Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der wunderbare Massenselbstmord

Titel: Der wunderbare Massenselbstmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
kutschieren. Ihr könnt auf eigene Faust nach Hause zurückkehren. Die Gratisfahrt ist jetzt zu Ende.«
    Man versuchte Korpela zu beruhigen. Es war ja nicht gesagt, dass man endgültig am Leben bleiben wollte. Man wollte den Selbstmord nur verschieben… Korpela sollte den Sinneswandel seiner Freunde doch verstehen. Das kalte Eismeer lockte nicht mehr auf die gleiche Weise wie noch bei der Abfahrt aus Finnland. Trotzdem hielt man die Idee des Massenselbstmords nach wie vor für sinnvoll und lohnend.
    Frau Granstedt machte der Gruppe daraufhin einen interessanten Vorschlag.
    »Könnten wir nicht in die Schweiz reisen? Ich habe dort seinerzeit studiert, ein herrlich schönes Land! Lieber Korpela, fahr uns doch dorthin.«
    Frau Granstedt beschrieb die Schweizer Alpen als sehr schöne Gegend mit wahnsinnig tiefen Schluchten. In den Alpen würde der Massenselbstmord mühelos gelingen, man könnte mit dem Bus in irgendeine belie­ bige Schlucht fahren, und damit wäre alles erledigt.
    Oberst Kemppainen fand Interesse an dem Vorschlag. Er hatte die Schweiz seinerzeit mit einer Offiziersdelega­ tion besucht und erinnerte sich jetzt, welche ausge­ zeichneten Schluchten es in den Alpen gab. Die Schweiz
    war diesbezüglich das beste Land Europas, fand er. Auf den Alpenstraßen hatte man geradezu die Qual der Wahl bei den Orten, an denen man sich mit dem Auto hinun­ terstürzen konnte. Er setzte sich wärmstens dafür ein, Frau Granstedts Idee einer Schweiz-Reise zuzustimmen.
    Damit war die Sache beschlossen. Alle außer Uula Lismanki besaßen einen gültigen Pass. Uula war be­ trübt. Er wäre gern mit in die Schweiz gefahren, aber wegen des fehlenden Passes musste er wohl hier am Nordkap bleiben.
    Man bemühte sich, die Sache zu klären. Der Oberst rief über das Funktelefon bei der Polizei von Utsjoki an. Der Dienst habende Wachtmeister erklärte, dass in Utsjoki keine Pässe ausgestellt wurden, dafür war der Kommissar des Bezirkes Inari in Ivalo zuständig. Der Wachtmeister meinte, man bekäme den Pass innerhalb einer Woche. Der Oberst bestellte bei der Gelegenheit gleich ein Führungszeugnis für Uula, damit die Ausstel­ lung des Passes möglichst schnell ginge. Er erklärte sich bereit, in seinem Wagen mit Uula nach Ivalo zu fahren und den Pass abzuholen.
    Die Gruppe überredete Korpela, in die Schweiz zu fah­ ren. Alle versprachen, unterwegs besonders zuvorkom­ mend zu ihm zu sein. Feldwebel d. R. Korvanen wollte stets im Bedarfsfall den Bus fahren, damit die Reise für Korpela nicht zu anstrengend würde. Korvanen hatte einen Führerschein für Lastwagen, da konnte er wohl vorübergehend auch einen Bus steuern.
    Korpela begann über die Sache nachzudenken. Er hatte Erinnerungen an die Schweizer Alpen, zweifellos eine schöne Gegend. Das ließe sich eventuell noch ma­ chen. Fix durch Schweden, Dänemark und Deutschland geschnurrt, und schon hätte man sie vor sich, die Schweiz. Korpela hatte viele Chartertouren nach Europa gemacht, er hatte Erfahrungen mit den Autobahnen des Kontinents, insofern stand der Sache nichts im Wege.
    So wurde einhellig beschlossen, den Massenselbst­ mord zu verschieben und den Tatort zu verlegen. Oberst Kemppainen und Uula Lismanki fuhren gleich nach dem Frühstück los, um in Ivalo den Pass zu besorgen. Es wurde vereinbart, dass man sich nach Ablauf einer Woche treffen würde, entweder im Stadthotel von Haa­ paranta oder spätestens in Malmö.

Zweiter Teil
    Mit dem Tod kann man spielen,
    mit dem Leben aber nicht. Vivat!
    ARTO PAASILINNA
    Als Oberst Kemppainen und Uula abgefahren waren, beschlossen die übrigen Mitglieder der Gruppe, zu­ nächst in Nordnorwegen Urlaub zu machen. Allgemein war die Erleichterung groß, hatte man doch auf den düsteren Massenselbstmord im letzten Moment und quasi einhellig verzichtet. Jetzt blieb eine Woche Zeit, in der prachtvollen Gebirgslandschaft des Eismeeres Ur­ laub zu machen. So lange würde es mindestens dauern, bis Uulas Pass ausgestellt war.
    Korpela ließ sich überreden, durch die schönsten Orte Nordnorwegens zu fahren. Zunächst verbrachte die Gruppe eine Nacht am Nordkap, aber als der Proviant zur Neige ging, beschloss man, aufs Festland zurückzu­ kehren. In Porsangvik erwarb die Gruppe von den örtli­ chen Fischern ein paar Lachse, und in Svartvik kaufte sie einen Dorfladen leer. Sie schlug ihr Lager in Øvre Molvikvatn am Ufer eines Fjällsees auf, besuchte Selje­ nes, fischte im Cinajokka, wo jede Menge Grauforellen gefangen

Weitere Kostenlose Bücher