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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Reinigungsarbeiten zu kümmern. Sie fand Rerut im Garten, wo sich die junge Frau faul im Gras unter einem Baum rekelte.
    Hast du nichts zu tun?, wäre es Meritusir beinahe herausgerutscht, doch sie riss sich zusammen.
    »Der Gebieter ist im Badehaus und erwartet, dass sein Abendmahl bereitsteht, wenn er es wieder verlässt«, sagte sie stattdessen.
    Träge blinzelte Rerut zu ihr hoch, machte aber keinerlei Anstalten, sich zu erheben.
    Unverschämtheit!, grollte Meritusir. Immerhin war sie nun eine Priesterin und konnte von einer Leibeigenen den ihr zustehenden Respekt verlangen.
    »Hast du verstanden, was ich dir gesagt habe?«, fragte sie erbost. Am liebsten hätte sie Rerut an den Schultern gepackt und derb geschüttelt.
    »Habe ich«, kam die gelangweilte Antwort der Dienerin. Ohne Eile erhob sie sich und richtete ihr Kleid.
    »Dann sieh zu«, knurrte Meritusir bissig, drehte sich auf den Hacken um und rauschte davon.
    Sie konnte diese Frau nicht leiden. Rerut hatte sich in Meritusirs Augen einfach in das beschauliche und wohl geordnete Leben im Haushalt des Hohepriesters eingeschlichen und machte zudem Amunhotep noch schöne Augen.
    Vergiss Rerut
, wisperte die Stimme in ihrem Innersten.
Sie kann dir niemals das Wasser reichen. Sie ist nur eine unbedeutende Dienerin.
    Ausnahmsweise war Meritusir einmal derselben Meinung.
    Sie begab sich zurück in den Wohn- und Arbeitsbereich der Tempeldiener, um sich ebenfalls etwas zum Essen aus den Küchen zu holen, und spazierte anschließend ins Badehaus, um sich den Staub und Schweiß vom Körper zu spülen.
    Erfrischt und satt betrat sie gut eine Stunde später den privaten Wohnbereich des Hohepriesters. Amunhotep hatte ihr zwar den Rest des Abends freigegeben; dennoch wollte sie schauen, ob er sie nicht doch noch benötigen würde.
    Die Haupthalle war leer. Auf dem Tisch standen die Reste vom Abendmahl.
    Meritusir wunderte sich gerade, warum Rerut sie nicht schon abgeräumt und zur Abholung durch die Küchengehilfen in den Dienstboteneingang gebracht hatte, als sie die Dienerin bemerkte, die gerade aus der Richtung von Amunhoteps Schlafgemach geschlendert kam.
    Verwundert trat Meritusir hinter eine der vier wuchtigen Säulen, die das Dach der Haupthalle trugen, und spähte zu der jungen Frau, die sie nicht bemerkt hatte.
    Rerut zupfte ihr Kleid zurecht. Anschließend nahm sie das kupferne Amulett in die Hand, das sie um den Hals trug, und betrachtete es mit leuchtenden Augen.
    Meritusir hätte schwören können, dass sie dieses Schmuckstück noch nie vorher bei ihr gesehen hatte.
    Argwöhnisch musterte sie die Dienerin, die glücklich und zufrieden übers ganze Gesicht strahlte. Nachdem sie das Amulett genug bewundert hatte, eilte sie zum Tisch, um endlich die Reste des Essens fortzuräumen.
    Meritusir machte sich nicht bemerkbar und nutzte auch weiterhin den Schutz des Pfeilers, um von Rerut nicht gesehen zu werden.
    Woher hatte sie nur dieses Amulett?
    Rerut verschwand mit dem Tablett aus dem Wohnbereich, und grübelnd blickte Meritusir ihr hinterher. Dann kam sie hinter der Säule hervor und wollte sich zum Arbeitsbereich des Hohepriesters begeben, als sie Amunhotep gewahrte, der aus seinem Schlafgemach trat und in Richtung Badehaus spazierte.
    Er war splitternackt.
    Erneut sprang Meritusir zur Seite und verbarg sich im Schutz des Wandvorsprungs neben dem Zugang zum Vorraum, wo noch immer ihr Strohsack lag und sich die Truhe mit ihren wenigen Habseligkeiten befand.
    Amunhotep hatte sie nicht bemerkt.
    Als er zusammen mit Piay im Badehaus verschwunden war, trat Meritusir in den Vorraum und starrte grollend auf die Tür.
    Sie kochte innerlich vor Wut. Sie hatte sich nie über das Liebesleben ihres Gebieters Gedanken gemacht, und eigentlich war es ihr einerlei, mit wem er schlief. Dass er sich aber ausgerechnet diese Rerut auf sein Lager geholt und ihr dafür auch noch ein Amulett aus Kupfer geschenkt hatte, das war zu viel für sie.
    Verärgert nahm sie ihre tönerne Osirisfigur und drückte sie so fest in ihrer Faust, bis diese schmerzte.
    Rerut, diese dumme Gans!, grollte sie erbost. Warum bekommt sie für eine Stunde der Liebesfreuden ein Schmuckstück aus Kupfer, und ich, ich erhalte für endlose Monate der Pflege nur ein primitives aus Ton!
    Ihr traten die Tränen in die Augen.
    Und überhaupt, wie kann er sich bloß dieser Frau hingeben. Es gibt genug andere im Tempel! Warum Rerut?
    Mit geballten Fäusten stand sie im Vorraum und hätte am liebsten vor Wut laut

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