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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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ein misstönender Akkord angeschlagen.
    Die Tür öffnete sich.
    Eine sonderbare Gestalt trat ein.
    Burton und der alte Philosoph schrien vor Furcht auf.
    »Meine Güte! Was um alles in der Welt ist denn los?«, riefSwinburne mit schriller Stimme, denn die bizarre Gestalt gehörte ihm: klein, mit schmalen Schultern, der Kopf umrahmt von einer Corona feuerroter Haare. Er schaute verwirrt drein, als seine Gefährten schwer atmend gegeneinander sanken. »Also wirklich! Habt Ihr etwa getrunken? Und mich nicht eingeladen? Ihr fiesen Schurken!«
    Burton brach in beinahe hysterisches Gelächter aus, drehte sich der Tür zum Innenhof zu, schrie auf und wich erschrocken einen Schritt zurück, als ihn aus der Dunkelheit draußen eine dämonische Fratze anstarrte.
    Es war sein Spiegelbild.
    »Bismillah!«
    »Du bist ja weiß wie ein Laken!«, stellte Swinburne fest.
    »Was … was schleichst du um diese nachtschlafende Zeit herum?«, fragte Burton, wobei es ihm misslang, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Wir hatten doch vereinbart, dass ich um drei übernehmen soll.«
    »Ist es denn schon drei?«
    »Ich glaube schon. Meine Uhr ist stehen geblieben.«
    Burton zog die eigene Taschenuhr aus der Weste und blickte darauf. Auch sie war stehen geblieben. Er schüttelte sie, zog sie auf und schüttelte sie erneut. Sie weigerte sich, zu funktionieren.
    Er drehte den Schlüssel der Aufziehlaterne, musste jedoch feststellen, dass sie ebenfalls kaputtgegangen war; die Feder bot keinen Widerstand.
    »Herbert«, murmelte er, »was haben Sie draußen gemacht?«
    Der obdachlose Philosoph schluckte nervös, wischte sich mit einem Ärmel über die Stirn und zuckte mit den Schultern. »Ich … ich konnte … konnte kein Auge zutun, weil Mrs Picklethorpe so laut schnarcht. Ihr Schlafzimmer liegt neben der Küche, und ich bin zwei Räume weiter untergebracht, aber in dem Teil des Hauses breiten sich Geräusche merkwürdig aus, und ich schwöre, es klang, als käme ihr Ratzen direkt aus den Wänden. Jedenfalls hieltich das keine verdammte Minute länger aus, also dachte ich mir, ich seh’ mal nach den Schwänen. Ich hab gehofft, ein paar Minuten an der frischen Nachtluft würden vielleicht zu einem Besuch von … wie heißt er noch? Dieser Schlafgott … ach ja, Morpheus führen. Ich wollt’ grad zurück zum Haus, als mich diese Geister umzingelt haben. Und da bin ich in Panik geraten.«
    »Geister?«, fragte Swinburne aufgeregt. »Was? Was?«
    »Herbert dachte, er hätte Gestalten im Nebel gesehen«, erklärte Burton.
    » Aus Nebel«, berichtigte ihn der Philosoph.
    »Und das Klopfen?«, erkundigte sich der Dichter. »Woher kam das?«
    »Klopfen?«
    »Hast du es nicht gehört? Es kam entweder aus diesem Raum oder aus dem nächsten, aber es hat aufgehört, als ich den Korridor entlangging.«
    »Hm«, grunzte Burton. »Na ja, hier drin hat eindeutig eine seltsame Atmosphäre geherrscht, und ich habe keine Ahnung, wie sich das erklären lässt. Jetzt allerdings scheint wieder alles völlig normal zu sein. Herbert, warum gehen Sie nicht zurück ins Bett? Es hat keinen Sinn, wenn wir alle Schlaf einbüßen. Algy und ich sehen uns noch ein paar Minuten um, dann lassen wir es für die Nacht gut sein, denke ich.«
    »Recht haben Sie, Boss. Himmelkreuzdonnerwetter, da ertrag ich allemal lieber das verflixte Schnarchen als solchen Unfug!«
    Eine Stunde später lag Burton im Bett und versuchte, sich zusammenzureimen, was genau er erlebt hatte. Vielleicht eine Form von Hypnose? Oder vielleicht ein berauschendes Gas, wie er es bei Brundleweed vermutet hatte? Wie jedoch konnte eine dieser beiden Möglichkeiten für den plötzlichen Verlust der Elastizität der Federn in seiner Uhr und seiner Laterne verantwortlich sein?
    Was immer die Erklärung sein mochte, die bösartige Aura im Raum war bei Swinburnes Ankunft verschwunden, und beiihrem nachfolgenden Rundgang hatten die beiden nichts mehr entdeckt.
    Er schlief ein.
    *
    Erst ziemlich spät am nächsten Morgen tauchten Burton und sein Assistent wieder aus ihren Zimmern auf. Von Bogle wurde ihnen mitgeteilt, dass Colonel Lushington sie mit dem Familienanwalt der Tichbornes in der Bibliothek erwartete. Als sie eintraten, sahen sie die beiden Männer in der Nähe des Kamins stehen. Sofort fiel ihnen die ernste Miene ihres Gastgebers auf.
    »Es gibt Neuigkeiten«, verkündete der Colonel. »Und keine guten. Lady Henriette-Felicité ist vergangene Nacht in ihrer Wohnung verstorben. In

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