Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
funktioniert nicht.«
    »Ja, ich weiß, das müsste dringend repariert werden.« Ich schaue rüber zu Fiona, aber die himmelt bloß verträumt diesen Gareth an. Ich muss sie unbedingt daran erinnern, dieses Schloss reparieren zu lassen. Offiziell mag Fiona zwar meine Vermieterin und die Wohnungseigentümerin sein, aber seit ich hier wohne, habe ich noch kein einziges Mal gesehen, dass sie auch nur eine Glühbirne ausgewechselt hätte.
    »Noch eine Tasse Pfefferminz-Hibiskus-Tee?«, gurrt sie.
    »Gern«, entgegnet er, den Mund voller Toast. »Mmm, dieses Marmeladenzeug ist echt lecker.«
    Sie lächelt stolz. »Und man braucht gar nicht viel davon, weil sie so süß ist«, merkt sie noch an und, ich sehe ihren leicht beunruhigten Blick, als er sich schwungvoll noch einen dicken Klecks auf den Toast klatscht.
    »So süß wie die Besitzerin«, meint Gareth und zwinkert ihr zu, dann hält er ihr die Teetasse zum Nachfüllen hin.
    Fiona errötet wie ein Schulmädchen. »Also, mit Schmeicheleien erreichst du bei mir gar nichts«, kichert sie kokett.
    Angesichts dieser Szene häuslichen Glücks überlege ich mir das mit dem Kaffee noch mal anders. Das ist einfach zu viel. Ich muss mir meine Dosis Koffein bei Starbucks holen.
    Ich drehe mich um und will schon aus der Küche gehen.
    »Ach, Tess«, ruft Fiona mir nach.
    In der Tür bleibe ich stehen.
    »Du hast nicht zufälligerweise meine Diptyque gesehen, oder?«
    »Deine Diptyque?« In meinem Hirn flackert kurz eine Erinnerung auf wie ein Streichholz. »Ähm … nein …«, stammele ich, so unschuldig ich kann, während es mir eiskalt den Rücken runterläuft.
    »Hm, seltsam.« Sie runzelt die Stirn, und in dem Moment bin ich überzeugt, dass ich aufgeflogen bin, die Karten auf den Tisch legen und ihr gestehen muss, dass ich sie mir ausgeliehen habe. Doch dann wirft sie die Haare nach hinten und zuckt die Achseln. »Tja, irgendwo wird sie schon sein«, und dann brüht sie noch einen Kräutertee auf.
    Das ist meine Chance, mich unauffällig zu verkrümeln und in mein Zimmer zu flüchten, wo mir als Allererstes der fragliche gestohlene Gegenstand ins Auge springt, der gut sichtbar mitten auf dem Kaminsims prangt. Mir fällt ein Stein vom Herzen – das mir dann allerdings umgehend in die Hose rutscht, als ich sehe, dass das ganze Wachs verschwunden ist. Es ist nichts weiter übrig als das Glas und ein kleiner Dochtstummel.
    Dreck. Ich muss eingeschlafen sein und habe die Kerze brennen lassen. Wie ich sie so anstarre, wird mir ein bisschen schlecht. Zum Teufel mit dem ganzen Gerede von wegen, wie gefährlich diese Aktion war. Ich spucke darauf, dass die ganze Wohnung hätte Feuer fangen können. Dass wir beide jetzt verkokelte Briketts hätten sein können. Das war eine gut vierzig Mäuse teure Kerze! Einfach abgefackelt! Während ich im Koma auf dem Flokati lag.
    Rasch packe ich das inkriminierende Beweisstück und stopfe das leere Kerzenglas in meine Sockenschublade. Es bleibt mir nichts anderes übrig, ich muss sie irgendwann ersetzen, ohne dass Fiona es merkt, was nicht leicht werden wird – eine Szene aus Die Thomas-Crown-Affäre schießt mir durch den Kopf: der Teil, als Pierce Brosnan einen ausgefeilten Plan ausheckt, mittels dessen er das gestohlene Meisterwerk wieder ins Kunstmuseum zurückschmuggeln will, ohne dass irgendwer es mitbekommt, und wo dann plötzlich überall Männer mit Melone auf dem Kopf herumlaufen, die aussehen, als seien sie einem Gemälde von Magritte entsprungen.
    Leichte Panik macht sich breit. Ich kann kaum aufrecht stehen, geschweige denn, den Gedanken an Männer mit Filzhüten ertragen. Damit muss ich mich später auseinandersetzen, beschließe ich, ziehe schnell Jeans und Pulli an und schlüpfe in meine alten Turnschuhe. Kein besonders toller Look, aber das ist das Erste, was ich in die Finger bekommen habe, und mir zu überlegen, welches Outfit ich heute Morgen anziehen soll, ist mir schlicht und ergreifend zu anstrengend. Was offen gestanden morgens meistens der Fall ist. Fluchend stopfe ich die nassen Haare unter eine Wollmütze und schnappe mir meinen Mantel.
    Draußen ist es bitterkalt und grau. Sogar die Bäume sehen aus, als würden sie frieren, wie sie mit den kahlen Ästen die knochigen Finger in den weißen, eisigen Himmel recken. Ich vergrabe die Hände tief in den Taschen meines Daunenmantels und laufe die Straße hinunter, wobei mein Atem kleine weiße Dampfwölkchen in die Luft malt.
    Zum Glück ist es nicht weit zu Starbucks,

Weitere Kostenlose Bücher