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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Polizeisondereinsatztruppe aus London«, stellte er überflüssigerweise fest. »Commander?«
    »Das bin ich«, meldete sich Krishnamurthy. »Sind aus dem vorherigen Zug Passagiere ausgestiegen?«
    »Nur eine kleine Gruppe, Sir. Ein schwarzer Bursche kam mit einem Dampfross samt Wagen, um sie abzuholen. Irgendein medizinischer Notfall. Sie haben den Patienten begleitet.«
    »Richard!«, rief Swinburne. »Und der Fahrer des Wagens muss Bogle gewesen sein.«
    »Ich weiß ja nicht, was Sie jetzt vorhaben, meine Herren, aber so früh am Morgen sind noch keine Kutschen verfügbar.«
    »Wie weit ist es bis zum Tichborne-Anwesen, Mr Swinburne?«, erkundigte sich Krishnamurthy.
    »Etwa vier Meilen. Ich denke, das können wir querfeldein zu Fuß bewältigen.«
    »Dann marschieren wir los!«
    Dank der berühmten Kathedrale galt Winchester als Stadt, in der Größe entsprach der Ort jedoch eher einem Dorf, und es dauerte nicht lange, bis die vier Männer und der Basset dessen Grenzen hinter sich gelassen hatten.
    Das Gebiet östlich der Ortschaft wurde stark landwirtschaftlich genutzt, ein Flickwerk von Weizen- und Maisfeldern, getrennt durch hohe Hecken und ausgetretene Pfade – ein welliges Terrain aus niedrigen Hügeln und flachen Senken, auf dem sich die dunklen Umrisse von Vogelscheuchen vor dem sternenübersäten Himmel abzeichneten.
    Sie durchquerten es lautlos.
    Swinburne war außer sich vor Anspannung, und seine nervöse Energie steckte den Rest der Gruppe an, sodass niemand die Auswirkungen der schlaflosen Nacht spürte. Stattdessen machte sie eine beinahe schon grimmige Stimmung in der Gruppe breit, und die Männer stapften mit verbissenen Kieferpartien und geballten Fäusten vor sich hin – sie rechneten mit einem Kampf und waren fest entschlossen, ihn zu gewinnen.
    Schließlich erreichten sie die Kuppe eines Hügels und blickten auf den Grundbesitz der Tichbornes hinab, als der östliche Horizont die ersten vagen Anzeichen orangefarbener Helligkeit erkennen ließ.
    Als Swinburne jenen ersten Schimmer des Sonnenaufgangs erblickte, kam ihm der Gedanke, dass er zugleich in die Richtung des brennenden Londons schaute, und ihm wurde etwas klar: Wie die Pläne des Feindes auch aussehen mochten, sie verwirklichten sich gerade, und der Einzige, der sie vielleicht noch vereiteln konnte, war entweder in Gefangenschaft – oder bereits tot.
    Die Gruppe stieg schräg in das flache Tal an der Rückseite des Herrenhauses hinab und näherte sich dem von Weiden gesäumten See, als Constable Hoare auf etwas deutete und sagte: »Ist das ein Mensch?«
    Es war ein Mensch. Allerdings ein toter.
    Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte Swinburne, es handle sich bei dem Mann um Burton, doch als sie den Leichnam erreichten, der mit dem Gesicht nach unten neben einem krummen Baum lag, und ihn umdrehten, erkannte er stattdessen Guilfoyle, den Gärtner.
    »Was ist ihm widerfahren?«, stieß Krishnamurthy hervor.
    Sämtliche Kapillaren unter der Haut in Guilfoyles Gesicht waren geplatzt, und noch feuchtes Blut hatte sich aus seinen Augen, seiner Nase, seinem Mund und seinen Ohren ergossen. Die Lippen spannten sich über die Zähne und waren zu einem Ausdruck grässlicher Qualen erstarrt.
    Herbert Spencer seufzte. »Armer Teufel. Er war ein netter Bursche. Hat Miss Maysons Schwäne für mich im Auge behalten, als ich damals hier war. Hat sich drum gekümmert, dass sie genug zu fressen hatten.«
    Eine doppelläufige Schrotflinte lag neben dem Toten. Krishnamurthy hob sie auf und untersuchte sie.
    »Die Waffe wurde abgefeuert. Ein Lauf.«
    »Im Haus brennen keine Lichter, Sir«, stellte Hoare fest.
    »Uff!«, grunzte Spencer, als Fidget an der Leine zerrte. »Anscheinend hat der Hund die Fährte wieder aufgenommen!«
    »Lassen Sie ihn uns den Weg zeigen, Mr Spencer«, befahl Krishnamurthy. »Und von jetzt an bitte leise, meine Herren!«
    Sie rannten hinter dem Basset her den Hang an der Rückseite des Tichborne-Hauses hinauf, überquerten den Innenhof und traten vorsichtig durch die offene Tür in die Waffenkammer.
    Im Haus herrschte Stille.
    Hoare berührte seinen Vorgesetzten am Arm und zeigte auf den Boden. Krishnamurthy blickte hinab und sah im trüben Licht, dass er von schwarzen Flecken übersät war. Er bückte sich, berührte einen davon, hob den Finger an die Nase und flüsterte: »Blut. Da war jemand verletzt.«
    »Hoffentlich nicht Richard!«, zischte Swinburne.
    Sie durchquerten das Zimmer, traten hinaus in den Gang,

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