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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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gerade gesagt?
    Im ersten Moment schaue ich sie nur völlig verdattert an und weiß gar nicht, was ich sagen oder tun soll.
    Und dann fällt plötzlich der Groschen.
    »Oh, haha, sehr witzig«, sage ich grinsend und ehrlich erleichtert. »Fast hätte ich es dir abgekauft.« Ich komme mir etwas albern vor, mich so am Kühlschrank festzuklammern, und lasse betreten los. Klar, jetzt fällt es mir auch wieder ein. Ich soll ja nicht mehr über Seb reden oder auch nur an ihn denken. Fiona zufolge ist das die einzige Möglichkeit, ihn endgültig zu vergessen.
    Wobei ich mir, wenn ich ehrlich bin, gar nicht sicher bin, ob ich ihn wirklich vergessen will .
    »Ich soll so tun, als gäbe es ihn gar nicht, stimmt’s?«
    Fiona schaut mich zweifelnd an. »Als gäbe es wen nicht?«
    »Ich weiß, ich weiß«, meine ich und spiele mit, »aber können wir damit mal ganz kurz aufhören?«
    »Aufhören womit?« Verwirrt sieht sie mich an, als hätte sie keinen Schimmer, was ich da fasele.
    Ich muss schon sagen, ich bin ehrlich beeindruckt. Ich wusste gar nicht, dass Fiona so eine gute Schauspielerin ist.
    »Hör zu, danach rede ich nie wieder über ihn, versprochen«, sage ich und schiebe einen der Küchenstühle gleich neben ihren. Wenn ich meine Neuigkeiten nicht gleich loswerde, platze ich noch. Fiona und ich haben keine Geheimnisse voreinander und teilen alles; bis auf die Männer, selbstredend. »Aber ich muss dir das erzählen … Ich habe ihn eben bei Starbucks gesehen, und er hat mich einfach ignoriert!«
    Entgeistert schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen und warte ab, was sie dazu zu sagen hat.
    Doch statt sich vorzubeugen und empört »Nicht im Ernst!« zu kreischen und eine detaillierte Analyse der Gesamtsituation vorzunehmen, pustet Fiona den Rauch durch die Nasenlöcher und runzelt die Stirn. »Wovon redest du da bitte? Ich habe keinen Schimmer, worauf du hinauswillst!«
    Ich stocke. Mir wird etwas zittrig in den Knien. Wow, diesen Schauspielquatsch hat sie wirklich gut drauf. Ihre gespielte Empörung wirkt täuschend echt, muss ich sagen.
    »Ach, Fiona, komm schon …«, flehe ich sie an, aber sie schnaubt nur ungeduldig.
    »Komm schon, was? Ich weiß wirklich nicht, von wem du redest.«
    »Von Seb!«, japse ich. Jetzt verliere ich langsam die Geduld. Es reicht mir mit dieser »Tun, als hätte es ihn nie gegeben«-Nummer. Schließlich geht es hier nicht um irgendeinen One-Night-Stand. Es geht um Seb! Der meine große Liebe war – und immer noch ist. Den Mann, der mir das Herz gebrochen hat. Den Mann, dessen SMS sie früher stundenlang bis ins kleinste Detail auseinandernehmen und analysieren konnte und den sie später mit jedem rüden Schimpfwort belegt hat, das ich kenne, und mit noch einigen mehr.
    »Ich meine, bitte, wie kannst du tun, als würdest du den Mann nicht kennen, den du … wie war das noch mal?« Ich halte inne und versuche mich daran zu erinnern, wie genau die Formulierung lautete, » einen verdammten Vollidioten mit nichts als Scheiße im Hirn genannt hast«.
    Seufzend greift Fiona nach ihrer Teetasse. »Tut mir leid, Tess, da komme ich nicht mehr mit.«
    Mir wird plötzlich ganz anders. Fiona mag eine ganz passable Schauspielerin sein, wenn es darum geht, ein verstauchtes Handgelenk vorzuschützen, nur um sich vor dem Spülen drücken zu können, aber das hier ist weit mehr als ein bisschen Flunkerei. Sie ist so bestimmt, so ruhig, so überzeugt , als wisse sie wirklich nicht, wer Seb ist.
    »Und was ist mit dem Abend, als wir uns mit Toffee-Wodka betrunken haben und ich Karaoke gesungen habe?«, versuche ich, ihrer Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, aber sie starrt mich nur ausdruckslos an.
    »Eins zweiundachtzig groß, kurze blonde Haare, amerikanischer Akzent?«
    Abermals ausdruckslose Miene.
    »Sehr gutaussehend?«, kann ich mir nicht verkneifen hinzuzufügen.
    Nichts.
    »Mein Freund, mit dem ich beinahe ein Jahr zusammen war?« , japse ich schließlich.
    Worauf sie angestrengt die Stirn runzelt und mich besorgt ansieht. »Tess, hast du etwa Drogen genommen?«
    »Ich? Drogen? Natürlich nicht!«, protestiere ich empört. »Na ja, es sei denn, Kopfschmerztabletten zählen auch dazu …«
    Womit ich zu der Packung greife, die immer griffbereit mitten auf dem Küchentisch liegt – dort, wo bei den meisten anderen Menschen eine Blumenvase steht.
    »Und du hast ganz sicher nichts von dem Fruchtpunsch getrunken, der gestern Abend die Runde gemacht hat?«, fährt sie fort und beobachtet mit

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