Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
wirklich, Sie können mir mit einem mechanischen Uhrwerk Schwierigkeiten bereiten?«
    Sie war nackt in einem wirren Knoten aus Ektoplasmaranken verstrickt, eine Frau mittleren Alters mit drallem Körperbau, die über dem Sockel von der Decke hing, die Arme waagerecht von sich gestreckt. Ihr Schädel war aufgebrochen wie eine von innen aufgedrückte Eierschale, und Teile davon baumelten lose herab. Ihr aufgeschwollenes Gehirn wölbte sich grausig aus der Öffnung hervor. Dünne Fäden grauen faltigen Gewebes hingen nach unten, hatten sich in ihrem langen braunen Haar verheddert und streiften über den darunter befindlichen Diamanten. Ihre unergründlichen schwarzen Augen schienen an Burtons Seele zu saugen, so grauenhaft eindringlich war ihr Blick – sie durchbohrten ihn wie Nadeln die Flügel eines gefangenen Falters.
    »Sie sind besiegt, Gaspadin Burton. Schon bald wird der König gestürzt werden. Die Armen werden aus dem East End strömen, und London wird der Arbeiterschaft gehören. Das Chaos wird sich wie eine Seuche von der Hauptstadt aus verbreiten. Es wird das gesamte Land anstecken. Denken Sie nur an all die geknechteten, ausgebeuteten, verarmten Arbeiter in Großbritanniens bedeutenden Fertigungsstädten – Manchester, Sheffield, Birmingham, Leeds –, wohin man zivilisierte Menschen von ihrer friedlichen Landarbeit gelockt und beinahe wieder in Tiere verwandelt hat.Unter was für einer barbarischen Gleichgültigkeit sie doch leiden! Und wie leidenschaftlich ihre Rebellion sein wird!«
    Burton schnaubte verächtlich. »Versuchen Sie nicht, Ihre Beweggründe hinter falscher Menschenliebe zu verstecken, Madam. Großbritanniens Arbeiter sind Ihnen einerlei. Sie betrachten sie lediglich als Mittel zu einem schändlichen Zweck, sonst nichts. Sie haben Ihre Absichten ziemlich klar gemacht!«
    »Ich tue es, um Mütterchen Russland zu retten.«
    Der Agent des Königs trat drei lange Schritte vor und griff nach dem Nāga-Auge.
    »Sie tun es, weil Sie eine verrückte Wichtigtuerin sind und keine Kontrolle über sich haben!«, herrschte er sie an.
    »Bleiben Sie zurück!«
    Blaue Blitze lösten sich knisternd von Blavatskys Händen, trafen Burton in die Brust und schleuderten ihn von den Füßen. Er landete mit einem dumpfen Klatschen auf dem Rücken. Einen Moment lang fühlte es sich an, als schäle sich sein Fleisch brennend von den Knochen, doch die Qualen verflogen sofort. Mit einem unwillkürlichen Stöhnen stemmte er sich hoch und wandte sich erneut seiner Gegnerin zu.
    Ihre Stimme hallte in seinem Schädel wider. » Pah! Es birgt keine Befriedigung, Ihren Körper zu verwunden , malchik moi, aber Ihr Geist   … Ah, wie hoch Sie ihn doch schätzen, und wie zerbrechlich er doch ist! «
    Sie trieb einen erbarmungslosen Stachel von Scham in jenen Teil seines Gedächtnisses, in dem Bedauern und Enttäuschungen weilten, und erwartete, ihn damit genauso zu lähmen wie bei ihrer vorherigen Begegnung.
    Burton taumelte und stöhnte, dann jedoch erlangte er die Fassung wieder und kehrte sein Bewusstsein nach innen. Seine Sufi-Meditation hatte seinen Geist dermaßen gestärkt und gefestigt, dass ihr Angriff keinen Schaden verursachte, sondern ihm vielmehr einen Kanal eröffnete, durch den er darauf reagieren konnte. Er schleuderte Demütigung durch die mediale Leitung,die sie beide miteinander verband, und jagte sie tief in ihre selbstgefällige Arroganz. Sie zuckte zurück und schrie auf, erschrocken von der Kraft seines Gegenangriffs.
    » Oh bozhe! Sie schlagen zurück! «
    »Verschwinden Sie aus meinem Kopf!«
    »Ich tue, was mir passt, rebenok . Und Arroganz?« Sie lachte. »Sie denken, das sei meine Schwäche? Njet! Eto vlast! Das ist meine Stärke!«
    Der Agent des Königs schüttelte den Kopf. »Nein, Madam. Die Liebe zur eigenen Tüchtigkeit dient nur dazu, die eigenen Fehler zu verschleiern.«
    »Ich habe keine Fehler begangen!«
    Burton sah der Frau in die Augen und bedachte sie mit einem ihm eigenen wilden Lächeln.
    »Ach nein?«
    Sie griff erneut an und bohrte Furcht in seine Unsicherheit, aber seine Bedenken waren durch die Vorstellung gemildert worden, dass Schwächen in Wahrheit die Saat für künftige Stärke waren. Er wehrte sie mühelos ab, und seine Erwiderung – Zweifel, die er in ihr Selbstvertrauen feuerte – erwies sich als verheerend wirkungsvoll. Sie stöhnte und wand sich in ihrem Geflecht aus Ektoplasma.
    »Diese Selbstsicherheit hatten Sie vorher noch nicht!«, stieß sie hervor, und

Weitere Kostenlose Bücher