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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Beinen aus und trat mit den Stiefelabsätzen ins Gesicht des fetten Mannes. Mit dem linken Fuß traf er einen der sieben Höcker, die sich wie ein seltsames Hutband um den Schädel der aufgedunsenen Kreatur wanden, und riss die kleine Naht auf, die die Wölbungen miteinander verband.
    Der Kopf des Anspruchstellers wurde zurückgeschleudert.
    »Aua! Tut weh!«, beschwerte sich dieser, ergriff Burtons Arm und zerrte ihn hoch.
    Der königliche Agent erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen schwarzen Gegenstand, der in der Wunde seines Gegners glitzerte.
    »Ein Chorstein!«, murmelte er.
    Dann krachte eine riesige Faust in sein Gesicht.
    *
    Er blickte zum gelblichen Segeltuchdach seines Zelts empor.
    Erschöpfung, Fieber, Krankheiten, Infektionen und Wunden zehrten an seinem Körper. An seinem Leib gab es kein Fleckchen, das nicht schmerzte.
    »Bismillah!«
    Kein Afrika mehr. Nie wieder. Nichts ist diese Höllenqualen wert. Sollen doch jüngere Männer die Quelle des Nils finden. Mich interessiert sie nicht mehr. Mir hat sie nur Krankheit und Verrat gebracht.
    Verfluchter Speke!
    ›Nicht zurück! Sonst glauben die, wir geben auf!‹
    Wie konnte er diesen Befehl nur als persönliche Beleidigung aufgefasst haben? Wie konnte er ihn so mühelos als Entschuldigung für seinen Verrat benutzen?
    »Verflucht soll er sein!«
    »Bist du wach, Richard?«
    »Lass mich in Ruhe, John. Ich muss mich ausruhen. Wir versuchen morgen, zum See zu gelangen.«
    »Ich bin nicht John. Ich bin Algernon.«
    Algernon.
    Algernon Swinburne.
    Das gelbliche Segeltuch war bei genauerer Betrachtung eine Art Putz – eine verrauchte Decke.
    Verrat. Immer Verrat!
    »Algy, du hast ihnen verraten, wo sie ihn finden!«
    »Ja.«
    »War der Diamant dort?«
    »Ja. Kenealy hat durch den Wasserfall gefasst. Dahinter befand sich eine Nische. Er zog den größten Diamanten daraus hervor, den ich je gesehen habe, schwarz und so groß wie eine Pflaume.«
    Verrat!
    Zur Hölle mit dir, Speke! Ich hatte gedacht, wir wären Freunde. Kommt es zur Schießerei? Ich denke wohl.
    Stimmen vor dem Zelt. Kriegsgeschrei. Schritte, die sich beschleunigen, wie ein plötzlich aufkommender Wind. Knüppel, die auf Segeltuch einschlagen.
    Eine in Gegensätze gefasste Welt kann nur Zyklen und endlose Wiederholungen hervorbringen. Allein Äquivalenz kann zu Zerstörung führen.
    »Und zu endgültiger Transzendenz.«
    »Was? Richard, bist du noch bei mir?«
    »Machen Sie schnell und bewaffnen Sie sich, wir müssen das Lager verteidigen!«
    »Richard. Schluss jetzt. Wach auf!«
    »Algy?«
    »Es tut mir leid, Richard, ganz ehrlich, aber ich konnte nicht anders. Irgendetwas ist in meinen Kopf eingedrungen. Eine Weile habe ich wirklich geglaubt, dieses Monstrum sei Roger Tichborne.«
    »Verschwinde, Algy. Wenn das verdammte Zelt über uns zusammenbricht, sind wir endgültig erledigt!«
    »Bitte, Richard. Wir sind nicht in Berbera! Das hier ist das Dick Whittington Inn. Wir sind in Alresford in der Nähe des Tichborne-Anwesens.«
    »Ah. Warte. Ja, ich erinnere mich. Ich glaube, die Malaria hat mich wieder erwischt.«
    »Nein, hat sie nicht. Das war der Anspruchsteller. Dieser verdammte Lump hat dich halb zu Tode geprügelt. Erinnerst du dich an das Labyrinth?«
    »Ja. Potzblitz! Der war stark wie ein Ochse! Wie schlimm ist es?«
    »Üble Blutergüsse. Du bist am ganzen Körper grün und blau. Aber außer deiner Nase ist nichts gebrochen. Du brauchst nur Ruhe, das ist alles.«
    »Wasser.«
    »Warte kurz.«
    Das Labyrinth. Der Wasserfall. Der Anspruchsteller.
    Die kambodschanischen Chorsteine!
    Der Anspruchsteller hatte Brundleweeds gestohlene Diamanten und die zwei verschollenen Pelletier-Edelsteine unter der Kopfhaut. Warum?
    Warum? Warum?
    »Hier, trink das.«
    »Danke.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, wie wir hierher gelangt sind, Richard. Das Letzte, was ich noch weiß, ist, dass ich gesehen habe, wie Kenealy dem Anspruchsteller den Diamanten gab. Die Kreatur hat erst den Edelstein angesehen, dann mich, und plötzlich hat mich dieses tiefe Summen überwältigt, das von ihm ausging. Hinter mir hörte ich eine Frauenstimme, und als ich mich umdrehte, sah ich den Geist von Lady Mabella. Ich muss ohnmächtig geworden sein. Vor Kurzem bin ich hier aufgewacht. Der Hausherr sagt, wir wurden in betrunkenem Zustand vom Personal ausdem Anwesen hergebracht. Auf deinem Bett habe ich einen an uns gerichteten Brief gefunden. Hör zu.«

    Burton, Swinburne,
    entgegen den ausdrücklichen Anweisungen

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