Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
in ihrem Tonfall schwang ein Anflug von Beklommenheit mit.
    Burton spürte, wie sie durch seinen Geist tastete und sich auf einen weiteren Vorstoß vorbereitete. Er stürzte sich auf sie, hielt sie fest und rammte einen scharfen Dolch aus Angst in sie. Blavatsky kreischte.
    »Das war Bindung , gefolgt von Eisenabnahme «, sagte er. »Habe ich von einem Fachmann gelernt.«
    Blavatsky hing schweigend da, und der Agent des Königs sah, dass sie zitterte.
    »Gut«, meinte er. »Können wir jetzt vielleicht reden?«
    »Sprechen Sie«, flüsterte sie.
    »Ihr Plan, Madam, ist aus zwei Gründen fehlerhaft. Der erste ist, dass Sie Russlands Zukunft als vorherbestimmt betrachten, als etwas, das zeitlich festgelegt ist, ein Schicksal, das gewiss ist, wenn Sie nicht eingreifen.«
    »Ich habe gesehen, wie es geschieht!«
    »Sie haben eine Möglichkeit gesehen, aber es gibt viele mögliche Zukünfte.«
    »Sie irren sich! Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Erscheint Ihnen Ihre Sicherheit nicht ein wenig merkwürdig? Das Schicksal ist wesentlich formbarer, als Sie denken.«
    »Das können Sie nicht wissen!«
    »Und doch tue ich es – und ich will Ihnen zeigen, woher.«
    Er lenkte die sich windenden, in ihn eindringenden Ranken ihres Bewusstseins zu einem scheinbar unbedeutenden Pfad seines eigenen Geistes und schob sie in seine Erinnerungen an Spring Heeled Jack. Blavatsky nahm diesen Teil seines Gedächtnisses in sich auf, und er konnte ihre Verblüffung fühlen.
    » Oh bozhe ! Ein Mann, der durch die Zeit gesprungen ist! Wie kann das möglich sein? «
    »Der springende Punkt ist, Madam: Die Zeit, in der wir leben, ist nicht die Zeit, die sein sollte. Vielleicht waren Russlands Zukunftsaussichten weit weniger tragisch, bevor Edward Oxford zurückkam, um seine Vergangenheit zu verändern. Wir werden es nie erfahren. Seine Handlungen haben den Verlauf der künftigen Geschichte der gesamten Welt abgewandelt, und nun versuchen Sie, dasselbe zu tun. Wenn er es konnte und Sie es können, dann ist es zweifellos absolut möglich, dass es auch jemand anderer kann. Tatsächlich wage ich zu behaupten, dass es nicht nur irgendjemand kann, sondern dass wir alle es können. Das Schicksal steht nicht fest. Es ist die sich stetig ändernde Folge unzähliger Handlungen – Handlungen, die von jeder einzelnen Person auf dem Antlitz des Planeten gesetzt werden, jede mit einer einzigartigen Auffassung der Realität und wie damit umzugehen ist. Selbst derunbedeutendste, ungebildetste und fantasieloseste Niemand kann einen Unterschied bewirken – und tut es auch.«
    »Burton«, ertönte von oben ein leises Zischen, »ich muss Mütterchen Russland retten.«
    Er schaute zu der von der Decke hängenden Frau empor und zuckte mit den Schultern. »Dann müssen Sie Ihre Fähigkeiten benutzen, um jede einzelne Handlung jeder einzelnen Person in jeder Minute jedes Tages von jetzt an bis zu dem künftigen Datum vorherzusehen, an dem Sie das Schicksal Ihrer Heimat als befriedigend erachten. Tun Sie das nicht, wird irgendwo irgendjemand irgendetwas tun, das sich auf die von Ihnen angestrebten Ergebnisse auswirkt. Es ist unvermeidlich. Kein einzelner Mensch kann die künftige Geschichte völlig nach seinen Wünschen gestalten.«
    Blavatsky hing schweigend da. Der Blick ihrer schwarzen Augen zuckte nervös von Burton zu dem regungslosen Uhrwerkmann, zu dem leise singenden Diamanten und zurück zu Burton.
    »All das ist umsonst?«, hauchte sie.
    »Wie ich schon sagte, Ihr Plan ist aus zwei Gründen fehlerhaft.«
    »Was ist der zweite?«
    Burton seufzte und wappnete sich. »Der zweite Fehler, Madam Blavatsky, ist, dass es sich nicht einmal um Ihren Plan handelt.«
    »Was?«
    »Niemand – nicht einmal eine Wahnsinnige wie Sie – kann glauben, allein in der Lage zu sein, die künftige Geschichte zu formen. Es sei denn, die Geschichte, die eine Person zu manipulieren versucht, ist in Wirklichkeit ihre eigene Vergangenheit.«
    Blitze aus Astralenergie begannen, um den Körper der Frau zu knistern. Die Bibliothek füllte sich mit Ozongeruch.
    »Das verstehe ich nicht«, flüsterte sie.
    Der Agent des Königs blieb kurz stumm und trennte seine mediale Verbindung mit ihr, bevor er erwiderte: »Damit meine ich: Sie betrachten sich als die Puppenspielerin. Die Wahrheit aber ist: Sie sind die Marionette.«
    Plötzlich wölbte Blavatsky den Rücken durch und kreischte. Astralenergie zuckte über ihren gesamten Leib. Blut spritzte aus ihren Augen, ihren Ohren und ihrer

Weitere Kostenlose Bücher