Der wunderbare Massenselbstmord
Finnische Bank Pleite machen, ganz zu schweigen von einer Wäscherei.«
Der Kommissar war derselben Meinung. Er fand, dass die Geschäftswelt durch und durch verdorben war. Für Champagner war Geld da, obwohl die Konkursmasse angeblich nichts abwarf. Er hatte bei ihrem Aufenthalt vor Ort mindestens zwanzig Gäste gezählt, und alle total besoffen. Konkurs hin, Konkurs her, Hauptsache, man konnte weiterfeiern.
»Eine Schweinerei, sage ich. Und wir alle müssen da für zahlen.«
»Es konnte einen richtig fuchsen, zu sehen, wie die Schmarotzer halb geleerte Champagnerflaschen ins Wasser warfen! Einfach zugekorkt und in hohem Bogen in den See damit. Ein Skandal, aber jetzt ist Schluss damit.«
Der Kommissar fügte noch hinzu:
»Und der Oberst, der der Anführer zu sein schien! Haarsträubendes Verhalten von einem Beamten der Streitkräfte. Aber wo das Aas stinkt, da kreischen die Geier, das ist mal sicher.«
Der Anwalt bekannte, dass auch er manchmal Cham pagner trinke, gern sogar, allerdings im Allgemeinen auf eigene Kosten. Aber ein derartiges Gelage auf den Rui nen einer Konkursmasse sei ungeheuerlich. In Finnland gebe es noch so viel materielle und seelische Not, dass einen schaudere, derlei mitanzusehen. Hunderte von Menschen begingen in diesem Land wegen übermächti ger Schwierigkeiten Selbstmord. Zur gleichen Zeit nah-men sich solche Konkursschwindler das Recht, in Saus und Braus zu leben.
13
Als der Kommissar und der Konkursverwalter abgefah ren waren, stieg Direktor Rellonen auf den Tisch der Terrasse, um eine Ansprache zu halten. Er schimpfte wütend auf die beiden Beamten und beklagte, dass er während seines ganzen Erwachsenenlebens gerade gegen solche bürokratischen Räuber habe kämpfen müssen. Es sei kein Wunder, dass er mehrfach an den Rand des Selbstmords getrieben worden sei. Das Publi kum gab ihm Recht.
»Aber wir wollen uns durch diesen unangenehmen Zwischenfall den Tag, der so gut begonnen hat, nicht verderben lassen«, sagte Rellonen und hob seinen Papp becher, in dem das kalte Schaumgetränk perlte. »Trin ken wir auf die wundervollen Selbstmorde!«
Den ganzen Tag wurde Champagner getrunken. Als die Vorräte verbraucht waren, holten Korpela und Lis manki mit dem Bus aus Lampi Nachschub.
»Auf der Rückfahrt wären wir beinah im Straßengra ben gelandet«, berichtete Uula fröhlich.
Oberst Kemppainen warnte vor übermäßigem Trin ken. Es sei ungesund, die Nieren und die Leber vertru gen nicht so viel Alkohol. Die anderen erklärten ihm, dass es keine Rolle spiele, in welchem Zustand die Leber im Augenblick des Selbstmords sei, man sei sowieso auf dem Weg ins Grab. Darauf hatte der Oberst nichts zu erwidern.
Spät am Abend wurden das Mannschaftszelt der Ar mee und die übrigen Sachen in den Gepäckraum des Busses geladen, und dann stiegen alle ein. Die Stim mung war so ausgelassen, dass beschlossen wurde, dem Konkursverwalter eins auszuwischen und die auf dem Hof errichteten Hütten vor dem Aufbruch in Brand zu stecken. Der Vorschlag kam von Uula Lismanki, und alle fanden, dass die genannten Objekte, im Gegensatz zum Haus, nicht zur Konkursmasse von Direktor Rello nens Wäscherei zählten. Die Hütten brannten wunder schön im Abendlicht und warfen ein flammendes Spie gelbild auf den stillen Humalajärvi. Passend dazu ging gerade die Sonne unter.
Busunternehmer Rauno Korpela setzte sich reichlich beschwipst hinter das Steuer seines Luxusbusses und fuhr los. Man vereinbarte, in schnöde östliche Richtung zu fahren, zumindest vorläufig und auf jeden Fall so lange, wie der Fahrer wach blieb. Oberst Kemppainen stieg zusammen mit Helena Puusaari in sein eigenes Auto und folgte dem Bus, der auf dem schmalen Zu fahrtsweg bedenklich schwankte. Doch als er die Auto bahn erreichte, wurde das Tempo schneller, und das Fahrzeug stabilisierte sich.
Nach einiger Zeit bog Korpela auf die Landstraße ab. Er erklärte, dass er gern im Hinterland fahre, besonders jetzt nach dem reichlichen Alkoholgenuss. Es mache Spaß, in der Sommernacht auf Dorfstraßen die Wald landschaft zu durchqueren.
Man fuhr eine Stunde oder auch zwei, die zufällig ge wählte Route führte von Vääksy nach Heinola, dann interessierte sich niemand mehr dafür, wo man sich gerade befand.
Der Aushilfskellner Seppo Sorjonen erwies sich als poetischer Charakter und initiierte gemeinsamen Ge-sang. Besonders eifrig sangen die Selbstmörder unter seiner Leitung ein Lied, das den
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