Der Wuestenplanet - Paul Atreides
auf Burg Caladan.
Das grausige Schlachtfest, die fliegenden Exekutionsscheiben, die missglückte Verteidigung durch die Schwertmeister und Letos Sicherheitswächter – all das hatte sich innerhalb eines Zeitraums von weniger als einer Minute abgespielt. Als uniformierte Atreides-Soldaten durch die Saaltüren hereinstürmten, lagen die Opfer bereits zerschlitzt und blutend am Boden, manche in Einzelteile zerhackt, während andere schockiert und fassungslos schluchzten. Prinz Rhombur blickte an sich herab und sah, dass sein förmlicher Hochzeitsanzug in Streifen geschnitten war, er jedoch ansonsten unversehrt schien.
Dr. Yueh eilte professionell zwischen den Verletzten hin und her und setzte seinen Blick für Schlachtfeldmedizin ein, um zwischen denen zu unterscheiden, für die man noch etwas tun konnte und den Unglücklichen, für die jede Hilfe zu spät kam. Als Ersten behandelte er Erzherzog Ecaz, indem er eine selbstschnürende Aderpresse an seinem Armstumpf anbrachte.
Der abgetrennte Arm am Boden war übel zugerichtet und gebrochen. Nachdem Yueh ihn einen Moment lang betrachtet hatte, sagte er leise zu Leto: »Er ist zu stark beschädigt, um wieder angesetzt zu werden. Die Tleilaxu haben vielleicht eine Möglichkeit, das Fleisch nachwachsen zu lassen, aber damit kenne ich mich nicht aus.« Er zeigte auf den arg mitgenommenen Rhombur. »Ich bin vielleicht in der Lage, eine Armprothese für den Erzherzog herzustellen, ähnlich wie ich es für den Prinzen des Hauses Vernius getan habe. Dazu bin ich fähig.«
»Darüber können wir später reden«, sagte Leto und wischte sich das Blut von der Stirn.
Starke Schmerzmittel machten Erzherzog Armand benommen und geistesabwesend, doch Wut durchdrang den Nebelschleier um ihn herum. Er schaute auf den blutgetränkten Leib seiner Tochter, starrte auf ihre kreidebleiche Haut. Als würde sein Kopf sich an schlecht geölten Scharnieren bewegen, wandte er den finsteren Blick Whitmore Bludd zu, der aschfahl und zitternd dastand. »Sie hätten sie beschützen sollen.« Seine Worte trafen den eleganten Schwertmeister schwerer, als jede Mordscheibe es gekonnt hätte.
Bludd presste die Lippen zusammen. »Ich habe versagt«, stellte er in tonlosem Unglauben fest. »Ich bin ein Schwertmeister ... und ich habe versagt. Ich hätte mich selbst für Ilesa geopfert. Rivvy kannte seine Pflicht.«
Duncan taumelte zur lang hingestreckten Leiche von Rivvy Dinari hinüber, der wie ein abgeschlachteter Wal am Boden lag. Die scharfkantigen Scheiben steckten noch immer tief in seinem breiten Brustkorb. »Er ist einen stolzen Tod gestorben. Das heroische Ende eines echten Schwertmeisters.«
Bludd starrte einfach nur ungläubig auf sein dünnes Rapier und schleuderte es dann angewidert davon. Klirrend fiel die Waffe zu Boden. »Hilf mir, seine Leiche fortzutragen, Duncan. Das ist offenbar das Einzige, wozu ich gut bin.«
Kalt, effizient und nicht dazu bereit, sich vom Kummer lähmen zu lassen, ordnete Leto die vollständige Sperrung des Raumhafens von Cala City an. Er entschuldigte sich kurz angebunden und erklärte, dass man keine Schiffe abreisen lassen würde, bis die Ermittlungen abgeschlossen waren. Thufir Hawat, dessen tiefer Schnitt im Rücken inzwischen genäht und verbunden war, behielt vor allem diejenigen im Auge, die übermäßig beunruhigt und verärgert auf die Verzögerung reagierten, aber auch jene, die allzu viel weinerliches Mitgefühl zeigten. Diese Personen unterzog man einer zusätzlichen Befragung.
Als ein Schimmer Glück im Unglück erwies sich die Nachricht, dass alle vierzehn Ermordeten entweder zum Haus Atreides oder zum Haus Ecaz gehört hatten, ob es sich nun um Bedienstete, Gefolgsleute oder Gäste handelte. Nachdem die erste Welle der Angst sich gelegt hatte, brachten viele der adligen Hochzeitsgäste ihre Empörung zum Ausdruck, die sich entweder gegen das Haus Moritani richtete, weil es sie in eine Blutfehde hineingezogen hatte, oder gegen das Haus Atreides, weil es sie durch die Einladung einer so gefährlichen Situation ausgesetzt hatte. Doch da die aufgebrachten Adligen im Vergleich zu den Atreides und Ecaz nur minimalen Schaden davongetragen hatten, würde ihr Gezeter bald verstummen, und die Sache führte zu keinen weiteren Streitereien zwischen den Familien.
Doch Herzog Leto würde nicht so schnell vergessen.
Gurney Halleck und Thufir Hawat suchten jeden Stein von Burg Caladan nach weiteren Mordvorrichtungen ab. Selbst bei so einem ausgefeilten
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