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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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habe.«
    Amunhotep war stehen geblieben und drehte sich zu ihr herum. »Wenn du das wirklich willst, dann lerne zuerst, dich zu beherrschen und Gefühlen wie Wut und Trotz nicht freien Lauf zu lassen, denn
das
kannst du noch immer nicht.« Er musterte sie. »Du hast dich in letzter Zeit verändert, Meritusir. Du bist eigensinnig und vorlaut geworden, seitdem Seine Majestät dir deine Freiheit zurückgegeben und dir erlaubt hat, Priesterin zu werden. Überdenke dein Verhalten und ändere es.«
    Meritusir biss die Zähne zusammen und schluckte ihre Wut herunter. »Verzeih, Herr, das war nicht meine Absicht.« Beschämt senkte sie den Kopf und errötete. »Manchmal kommt mein Temperament wieder zum Vorschein, das der Kaufmann Senbi aus mir hat herausprügeln lassen.«
    Nachdenklich betrachtete Amunhotep seine neue Priesterin und trat schließlich wieder auf sie zu. »Versuche, dein Temperament zu zügeln. Anderenfalls wirst du es schwer haben. Vorlaute, eigensinnige Menschen sind nicht beliebt. Du bist nun eine Priesterin des Osiris, verhalte dich auch so.«
    Diese Zurechtweisung war für Meritusir recht heilsam. Sie begriff, dass sich auch ein freier Mensch unterzuordnen hatte und sein Leben nach den drei Dinge einrichten musste, die die Grundfesten der Beiden Länder darstellten: Man musste treu sein, gehorchen und dienen können, um den Göttern und dem Pharao zu gefallen und um die Maat über das Chaos zu setzen.
    Mitte des zweiten Monats der Überschwemmung waren das Modell und sämtliche vorerst benötigten Baupläne fertig, und Amunhotep fuhr nach Per-Ramses, um dem Pharao alles zusammen mit einer Liste der von ihm ausgewählten Handwerker zu präsentieren.
     
    * * *
     
    Gleich nach seiner Ankunft in der Königsstadt im Delta, begab sich Amunhotep zum Palast und wurde zu Seiner Majestät vorgelassen.
    Interessiert hörte Ramses seinen Ausführungen zu und ließ sich anhand der verkleinerten Ausführung seines Grabs und der Osiris-Halle zeigen, wie nach seinem Tod der Zugang verbaut werden sollte. Er sah sich alles genau an und behielt sich drei Tage Bedenkzeit vor. Nach Ablauf dieser Frist befahl er seinen Obersten Baumeister erneut zu sich und teilte ihm mit, dass er mit den Plänen einverstanden sei. Er hatte aber die Liste der am Bau Beteiligten bis auf zwei Namen zusammengestrichen.
    Verstört sah Amunhotep ihn an. »Majestät, verzeih«, stotterte er, »aber sollen Meritusir und ich dein Haus für die Ewigkeit alleine bauen?«
    »Keine Angst, mein Freund.« Ramses schmunzelte amüsiert. »Du musst nicht selbst zu Hammer und Meißel greifen. Ich habe zusammen mit Nehi und deinem Vater die vertrauenswürdigsten Handwerker aus Theben-West ausgesucht, die dir nach Abydos folgen werden. Meine Majestät wird höchstselbst für ihre Unterkunft und Verpflegung sorgen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sie meiner Gunst noch würdig sind, da einer aus ihrer Gemeinschaft an der Schändung des Grabs meines Vaters beteiligt war, aber sie sind die Besten ...«
    »Einer der Grabarbeiter hat sich dieses scheußlichen Verbrechens strafbar gemacht?«, platzte Amunhotep in Ramses’ Ausführung hinein, und dieser bejahte.
    »Der neue Medjai-Hauptmann von Theben, Nachtanch, hat tatsächlich in nur dreieinhalb Wochen das geschafft, was sein Vorgänger nicht in fünf Monaten bewerkstelligen konnte. Gleich nach seiner Amtsübernahme ist er mit einem kleinen Trupp auf das Westufer gefahren, um die Bewohner des Arbeiterdorfes über die Schändung des Westlichen Hauses meines Vaters zu befragen.
    Nachdem das nicht sehr erfolgreich verlief, sah er sich die Unterlagen über die Dorfbewohner an und stellte fest, dass in dem Zeitraum zwischen der Beisetzung bis zur Entdeckung des Frevels fünf Arbeiter das Dorf verlassen haben. Zwei von ihnen sind aus Altersgründen mit ihren Frauen zu den Kindern gezogen, einer ist in der Zwischenzeit verstorben. Ein weiterer hat seine Arbeit aufgrund eines schweren Unfalls aufgeben müssen. Bei dem fünften jedoch handelte es sich um einen zweiunddreißigjährigen Steinhauer. Er war eines Tages seinem Dienst ferngeblieben und hatte seinem Vorarbeiter nur mitgeteilt, dass er gedachte, seine Arbeit im Königstal zu beenden. Er gab keinen Grund dafür an, obwohl es schon recht ungewöhnlich ist, dass jemand diese Anstellung quittiert.« Er griff nach seinem Weinkelch und drehte ihn bedächtig in den Händen.
    Amunhotep nutzte diesen Moment. »Das ist in der Tat verdächtig«, meinte er. »Immerhin ist

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