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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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habe ich es nur noch schlimmer gemacht. Viel, viel schlimmer. Komm schon, denk nach, Tess, denk nach. Das muss sich doch wieder hinbiegen lassen. Irgendwas muss ich tun können.
    Mir kommt eine Idee, die ich allerdings gleich wieder verwerfe. Nein, es muss noch eine andere Möglichkeit geben. Einen anderen Weg. Gibt es aber nicht. Mir bleibt nichts anderes übrig.
    Mit einigen Ausflüchten verabschiede ich mich rasch, und mit dem Gefühl, mir womöglich eine noch tiefere Grube zu graben, fange ich an zu tippen …
    Ich muss ihm zurückmailen .
    Als ich im Chalet ankomme, ist Seb schon da, mit strahlenden Augen und noch ganz im Adrenalinrausch.
    »Hey, da bist du ja!«, ruft er strahlend, als ich mit dem Snowboard durch die Tür komme.
    Um gleich darauf stecken zu bleiben.
    »Hoppla, aua«, jaule ich und ecke überall an, während ich mit dem widerspenstigen Snowboard kämpfe. Manche Menschen sind für die Piste geboren – bei denen sieht das vollkommen mühelos aus.
    Zu denen gehöre ich definitiv nicht.
    »Alles okay?«, fragt er und eilt mir zu Hilfe.
    »Ähm … ja, bestens«, entgegne ich lächelnd, als ich es endlich nach drinnen geschafft habe.
    »Und, wie war dein Tag?«, fragt er eifrig.
    Er ist so aufgekratzt und gut gelaunt, dass ich es nicht übers Herz bringe, ihm die Wahrheit zu sagen: dass es das reinste Desaster war, dass es mir vorkam, als sollte ich auf Kanonenkugeln tanzen lernen, und dass ich es in jeder kalten, durchnässten, einsamen Minute gehasst habe. Nicht, nachdem er sich so viel Mühe gegeben hat. Und nicht, wenn unsere Beziehung davon abhängt.
    Stattdessen setze ich ein strahlendes Lächeln auf. »Toll«, erkläre ich.
    Worauf er strahlt wie ein Honigkuchenpferd. »Ich wusste, dass es dir gefallen würde. Ich hab’s gewusst!«
    »Ja«, entgegne ich und lächele tapfer weiter, als seien meine Gesichtszüge eingefroren. Was ehrlich gesagt auch stimmt, denn es hat ewig gedauert, mit all den Blasen an den Füßen, die nacheinander in den Stiefel platzten wie Blisterfolie, vom Internetcafé nach Hause zu wackeln.
    »Fantastisch, oder? Mit nichts auf der Welt zu vergleichen. Dieses Glücksgefühl, diese Freiheit …«
    Ich nicke stumm. Sehen Sie, irgendwas stimmt nicht mit mir. Ich kann kaum glauben, dass wir über ein und dasselbe reden.
    »Und für dich mit deiner Military-Fitness ist das bestimmt ein Kinderspiel!«
    Seine Augen glänzen vor Aufregung, und er wirkt so zufrieden und glücklich, dass ich nichts anderes tun kann, als wie angewurzelt dazustehen und zu lächeln und zu nicken wie ein dummer kleiner Wackeldackel.
    »Also, ich glaube, ich sollte mich ganz dringend umziehen«, sage ich, als ich schließlich die Sprache wiederfinde, »und in die Wanne gehen und meine kaputten Gräten ein bisschen einweichen.«
    »Spring doch einfach in den Whirlpool«, schlägt er vor. »Das ist das perfekte Mittel gegen Muskelkater.«
    Aber ja doch! Der Whirlpool auf der Terrasse. Den hatte ich glatt vergessen. Und zum ersten Mal an diesem Tag geht mir richtig das Herz auf.
    Aber …
    »Wo sind denn Chris und Anna?«
    »Bestimmt irgendwo beim Après-Ski, wie ich Chris kenne. Die sind sicher erst in ein paar Stunden zurück«, meint er und lacht gutmütig. Dann fragt er: »Warum?«
    »Och, nur so«, entgegne ich achselzuckend und versuche, ganz beiläufig zu klingen, während ich innerlich eine La-Ola-Welle mache.
    »Na los, hüpf rein«, ermutigt Seb mich. »Ich komme gleich nach.«
    »Okay«, antworte ich lächelnd. Glauben Sie mir, ich brauche keine weitere Aufforderung, also schnappe ich mir schnell meine Sachen und flitze ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen.
    »Ach, übrigens«, ruft Seb mir nach, und ich drehe mich um.
    »Vorhin war ich in der Skischule und hab dich nirgendwo gesehen. Warst du nicht mehr auf dem Idiotenhügel? Der Skilehrer hatte wohl irgendwas missverstanden, er meinte nämlich, du seiest schon weg.«
    Ach du Schande. Ich bin aufgeflogen. Das schlechte Gewissen erwischt mich eiskalt, als mir aufgeht, dass ich da vermutlich gerade im Café gesessen und heiße Schokolade getrunken und mit Fergus geredet habe. »Ähm … ja«, stammele ich, »er, ähm, hat mich in eine andere Gruppe gesteckt.«
    »Jetzt schon? Wow«, er lächelt stolz. »Siehst du, bald kannst du mit mir auf die Piste …«
    »Ähm, ja, toll«, gebe ich strahlend zurück.
    O Gott, ich bin ein schlechter Mensch. Jetzt fühle ich mich noch grässlicher.
    Aber darüber will ich jetzt nicht nachdenken, sage ich mir

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