also die Naive? fragte sie sich sarkastisch. Aschenputtel kriegt ihren Prinzen, das Märchen aller Märchen … Wer hätte gedacht, dass die ach so prosaische Bethany Morgan solcherlei Träume hat?
    “Wie lautet dein Entschluss? Ich muss es wissen”, sagte Razul leise.
    Dem Himmel sei Dank für seine Besorgnis um seine Familie, dachte Bethany im Stillen. “Ich bleibe”, antwortete sie und suchte nach einem plausiblen Grund. “Ich kann ja mit meiner Forschung beginnen.”
    “Natürlich … deine Forschung”, meinte er ausdruckslos.
    Allerdings war das nicht alles. Wenn ich schon gezwungen sein werde, mein ganzes Leben hoffnungslos in den Mann einer anderen Frau verliebt zu sein, beschloss Bethany bei sich, dann werde ich dafür sorgen, dass

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