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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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man plötzlich splitterfasernackt irgendwo auf einem öffentlichen Platz steht. Nur ist das hier kein Traum, und ICH BIN WIRKLICH NACKT . Panisch sinke ich so tief in die Wanne, wie es nur geht, und rücke auf eine der Wasserdüsen zu. Ich kann nur noch beten, dass die Bläschen meine Blöße bedecken.
    Das Wasser steht mir bis zum Hals, und ich wage nur, ein paar Finger herauszurecken. »Hi«, sage ich schwach, winke matt und versuche, ganz, na ja, normal zu tun. Mit etwas Glück merken sie nicht, dass ich nichts anhabe. Sie sagen nur Hallo, drehen sich wieder um und gehen ins Haus zurück.
    Ja, klar. Wem will ich was vormachen? Das Glück hat mich offiziell auf dem Idiotenhügel verlassen.
    »Oh … hallo«, sagt Anna, die meine Anwesenheit mit unübersehbarem Missvergnügen zur Kenntnis nimmt. Sie trägt einen Bademantel, der vorne offen ist. Darunter blitzt ein weißer String-Bikini hervor, der ihre tiefe Sonnenbräune besonders gut zur Geltung bringt, und ein Körper, der noch nie eine einzige Malteser-Knusperkugel gesehen hat, ganz zu schweigen von einer ganzen Familienpackung.
    Habe ich schon erwähnt, dass dies der reinste Alptraum ist? Einer, aus dem ich einfach nicht aufwache? Die beiden steigen in den Pool – korrigiere : Anna steigt hinein, Chris zieht sich einfach bis auf die Boxershorts aus und springt hinterher –, und mein Hirn sucht verzweifelt wie ein gefangenes Tier nach einem Fluchtweg. Aber es gibt keinen.
    Ich sitze in der Falle. In einem Whirlpool in den Alpen. Ohne Klamotten.
    Und mit einem gleißend hellen Licht, das direkt auf mein Sie wissen schon scheint, wie ich mit Entsetzen feststellen muss, worauf ich schnell versuche, den Spot mit den Füßen auszublenden.
    »Hattet ihr einen schönen Tag?«, erkundige ich mich höflich, als stünden wir zwanglos bei einer Cocktailparty zusammen, statt in einer überdimensionalen Plastikschüssel zu hocken.
    »Verdammt geil!«, trompetet Chris, der sich beim Après-Ski offensichtlich bereits ein bisschen zu gut amüsiert hat. »Wir haben eine von den Schwarzen plattgemacht.«
    Ich weiß zwar nicht so genau, was er mir mit diesem Snowboarder-Slang sagen will – eine Sprache, die, wie ich inzwischen festgestellt habe, überall hier in Chamonix gesprochen wird und derer ich nicht mächtig bin –, aber Chris bewahrt mich davor, antworten zu müssen, weil er sich Anna zuwendet, die mich hartnäckig ignoriert. Wobei bewahrt nicht ganz das richtige Wort ist, wie mir schon bald mit Schrecken aufgeht, denn er ist ganz auf ihre Brüste fixiert, und plötzlich fangen sie an …
    Nun, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, würde man wohl sagen, sie machen rum.
    Ich persönlich würde es anders formulieren. Ich würde sagen: »Nichts wie raus hier!!«
    Schaudernd vor Scham bemühe ich mich, sie völlig zu ignorieren, und starre stattdessen mein Handtuch an, das gleich neben der Tür über der Stuhllehne hängt. Derweil überlege ich krampfhaft, ob ich rausspringen und es mir schnappen kann, ehe mich jemand sieht. Ich kann schließlich nicht die ganze Nacht hier drinbleiben, oder? Ich werde ja jetzt schon ganz runzelig. Außerdem höre ich seltsame Schmatzgeräusche und fürchte, die kommen nicht nur von den Wasserstrahlen des Whirlpools.
    Nicht zum ersten Mal muss ich an Seb denken, und es sind keine netten Gedanken.
    Wo zum Teufel steckt der bloß? Ich könnte ihn erwürgen.
    Zur Salzsäule erstarrt drücke ich mich noch eine Weile im Pool rum, aber irgendwann halte ich es einfach nicht mehr aus und räuspere mich vernehmlich. Sie hören auf, mit was immer es war, was sie eben noch getan haben, und drehen sich zu mir um.
    »Upps, ’tschuldigung, ganz vergessen, dass du auch noch da bist«, nuschelt Chris angetrunken.
    »Vielleicht sollten wir lieber nach drinnen gehen, Darling«, sagt Anna in etwas vorwurfsvollem Ton.
    Ich werde rot wie eine Tomate. Wie kann es angehen, dass ich splitterfasernackt hier sitze und mir doch so prüde vorkomme?
    Aber was soll’s? Mir fällt ein Stein vom Herzen, als die beiden aus der Wanne steigen. Ich sehe zu, wie sie ihre ineinander verschlungenen Gliedmaßen voneinander lösen und aus dem Whirlpool klettern, um dann im Chalet zu verschwinden. Ich warte einen Moment, bis ich sicher sein kann, dass die Luft rein ist, dann springe ich mit einem Satz aus der Wanne, stürze zu meinem Handtuch und folge ihnen nach drinnen.
    Wo Seb auf der Couch sitzt und auf einer Gitarre herumklampft.
    »Hey, Babe.« Er schaut auf, als ich

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