Der Wuestenplanet - Paul Atreides
es selbst für möglich halten würden. Darum konntest du mich nicht erwischen. Ich habe die ganze Zeit hier unten gewartet.«
Ein Licht erlosch im gegenüberliegenden Tunnel, als die Wachen sich hineindrängten und wütend nach ihnen suchten. Sie hatten keine Ahnung, was Thallo mit ihrem eigenen System gemacht hatte.
Aufgeregt fuhr Thallo fort: »Ich werde mit jedem Sicherheits- und Überwachungssystem fertig, das sie haben. Diesmal lasse ich mich von ihnen einfangen, aber nur, weil ich noch nicht bereit bin.«
»Bereit wozu?«
»Wir haben nicht viel Zeit.« Er flüsterte ihr sein Geständnis zu. »Weil ich der Perfektion so nahe bin, erkenne ich deutlich, wie weit ich vom Ziel entfernt bin. Dr. Ereboam weiß, dass ich nicht der makellose Kwisatz Haderach bin. Sobald das den anderen Meistern klarwird, werden sie das Experiment beenden – ebenso wie die Existenz Ereboams. Und dann werden sie es erneut versuchen.«
Ihre Verfolger näherten sich ihnen aus verschiedenen Richtungen durch die dunklen Tunnel, rufend und Lampen schwenkend. Thallo, der jetzt wieder zahm und kindisch dreinschaute, trat vor und hob die Hände, als wollte er sich ergeben.
An jenem Abend setzte Thallo das Sicherheitssystem, das ihn umgab, außer Gefecht und tat das Gleiche für Marie, wobei er in ihren Betten Vollspektrum-Holos von ihnen zurückließ. Obwohl dem Mädchen nicht wohl dabei war, sich an ihren nichtsahnenden Eltern vorbeizuschleichen, rechnete sie sich aus, dass es klug wäre, mehr darüber zu erfahren, was ihr angeblicher Freund im Schilde führte. Information ist die beste Verteidigungswaffe. Bevor sie sich ihrer Mutter und ihrem Vater anvertraute, musste sie zuerst herausfinden, was Thallo spielte.
In einer mondlosen Nacht stahlen sich die Spielgefährten hinaus ins stille, brütende Thalidei. Inmitten eines verlassenen Baustellengerippes nicht weit vom Ufer des übelriechenden Sees fanden sie einen Platz zum Sitzen, und dort verbrachten sie den Großteil der Nacht mit Reden. Während sie zu den flackernden Lichtern der Stadt zurückschauten, setzte Marie ihre Gedankenarbeit fort und versuchte, den Geist des jungen Mannes zu verstehen und vielleicht sogar zu formen, wie ihre Eltern es ihr beigebracht hatten, in der Hoffnung, Thallos Loyalität von den Tleilaxu ab- und stattdessen ihr zuzuwenden.
Der Kwisatz-Haderach-Kandidat hatte mehr Potenzial, als sie anfangs vermutet hatte. Vielleicht konnte er wirklich in die Nebel der Zukunft spähen, wie er behauptete, und vielleicht wusste er mit absoluter Gewissheit, dass er zum Scheitern verurteilt war. Doch wenn dem so war, hatte er in Bezug auf Marie einen blinden Fleck und eine eklatante Schwäche, die sie ausnutzen würde. Thallo wollte verzweifelt den Fängen der Tleilaxu entrinnen, und Marie würde ihm dabei helfen, genau das zu erreichen.
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Gefahr ist das Hintergrundrauschen meines Lebens. Ich kann genauso wenig eine bestimmte Bedrohung herausfiltern, wie du ein einzelnes Statikknacken aus einer toten Übertragung heraushören könntest.
Das Leben des Muad'dib, Band 1,
von Prinzessin Irulan
Die Große Unterwerfungszeremonie wurde sorgfältiger und genauer geplant als jeder Militärschlag in Pauls Djihad. Wenn Irulan ihre Zeit nicht gerade mit Rugi verbrachte, behielt sie die Vorbereitungen im Auge und brachte gelegentlich einen Vorschlag ein. Heere ergebener Diener, allesamt mit neuen Haushaltsuniformen herausgeputzt, hatten die gesamte riesige Zitadelle geschmückt. Immense Banner hingen von den Felswänden im Norden.
Die Bewohner von Arrakeen, von den Bettlern über die Händler bis zu den Stadtwachen, flehten darum, selbst die einfachsten Arbeiten verrichten zu dürfen, damit sie später von sich behaupten konnten, dass sie Teil des großen Ereignisses gewesen waren. Es war zu mehreren Messerstechereien mit tödlichem Ausgang gekommen, weil die Leute um die begrenzten Plätze im erweiterten Bedienstetenstab kämpften.
Man hatte die Sicherheitsmaßnahmen um Paul herum weiter verschärft. Bevor man es den Repräsentanten des Landsraads gestattete, der Zeremonie beizuwohnen, wurde jeder einzelne von ihnen erneut verhört, um mögliche Bedrohungen auszumerzen. Pauls Fedaykin-Sicherheitsleute deckten tatsächlich zwei zugegebenermaßen plumpe Versuche auf, Waffen in den Himmlischen Audienzsaal zu schmuggeln. Die Assassinen hatten die schiere Größe der Halle, in der Muad'dib sie empfangen würde, nicht bedacht. Keine ihrer kleinen Waffen verfügte
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