Der Wuestenplanet - Paul Atreides
Silber und Gold war, ein schmales Gesicht und Rosenknospenlippen, auf denen scheinbar ein schmollender Ausdruck lag. Rivvy Dinari war eine gewaltige Kugel, wirkte aber trotzdem leichtfüßig. Seine Haut war von der Dschungelhitze gerötet.
Duncan lief in langen Sätzen die Landerampe der Fregatte herab, um die beiden zu begrüßen, doch er blieb wachsam, als rechnete er damit, dass sie sich für einen spielerischen, aber dennoch tödlichen Übungskampf auf ihn stürzen würden.
»Herzog Leto ist in einer offiziellen Angelegenheit hier«, sagte Dinari mit tiefer Stimme, die wie eine Kesselpauke klang, zu Bludd. »Wir haben später Zeit fürs Klingenspiel.«
Bludd schniefte. »Mit Schwertern spielt man nicht. Wir werden eine Übungsstunde abhalten. Eine Stunde, in der er sich beweisen muss.«
»Und wenn ich euch beide schlage, wie wollt ihr jemals über die Schmach hinwegkommen?«, zog Duncan sie auf.
»Das schaffen wir schon«, antwortete Dinari. » Falls es dazu kommt.«
Leto trat allein aus der gelandeten Fregatte. Er trug ein schwarzes Wams mit dem roten Falkenwappen der Atreides. Paul, der immer noch zu begreifen versuchte, was vorging, folgte ihm.
Die Luft roch nach Blumen, Waldharzen und dem süßen Saft, der aus der gesplitterten Borke der gewaltig über dem Palast aufragenden Bäume hervorsickerte. Farne, die ihm bis zum Scheitel reichten, standen wie eingerollte Wachposten entlang der gefliesten Wege.
Leto legte Paul die Hand auf die Schulter. »Komm mit, wir müssen unsere Aufwartung machen.«
»Was ist mit Mutter?« Paul schaute zu Jessica zurück, die keinerlei Regung zeigte, während sie ihnen mit einigen Schritten Abstand folgte.
»Sie wird ihre eigene Aufwartung machen. Pass gut auf. Hier sind zahlreiche Feinheiten im Spiel. In den nächsten paar Tagen wirst du viele wichtige Lektionen lernen, was es bedeutet, ein Herzog zu sein ... und einige davon könnten sehr hart sein.«
Innerhalb des erzherzoglichen Palasts schien es genauso viel üppigen Bewuchs zu geben wie draußen in den Höfen und Gärten. Aus schmalen Aquädukten lief silbriges Wasser durch Rinnen in den Wänden und erfüllte die Korridore und Kammern mit dem friedvollen Geräusch des fließenden Nass. Es war nicht ganz so beruhigend wie das Rauschen der Ozeane Caladans, doch Paul fand es trotzdem tröstlich.
Als sie den großen Audienzsaal betraten, saß Erzherzog Ecaz in einem wuchtigen Stuhl aus Wurzelholz an einer langen Tafel, die auf unglaublichen Hochglanz poliert war. Es war das größte Stück elaccanischen Blutholzes, das Paul je gesehen hatte. Farben und Muster schlängelten sich durch die Maserung. Der Erzherzog war ein hochgewachsener, dünner Mann, der trotz seines silbrigen Haars nicht alt wirkte. Er hatte ein schmales Gesicht und ein spitzes Kinn.
Als Leto vortrat, erhob sich der Erzherzog, um ihn zu begrüßen, und sie umfassten sich an den Unterarmen. »Wir sind Optimisten, du und ich, Armand«, sagte Leto. »Wir versuchen es noch einmal. Wenn wir es nicht weiter versuchen würden, welchen Sinn hätte das Leben dann noch?«
»Ist das dein natürlicher Sohn Paul?« Der Erzherzog streckte eine Hand aus. Sie sah klein und schmal aus, doch ihr Griff war fest. Paul schüttelte sie.
»Erlaube, dass ich auch seine Mutter vorstelle, Lady Jessica«, sagte Leto und nickte in ihre Richtung. Sie verneigte sich förmlich, blieb jedoch an der Wand stehen, am Rande.
»Auch ich muss dir jemanden vorstellen, Leto. Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht an sie.« Armand rief etwas in Richtung eines Durchgangs, und eine gertenschlanke junge Frau trat ein. Sie wirkte wohlerzogen und hatte große braune Augen und dunkles Haar, das zu einem verschlungenen Zopf zusammengebunden war. Um den Hals trug sie eine dünne Goldkette, an der ein absolut reiner, aber unregelmäßig geformter Soostein hing. »Herzog Leto Atreides, dies ist meine Tochter Ilesa.«
Sie führte einen höflichen Knicks aus, wirkte dabei jedoch schüchtern. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
Pauls Vater antwortete mit einer tiefen, förmlichen Verbeugung. »Ich habe sie schon einmal gesehen, vor langer Zeit. Du hast nicht übertrieben, was ihre Schönheit betrifft, Armand.« Jetzt wandte Herzog Leto sich Paul und seiner Mutter zu. »Es wurde bereits alles arrangiert. Ilesa wird meine Frau werden.«
21
Duncan Idaho war nicht der einzige Schwertmeister im Leben von Paul Atreides. Er war lediglich der Einzige, an den man sich noch lange erinnern
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