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Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Mikko Heikkinen, war unbedingt der Meinung, dass man eine so große und unabänderliche Entscheidung wie die über einen Selbstmord nicht treffen sollte, ohne sich vorher Mut anzutrinken. Der Oberst widersprach nicht, an einem einzigen Tag richtet sich schließlich niemand mit Alkohol zugrunde. Und wie die Dinge lagen, hatten die Leute nur noch einen Tag zu leben.
    Kapitän Heikkinen fand auf der Rückseite eines Hau­ ses eine Vinmonopol-Filiale und schritt zur Tat. Er trat in den Laden und verlangte dreiunddreißig Flaschen Schnaps. Die Verkäufer zogen sich ins Hinterzimmer zur Beratung zurück. Sie waren zwar daran gewöhnt, dass die finnischen Touristen wild auf Schnaps waren, aber dieser Kerl übertraf alles Bisherige. Sie fragten den Ladeninhaber, ob sie einem einzelnen Säufer dreiund­ dreißig Flaschen Schnaps verkaufen durften. Der Inha­ ber kam nach vorn, um sich den Kunden anzusehen. Als er sah, dass der Finne ein Großkonsument war, gab er seine Erlaubnis zu dem Geschäft, empfahl sogar noch irgendeinen norwegischen Aquavit. Heikkinen kaufte auch den, insgesamt wurden es fünfundvierzig Fla­ schen. Oberst Kemppainen bezahlte die Getränke und half, sie in den Bus zu tragen. Er fand, dass auch weni­ ger genügt hätte. Heikkinen begründete seinen Kauf damit, dass der Mensch nur einmal im Leben stirbt.
    Auch Esswaren wurden eingekauft, aber nur für eine Mahlzeit. Mehr hielt man nicht für erforderlich, schließ­ lich war man schon so nah am Ziel der Reise.
    Uula Lismanki wünschte noch einen halben Raumme­ ter trockener Birkenscheite zu kaufen. Als die anderen sich darüber wunderten, begründete Uula seinen Be­ darf. Er werde den Selbstmördern nicht bis zum Ende folgen, sondern mit dem Trauerverderber Seppo Sorjo­ nen zurückbleiben und zusehen, wie der Bus vom Fels­ hang des Nordkaps in die Wellen des Eismeeres hinun­ terstürze. Er brauche das Brennholz, damit ihm auf dem windigen Felsen nicht kalt werde. Die Gegend sei so karg, dass dort nicht einmal Zwergbirken wuchsen.
    Uula erkundigte sich bei den Einheimischen, wo er Brennholz kaufen könnte, am liebsten fertig gespalte­ nes. Man verwies ihn an einen Bauern am Rande der Stadt, der mit trockenem Kaminholz handelte. Uula lud das Holz in den Gepäckraum von Korpelas Bus. Bei der Gelegenheit wurde der Riesentank der Bustoilette, der sich bei der Rundfahrt durch Finnland gefüllt hatte, in die Klärgrube des Bauern entleert.
    Von Alattio ging es Richtung Nordosten ins gebirgige Hochland. Auf der Straße war ein klappriger Bus des Regionalverkehrs unterwegs, an dem Korpela mit seinem Luxusbus mühelos vorbeizog. Durch den Rückspiegel sah Korpela, dass der Regionalbus zwischen Alattio und Hammerfest verkehrte. Ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sein brandneuer Jumbo Star eigentlich doch zu teuer war, um ihn im Eismeer zu versenken. Dafür genügte auch ein schlechteres Fahrzeug, und ein solches hatte er gerade überholt. Wie wäre es, wenn er eine letzte gute Tat täte, seinen Luxusbus gegen den klapperigen Linienbus eintauschte und den Nutzen der norwegischen Volkswirtschaft zukommen ließe? Durchs Mikrofon fragte Korpela seine Passagiere um Rat. Auch sie fanden, dass es eine unnötige Verschwendung wäre, in einem so luxuriösen Bus Massenselbstmord zu bege­ hen, und erklärten sich bereitwillig einverstanden, in einem weniger feinen Fahrzeug zu sterben.
    Korpela drängte den Linienbus, der hinter ihnen her­ zuckelte, an den Straßenrand. Er fragte, ob jemand von seinen Passagieren Norwegisch konnte. Es meldete sich die zur Helsinkier Hautevolee gehörende Frau Aulikki Granstedt, 55, die während der ganze Reise still und in sich gekehrt gewesen war, jetzt aber munter wurde, als ihre Sprachkenntnisse gebraucht wurden. Korpela und Frau Granstedt stiegen aus, um dem Linienbusfahrer den Tausch vorzuschlagen.
    Der norwegische Busfahrer war wütend auf Korpela, weil der ihn so frech abgedrängt hatte, hörte aber mit dem Schimpfen auf, als er von dem besonderen Angebot erfuhr. Er sollte mitten auf der Strecke den Bus tau­ schen? War der finnische Fahrer übergeschnappt? Nein, er hatte nicht die Zeit für irgendwelche Scherze hier auf der einsamen Landstraße, er war an seinen Fahrplan gebunden, musste zum Abend in Hammerfest sein. Er hatte fast zwanzig Passagiere an Bord, von denen zu­ mindest einige das Schiff der Hurtigruten erreichen mussten.
    Korpela versuchte den Mann zu überzeugen, dass er jetzt Gelegenheit hätte, das

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