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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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dunkelblau.
    Burton führte sie weiter, ging in den Sinkflug und schwebte in geringer Höhe über Felder und die Dächer von Bishop’s Sutton auf das Dorf Alresford zu. Sie schwenkten nach Südwesten, flogen über hohe Hecken und sattgrüne Auen und trafen auf dem Anwesen der Tichbornes ein.
    Sie umkreisten einen von Weiden gesäumten See, glitten an dessen Ufer entlang durch die Luft und zogen an ihren Trennleinen. Die drei Kastendrachen wurden von den Vögeln abgekoppelt, schwebten zur Erde, berührten das Gras, kippten um und kamen zum Liegen. Die Schwäne schlugen mit den Flügeln, flatterten über die Weiden und setzten dahinter auf dem Wasser auf, wo sie platschend und mit freudigem Geschnatter landeten. Zufrieden paddelten sie mit den Füßen und beobachten durch die herabhängenden Zweige, wie die Männer ihren Fahrzeugen aus Holz und Segeltuch entstiegen. Jeder zog einen Handkoffer aus der großen Tasche an der Rückseite der Drachen.
    »Diese verfluchten Dinger zu landen ist eine heikle Angelegenheit«, meinte Spencer keuchend.
    »Aber aufregend«, gab Swinburne zurück.
    »Ja, das stimmt wohl«, pflichtete ihm der Philosoph bei. »Ich gehe mal und nehme den Vögeln das Geschirr ab.«
    Während sich Spencer um die Schwäne kümmerte, zerlegten Burton und Swinburne die Drachen und falteten sie zusammen.
    Ein Mann näherte sich ihnen. Er trug eine Schießjacke aus Barchent sowie eine weite Cordhose und hielt eine doppelläufige Schrotflinte in der Beuge des Ellbogens. Durch sein kurzes dunkles Haar, den herabhängenden Schnurrbart und die dunkle Haut ähnelte er dem Agenten des Königs ein wenig, wenngleich er kleiner war und nicht den dauerhaft mürrischen Gesichtsausdruck besaß.
    »Was geht hier vor?«, verlangte er zu erfahren.
    »Guten Tag. Keine Bange, guter Mann, wir werden erwartet. Ich bin Burton.«
    »Ah ja, Sir, tut mir leid, Sir. Colonel Lushington hat gesagt, dass Sie eintreffen würden. Ich bin Guilfoyle, der Gärtner.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr Guilfoyle. Ist es in Ordnung, wenn wir die Schwäne im See lassen?«
    »Selbstverständlich, Sir. Da drin finden Sie reichlich zu fressen, sie werden also keinen Hunger leiden.«
    Spencer gesellte sich wieder zu ihnen und wurde vorgestellt. »Das ist Mr Herbert Spencer, der Betreuer der Tiere. Er wird von Zeit zu Zeit hier sein, um sich um sie zu kümmern.«
    »Sehr wohl, Sir«, erwiderte Guilfoyle und grüßte Spencer mit einem freundlichen Anheben der Mütze. »Man erwartet Sie im Haus, meine Herren. Ich begleite Sie hinauf. Lassen Sie Ihre Drachen ruhig hier. Ich suche später ein Plätzchen, um sie zu verstauen.«
    »Danke.«
    Sie folgten dem Gärtner den leicht ansteigenden Rasen hinauf, der vom See zur Rückseite des Hauses führte, gingen um das efeuüberwucherte Gebäude herum und erreichten dessen Vorderseite. Jenseits eines Fahrwegs erstreckten sich Weizenfelder bis zum Fuß eines fernen niedrigen Hügels.
    »Das sind die berühmten Kriechfelder«, merkte Guilfoyle an.
    »Kriechfelder?«
    »Aye. Die Felder, die von der alten Mabella de Tichborne umrundet wurden, um den Spendenanteil festzulegen. Kennen Sie die Legende?«
    »Ja. Bismillah! Was für eine Entfernung! Kein Wunder, dass sie danach tot zusammengebrochen ist.«
    »Aye, Sir, und kein Wunder, dass Sie den Ort verflucht hat.«
    Guilfoyle nickte zur Verabschiedung und setzte zum Gehen an, dann jedoch hielt er inne und hüstelte etwas verhalten.
    »Ist noch etwas, guter Mann?«, erkundigte sich Burton.
    Der Gärtner nahm seine Mütze ab und drehte sie nervös in den Händen. »Na ja, Sir, es ist nur so, dass … dass … Also, was ich sagen will, ist …«
    »Ja?«
    »Bitte, meine Herren, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Sie sollten nachts vorsichtig sein. Bleiben Sie in Ihren Zimmern. Das ist alles. Bleiben Sie in Ihren Zimmern.« Damit wandte er sich ab und entfernte sich, ohne zurückzuschauen.
    »Wie außergewöhnlich!«, entfuhr es Swinburne.
    »Ja, äußerst merkwürdig«, pflichtete Burton ihm bei. »Kommt, lasst uns hineingehen und uns ankündigen.«
    Vier weiße toskanische Säulen umrahmten den Eingang des prunkvollen Hauses. Die drei Männer stiegen die Stufen hinauf und gingen zwischen ihnen hindurch in den Portikus. Swinburne zog an einem Glockenseil. Es fühlte sich in seiner Hand lose an.
    »Hmpf! Anscheinend ist die Feder gebrochen«, brummte er und benutzte stattdessen den Messingklopfer.
    Nach etwa einer Minute öffnete sich die Tür, und ein kleiner

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