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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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reinkomme, und scheint überhaupt nicht zu merken, dass irgendwas nicht stimmt. »Wie war es im Whirlpool?«
    »Ich dachte, du wolltest auch dazukommen?«, entgegne ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Entschuldige, Chris’ zwölfsaitige Gitarre hat mich abgelenkt …« Er weist auf das Instrument, als würde das erklären, warum man die eigene Freundin vergisst, die nackt im Whirlpool sitzt und auf einen wartet.
    Und davon, dass er mich eigentlich vor Chris und Anna und ihrer Pornoshow hätte retten müssen, will ich erst gar nicht anfangen.
    Wie ein unerzogener Dackel schnappt der Ärger nach meinen Fersen, aber ich versuche, das zu ignorieren. Wahrscheinlich habe ich bloß schlechte Laune.
    »Komm, ich spiel dir was vor«, sagt er, und ohne meine Antwort abzuwarten, fängt er an, ein paar Akkorde zu schrammeln.
    Und das kann ich leider nicht ignorieren. Ich stehe da, jeder Knochen im Leib tut mir weh, ich habe Blasen an den Füßen, und das Wasser läuft mir nur so aus den Haaren und sammelt sich in kleinen Pfützen auf dem Boden, und da wird mir plötzlich klar, dass es mir reicht. Ich habe die Nase gestrichen voll. Denn es ist nicht alles meine Schuld. Den ganzen lieben langen Tag habe ich mir größte Mühe gegeben, dankbar zu sein und das Wochenende zu genießen, aber auf den Idiotenhügel abgeschoben zu werden, während er sich mit den anderen amüsiert, hat wirklich keinen Spaß gemacht. Und eine Dreiviertelstunde im Whirlpool auf ihn zu warten, hat noch weniger Spaß gemacht. Mir jetzt auch noch eine schlecht gespielte Version von »Wonderwall« anhören zu müssen? Das ist wirklich zu viel des Guten.
    »Weißt du was, ich glaube, ich gehe ins Bett«, entgegne ich und unterbreche damit jäh sein Geklampfe.
    Abrupt hört er auf zu spielen und schaut überrascht auf. »Oh, okay«, meint er nur und augenscheinlich etwas enttäuscht, oder wundert er sich bloß, dass ich nicht gebannt seiner Darbietung lausche? »Bestimmt bist du müde nach deinem ersten Snowboardtag.«
    »Ja, bestimmt«, sage ich. Aber es ist mehr, als dass ich fix und alle bin. Zum ersten Mal habe ich gerade meine Bedürfnisse vor seine gestellt.
    Ich gehe in unser Schlafzimmer, und er fängt wieder an zu spielen. Müde schließe ich die Tür hinter mir und steige ins Bett. Aber ich bin viel zu aufgedreht, um gleich einzuschlafen, also greife ich zu dem Obama-Buch und schlage es auf, wo ich stehen geblieben bin, und das ist …
    Seite drei? Mehr nicht?
    Ich versuche mich zu konzentrieren, doch seltsame Geräusche von nebenan lenken mich ab. Chris und Anna schauen sich wohl einen Film an. Und den Schreien nach zu urteilen, muss es ein Horrorfilm sein. Also mal ehrlich, die könnten die Lautstärke wirklich ein bisschen runterdrehen. Und jetzt wird es sogar noch lauter und lauter und …
    Und da dämmert es mir plötzlich. Die sehen keinen Film.
    Igitt.
    Obama klatscht mit einem lauten Knall gegen die Wand, als ich ihn frustriert dagegenpfeffere. Und nicht zum ersten Mal kommt mir heute der Gedanke, dass mein romantisches Wochenende so ganz anders verläuft, als ich es mir ausgemalt hatte. Ich knipse das Licht aus, halte mir die Ohren zu und stecke den Kopf unter mein Kissen.

Dreißigstes Kapitel
    Lange vor der Zeit von Expedia.com bin ich einmal zu unserem Reisebüro um die Ecke gegangen. Ich war gerade siebzehn und wollte mit meiner Freundin Suzie auf Korfu eine Rucksacktour machen, und ich weiß noch, wie ich beim Warten einige der Winterurlaubsprospekte durchblätterte. Die mit dem strahlenden Pärchen vorne drauf, das mit Zahnpastalächeln und farblich aufeinander abgestimmten Jacken eine Piste hinunterfährt.
    Auf ein Mädel, das früher mit einer Plastiktüte unter dem Po einen Acker hinunterrodelte, wirkte das alles sehr glamourös. Ich werde nie vergessen, wie ich vom schwärmerisch beschriebenen Pistenspaß las, den Vorzügen der frischen Luft und der sportlichen Betätigung, und dass man am Morgen ausgeruht und erfrischt aufwacht.
    Okay, und nun bin ich also in Chamonix … mal sehen, wie viel von der Broschüre stimmt:
Pistenspaß? Bin ständig hingefallen. Mir war zum Heulen. Schließlich bin ich desertiert, habe mich in ein Café geflüchtet und Kuchen gegessen.
Vorzüge der frischen Luft und sportlichen Betätigung? Auf der linken Pobacke habe ich einen riesigen blauen Fleck, der aussieht wie die Landkarte von Afrika. An den Füßen habe ich mehr Blasen als das letzte Mal, als ich in Stilettos von einem Club nach Hause laufen

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