Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

erscheinen, damit dieser Bereich, so hoffte er, übersehen werden würde. Gleichzeitig stärkte er die geistigen Mauern um seine persönlichen Erinnerungen und sein geheimes Wissen, indem er versuchte, sie undurchdringlich zu machen. Er nutzte seine eigenen Unsicherheiten, um sie von dem Wissen wegzulocken, das er schützen musste.
    Es funktionierte.
    » Nein, nein , malchik moi ! Es gibt kein Verstecken! «
    Die Worte fühlten sich wie eine Klinge an, die ihn durchbohrte.
    Wer zum Teufel sind Sie?, fragte Burton in Gedanken. Und ver suchen Sie nicht, mich mit diesem Unfug über Lady Mabella zum Narren zu halten!
    Ein grausames Kichern hallte durch seinen Schädel.
    » Ach ja, der bedauernswerte Tichborne-Clan und sein alberner Fluch! Wie praktisch das doch war! «
    Die Mauern seines geistigen Schutzwalls bekamen Risse.
    Aufhören!
    »Meine Güte, was sind Sie doch für ein komplizierter kleiner Gegner. Was ist denn das? Sie stehen in den Diensten des Königs höchstpersönlich!? Also hatte ich recht. Sie sind ein Spion!«
    Die schwarzen Knopfaugen bohrten sich in die seinen. Burton kämpfte gegen den Blick an, doch er konnte ihn nicht abwenden. Er versuchte, an etwas anderes zu denken.
    Trotz all Ihres Hokuspokus sind Sie nur eine Mörderin und Diebin. Sie haben Jean Pelletier umgebracht, nicht wahr?
    »Pah! Ich bin lediglich vor ihm erschienen, und er ist vor Angst tot umgefallen, der schwache Narr.«
    Sie haben seine Diamanten gestohlen. Und dann die Chorsteine von François Garnier.
    Das Wesen begann zu kichern. »Ja, ja. Ich habe sie so durch das solide Metall eines Tresors gehoben, wie ich Ihr Gehirn aus dem Schädel ziehen könnte, ohne die Kopfhaut dabei zu verletzen.«
    Burton dachte triumphierend: Und Sie haben sie durch Onyxkristalle ersetzt. Warum? Hatten Sie vor, die Ermittlungen in der Angelegenheit hinauszuzögern?
    »Ja. Und wie ich sehe, hat es nicht funktioniert. Wie haben Sie meine kleine List durchschaut? Finden wir es heraus.«
    Burton fühlte, wie sie tiefer und tiefer grub, und er ließ ihr Eindringen zu, denn als sie sich in seinem Geist ausbreitete, stellte er fest, dass er in der Lage war, sich im Gegenzug unbemerkt in den ihren einzuschleichen.
    »Bozhe moi! Brunel und Babbage! Also sind auch diese widerwärtigen Technokraten an den Diamanten interessiert! «
    Babbage hatte Pläne mit den Steinen. Ihre Pläne jedoch schei nen mir noch ruchloser zu sein, dachte Burton. Um Ihre Ziele zu erreichen, haben Sie aus den Aufrührern ahnungslose Spielfiguren gemacht, nicht wahr?
    »Ahnungslos?« Die Stimme in Burtons Kopf ließ ein irres Lachen erklingen. »Eher geistlos. Diese hohlköpfigen Trottel! Für jemanden wie mich war es ein Kinderspiel, zur Anführerin ihrer erbärmlichen Gruppierung zu werden.«
    Die Schwäche der Frau war unübersehbar: Sie strotzte vor überheblicher Eitelkeit. Sie war in höchstem Maße überzeugt von ihren Fähigkeiten, und da sie nichts von seiner Sufi-Ausbildung ahnte, unterschätzte sie den königlichen Agenten gehörig. Um ihr jedoch Informationen abzuluchsen, musste er dafür sorgen, dass sie beschäftigt blieb. Die einzige Möglichkeit dafür bestand darin, die tieferen Gefilde seines eigenen Geistes zu opfern – ihr Zugriff auf seine eigenen Ängste, seine Sorgen und die Dinge zu gewähren, die er bereute.
    Was einer Qual gleichkam.
    Burton spürte, wie ihm ein Ziehen durch die Brust ging, als sie den mit der Berbera-Expedition verbundenen Kummer durchstöberte – aber er schüttelte den Schmerz ab und überraschte sie mit einer Frage: Wer ist Arthur Orton?
    Sein unerwarteter Vorstoß erfolgte so kraftvoll, dass die Antwort in ihrem Geist aufflammte, bevor sie es verhindern konnte. Burton sah bestätigt, dass es sich bei dem falschen Tichborne-Sohn und Orton, dem australischen Fleischer, um ein und dieselbe Person handelte. Der Mann war für ihren Plan auserkoren worden, weil er eine besonders gut entwickelte Fähigkeit besaß, mentale Zwangsenergie zu erschaffen und einzusetzen, wenngleich er selbst nichts von dieser Begabung wusste. Unbewusst hatte er sie in Wagga Wagga eingesetzt, um Kunden in seinen Laden zu locken, und sie waren gekommen, obwohl sie ihn wegen seiner widerwärtigen Vorliebe für rohes Fleisch fürchteten und verabscheuten. Das Implantieren der Chorsteine unter seine Kopfhaut hatte seine Fähigkeit erheblich verstärkt.
    Die aggressive Gegenwart der Frau bestürmte Burton mit gesteigerter Intensität. »Äußerst gerissen, Gaspadin