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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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»Zugegeben, nur Indizien, aber die Verbindungen zwischen den Tichbornes und den schwarzen Diamanten scheinen sich zu mehren.«
    »So ist es«, pflichtete Burton ihm bei.
    Bogle trat mit einer Karaffe mit Wasser und einigen Gläsern ein. Er stellte alles auf einem Servierwagen ab und begann, zurVorbereitung darauf, den Männern gleich eine Erfrischung anzubieten, die Gläser mit einem Tuch zu polieren.
    Die Tür öffnete sich.
    Colonel Lushington betrat den Raum und trat sogleich einen Schritt zur Seite. Seine Augen wirkten glasig, sein Unterkiefer hing schlaff herab.
    Henry Hawkins folgte ihm. Seine Miene zeugte von Entsetzen, und er hielt sich die Hand an die Stirn, als hätte er Schmerzen.
    »Meine Herren«, krächzte der Colonel, »ich stelle Ihnen Doktor Edward Kenealy und … und … und den … den Anspruchsteller … auf das Tichborne-Anwesen vor.«
    Hinter den beiden kam ein Mann herein.
    Dr Kenealy besaß denselben Körperbau wie Trounce – klein, vierschrötig und kräftig. Während sich die Fülle des Mannes vom Scotland Yard jedoch vorwiegend aus Muskelmasse zusammensetzte, wirkte der Anwalt verweichlicht und fett. Sein Kopf bot einen außergewöhnlichen Anblick. Ein gewaltiger Schopf dunkler Haare und ein überaus großzügiger Bart umrahmten sein klobiges Gesicht. Seine Oberlippe präsentierte sich glatt rasiert, sein Mund war breit, und er trug eine kleine Brille mit dicken Gläsern, hinter denen winzige blutunterlaufene Augen funkelten. Die Gesamtwirkung war die eines wilden Waldschrats, der aus dichtem Unterholz hervorlugte.
    Er nickte knapp und mit ruckhaften Bewegungen jedem der anwesenden Männer zum Gruß zu, dann sagte er in angriffslustigem Tonfall: »Guten Tag, meine Herren. Ich stelle Ihnen vor …«
    Kurz verstummte er zwecks dramatischer Wirkung.
    »… Sir Roger Tichborne!«
    Ein Schatten verdunkelte den Eingang hinter ihm. Kenealy trat beiseite.
    Eine gewaltige Menge rauen Stoffs und aufgedunsenen Fleisches füllte den Durchgang von einer Seite zur anderen und von oben nach unten aus und zwängte sich langsam durch die Tür,bevor sie sich zu voller Höhe und Breite ausdehnte − die beide schlichtweg gewaltig waren.
    Der Tichborne-Anspruchsteller war etwa zwei Meter groß, unfassbar dick und abgrundtief hässlich. Als hoch aufragende, schwabbelige Masse stand er auf im Verhältnis zu seiner Größe kurzen baumstammdicken Beinen, die in braunen Segeltuchhosen steckten. Sein kolossaler Wanst stand darüber hervor und dehnte die Weste dermaßen, dass sich der Stoff um die Knöpfe abgewetzt hatte und ausgefranst war.
    Sein rechter Arm war lang, so fleischig, dass er die Nähte seiner schwarzen Jacke dehnte, und endete in einer aufgedunsenen haarigen Hand mit dicken Fingern. Der linke Arm hingegen schien unterhalb des Ellbogens verkümmert zu sein. Zudem war er kürzer, und die Hand sah wie die eines feineren Mannes aus, mit glatter Haut und langen zierlichen Fingern.
    Der riesige runde Kopf, der ohne Hals auf den breiten Schultern zu sitzen schien, erinnerte an etwas, das geradewegs einem Albtraum entstammte, fand Burton. Das Gesicht, das zweifellos jenem von Roger Tichborne ähnelte, wenn man nach dem Porträt im Speisesaal ging, wirkte so, als wäre es mit knorpeligen Fäden ungeschickt vorne auf den Schädel genäht worden. Die Ränder spannten sich straff über das darunterliegende Fleisch, wodurch die Züge verzerrt anmuteten, die Augen zusammengekniffen, die Nasenflügel gebläht, die Lippen grässlich knapp über die großen grünlichen grabsteinartigen Zähne gezogen.
    Aus dieser grotesken Maske ließen dunkle ausdruckslose, schwachsinnig dreinblickende Augen den Blick prüfend durch den Raum wandern. Der Kopf war unbehaart, die Kopfhaut hässlich fleckig und gelblich, und rings um die Schädelplatte ragten wie die Krone eines monsterhaften irren Königs sieben unregelmäßige Höcker in die Luft, jede verknöcherte Wölbung von einer Naht durchzogen.
    Ein plötzliches Klirren ertönte, als Bogle ein Glas fallen ließ. Der Butler fasste sich an die Schläfen und verzog das Gesicht.Dann traten ihm Tränen in die Augen, und er sagte: »Mein Herr! Wie viel … mehr Sie geworden sind!«
    Die Kreatur grunzte und versuchte zu lächeln, indem sie die Lippen über faulige Zähne und blutendes Zahnfleisch zurückzog. Rosa Speichel troff zäh von der Unterlippe.
    »Jaaa«, drang es langsam und gedehnt mit tiefer Stimme aus dem widerlichen Maul hervor. »Ich … bin nicht … der

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