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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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ist selbst eine Marionette .
    »Etwas kommt mir merkwürdig vor«, sagte Burton. »Als Sir Alfred durch das Haus gezerrt und in den Tod gestürzt wurde, hat mich die Erscheinung davor gewarnt, mich einzumischen. Ich habe ihre Stimme deutlich in meinem Kopf gehört, und sie hatte einen unverkennbaren Akzent. Einen russischen, davon bin ich mittlerweile überzeugt.«
    »Warum ist das merkwürdig?«, fragte Swinburne. »Abgesehen vom Offensichtlichen, meine ich.«
    »Weil Lady Mabella Tichborne aus Hampshire stammte.«
    »Hamp… was? Sie war Engländerin?«
    »Durch und durch. Was immer also durch das Tichborne-Haus spukt, es ist nicht der Geist der Frau, die um die Weizenfelder gekrochen ist. Tatsächlich bezweifle ich, dass es sich überhaupt um einen Geist handelt.«
    »Für mich hat es aber schon wie einer ausgesehen.«
    »Dann kannst du mir ja vielleicht erklären, warum das Phantom mit den Knöcheln gegen Wände klopft, statt einfach durch sie hindurchzuschweben.«
    »Hast du denn eine Erklärung dafür?«
    »Ich habe nie an Geister geglaubt, aber ich habe viel über etwas gelesen, das Spiritisten als ›Projektion des feinstofflichen Körpers oder des Astralleibs‹ bezeichnen. Okkultisten behaupten, dass es der Astralform möglich sei, feste Gegenstände zu durchdringen, allerdings sollte man es nicht zu oft tun, weil dadurch die Verbindung zwischen dem feinstofflichen und dem physischen Körper unterbrochen werden kann. Meine Vermutung ist, dass wir eine Person in einer solchen Form gesehen haben, und sie hat ihre Knöchel verfestigt, um das Haus auf diese Weise zu durchsuchen, statt das Wagnis einzugehen, von ihrem physischen Körper getrennt zu werden.«
    Swinburnes Glieder zuckten spastisch – ein Anzeichen für seine wachsende Erregung.
    »Also haben wir es mit einem Spiritisten zu tun, einem Tischklopfer?«
    »So sieht meine derzeitige Theorie aus. Zudem mit einem Spiritisten, der die kambodschanischen Diamantensplitter und das südamerikanische Auge zu verwenden scheint, um irgendwie mediale Projektionen zu übertragen und zu verstärken. Ich bin so gut wie sicher, dass die Unterstützung für den Anspruchsteller – der, wie jeder bei rechtem Verstand sehen kann, ein Schwindler ist – auf diese Weise künstlich erzeugt wird, um die Massen aufzuwiegeln. Was mich vor ein Rätsel stellt, ist, warum die Ausstrahlung bei manchen Menschen wirkt und bei anderen nicht. Du bist anscheinend ziemlich empfänglich dafür, wenngleich widerstandsfähiger, wenn du betrunken bist. Trounce, Honesty und ich selbst nehmen sie nur leicht wahr, während Herbert davon völlig unberührt bleibt.«
    »So, wie ich das sehe, ist die Arbeiterschaft am anfälligsten dafür«, warf Swinburne ein. »Allerdings würde ich mich selbst kaum in diese Kategorie einordnen. Wohingegen Herbert …«
    »… ein Philosoph ist«, fiel ihm der Stadtstreicher ins Wort. Er löste den Blick von dem mechanischen Mann und musterte den Dichter, wobei er eine seiner buschigen Brauen abschätzend hochzog.
    »Richtig. Richtig«, räumte Swinburne ein. »Aber verzeihen Sie mir die Bemerkung, mein lieber Freund, Sie scheinen dabei einzigartig erfolglos zu sein. Wie genau lautet Ihre Philosophie? Vielleicht hängt die Art Ihrer Gedanken irgendwie mit Ihrer augenscheinlichen Immunität zusammen.«
    »Das ist eine interessante Hypothese«, fand Burton. Er lehnte sich gegen das Fenstersims und betrachtete seine beiden Gäste. »Sprechen Sie mit uns, Herbert.«
    »Hmpf!«, grunzte Spencer. »Sie müssen mir schon ein, zwei Minuten Zeit lassen, um mich vorzubereiten. Ich fürchte, so leicht fällt mir das nicht.«
    »Nur zu. Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.«
    Der Agent des Königs und sein Assistent beobachteten neugierig, wie der Obdachlose seine Brille abnahm, die Ellbogen auf die Armlehnen des Sessels stützte, die Finger vor dem Gesicht aneinanderlegte, die Augen schloss und den Kopf zurücklehnte. Er entspannte sich augenscheinlich, und eine bemerkenswerte Seelenruhe schien ihn zu überkommen.
    Swinburne sah Burton an, der fast lautlos flüsterte: »Selbsthypnose!«
    Die Uhr auf dem Kaminsims tickte leise vor sich hin. Von draußen drangen hysterische Schreie und krachende Laute herein. Zwei Minuten verstrichen. Herbert Spencer schniefte, räusperte sich und begann schließlich zu reden. Erstaunlicherweise verfügte er plötzlich über eine kultivierte, weltgewandte, ja gebildete Stimme.
    »Nun denn, meine Herren«, meinte er, ohne

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