Der Wunschtraummann
über Promis mit Cellulitis aufs Kopfkissen gelegt hat, »denn das sollte man sich als Mädel nicht entgehen lassen; hinterher fühlt man sich gleich viel besser«.
»Und, bist du so weit?«, fragt sie.
»Fast, ich kann bloß meine Tasche nirgendwo finden. Du hast sie nicht zufälligerweise gesehen?«
»Wie sieht sie denn aus?«
»Du weißt schon, meine selbstgenähte Tasche, die mit den Lederriemen und dem Seidenfutter.«
Schlagartig verfinstert sich ihre fröhliche Miene, und sie guckt mich schuldbewusst an.
»Ach, die Tasche …«
Nervös krampft sich mein Magen zusammen. »Was meinst du mit die Tasche?«
»Könnte sein, dass ich mir die ausgeliehen habe.«
»Könnte sein?« Ich schaue sie durchdringend an.
»Tut mir leid«, murmelt sie und grinst mich entschuldigend an.
Worauf ich nur die Augen verdrehe. Eigentlich wäre es halb so wild, dass sie sich dauernd in meinem Kleiderschrank bedient, würde sie die Sachen hinterher wenigstens zurückbringen.
»Und wo ist sie jetzt?«, frage ich.
»Na ja, das ist so eine Sache …«, brummt sie gedehnt. »Ich habe sie mir letzte Woche ausgeliehen, als ich zu einem Shooting gegangen bin, und dann hat die Stylistin sie gesehen und wollte sie unbedingt für die Aufnahmen haben …« Sie plappert immer schneller, und jetzt überschlägt sie sich beinahe bei ihrem verzweifelten Versuch, alles zu erklären. »Ich sorge dafür, dass du sie zurückbekommst«, verspricht sie schließlich.
»Fiona!«
Wir werden von einer SMS unterbrochen, die mit einem Piepsen auf meiner Handyanzeige erscheint. Hastig schnappe ich mir das Telefon und lese die Nachricht. »Das war der Taxiservice, unser Wagen ist da«, sage ich. »Komm, wir müssen los.«
»Warte, ich muss erst noch Tallulah holen.«
»Du kannst doch keinen Hund zu der Party mitnehmen«, rufe ich entgeistert.
Tallulah gehört mittlerweile zum lebenden Inventar unserer Wohnung. Seit einem Monat ist sie nun schon hier, und bisher haben wir noch keinen Pieps von Pippa gehört, wann sie ihren Hund wieder abholen will. Wann immer ich die Sprache auf dieses Thema bringe, weigert Fiona sich hartnäckig, vor Tallulah darüber zu sprechen. »Wie fändest du es, wenn man dich einfach irgendwo aussetzt?«, zischt sie und hält Tallulah die Ohren zu.
»Ach, also gut.« Seufzend gebe ich mich geschlagen und greife zu meiner Clutch. Die stopfe ich voll, bis sie fast platzt, stecke alles, was nicht mehr hineinpasst, in meine Taschen und flitze die Treppe hinunter. Fiona folgt mir auf dem Fuße, und ihre Stilettos klackern auf den Stufen wie Kastagnetten, während sie Tallulah fest an die Brust drückt. Und dann sind wir endlich draußen und steigen in die stickige Wärme des Taxis.
»Keine Sorge, du bekommst deine Tasche zurück, versprochen«, versichert sie mir und schaut mich an.
»Das will ich doch sehr hoffen«, sage ich mit drohendem Unterton, nur um gleich darauf weich zu werden und sie anzulächeln. »Ich fasse es nicht, dass du mir das nicht erzählt hast!«
»Na ja, ehrlich gesagt, ist das noch nicht alles …«
Verständnislos schaue ich sie an.
»Es gibt da noch was, das ich dir eigentlich sagen wollte.«
Mir wird ganz flau im Magen. Wusste ich es doch. »Du willst, dass ich ausziehe, stimmt’s?«
Verwirrt schaut sie mich an und runzelt die Stirn. »Ausziehen? Warum solltest du denn ausziehen?«
»Na ja, du hast ausgesehen, als sei dir das Thema sehr unangenehm, als du sagtest, du müsstest mit mir über was reden … Da habe ich zwei und zwei zusammengezählt und …«
»Bist ungefähr bei siebenhundertfünfzig rausgekommen«, tadelt Fiona. »Nein, natürlich will ich nicht, dass du ausziehst, ich bin froh, dass du meine Mitbewohnerin bist. Auch wenn du heimlich meine Diptyque-Kerze gemopst hast«, fügt sie mit nach oben gezogenen Augenbrauen hinzu.
Worauf ich prompt hochrot werde. »Ähm, ja, das wollte ich dir eigentlich die ganze Zeit sagen …«
»Ein andermal«, bringt sie mich großmütig zum Schweigen, und ich lächele dankbar.
»Was wolltest du mir denn dann sagen?«
»Ich habe jemanden kennengelernt«, gesteht sie etwas nervös.
»Oh, also, das wusste ich bereits«, entgegne ich, erleichtert und ein wenig selbstgefällig. »Hundeschule, dass ich nicht lache«, mokiere ich mich und gucke Tallulah vielsagend an. Die sitzt zufrieden auf Fionas Schoß und guckt munter zurück. Bisher hatte ich sie nie richtig angeschaut.
»Na ja, ehrlich gesagt steckt da schon etwas mehr dahinter.« Nervös
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