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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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auf dem Sofa einen Platz frei. »Entschuldige, irgendwie hatte ich angenommen, du würdest dich sicher verspäten …«
    »Wieso, glaubst du, wir Mädels lassen euch Jungs immer warten?«, ziehe ich ihn auf und setze mich neben ihn.
    Ein warmer Freudenschauer durchrieselt mich. Der Anfang war schon mal grandios, meinem Tagebuch und der weisen Voraussicht, flache Schuhe zu tragen, sei Dank. Sonst würde ich jetzt gerade ächzend und keuchend wie eine Dampflok die Straße entlangschnaufen.
    Und nicht schon neben ihm sitzen, während er mich leicht verlegen ansieht.
    »Entschuldige, ich hätte mir denken können, dass du nicht so bist«, sagt er und sucht mit den Blicken meine Augen.
    »Ich kann Unpünktlichkeit nicht ausstehen«, sage ich und erwidere seinen Blick. Was auch stimmt, ich kann es wirklich nicht ausstehen. Allerdings komme ich leider, ganz gleich, wie sehr ich mich auch bemühe, meistens zu spät. Es ist fast, als würde sich mein Schlüssel absichtlich unter dem Sofa verstecken. Oder die Bahn würde vorsätzlich im Tunnel stecken bleiben.
    »Tja, da haben wir schon mal was gemeinsam«, sagt er und grinst. »Ich könnte mir die größte Mühe geben und käme trotzdem nicht zu spät. Hat sicher was damit zu tun, dass mein Dad beim Militär war. Vermutlich habe ich sein Pünktlichkeitsgen geerbt.«
    Also gut, das reicht. Von jetzt ab werde ich alles daransetzen, immer pünktlich zu sein. Am besten sogar über pünktlich.
    »Was allerdings heißt, dass ich meistens der Depp bin, der auf die anderen wartet«, erklärt er mit einem schiefen Grinsen. »Darum habe ich auch immer was zu lesen dabei. Ich schleppe eine halbe Bibliothek im Rucksack herum.« Womit er auf den vollgestopften Rucksack neben ihm auf dem Boden weist, aus dessen Seitentasche ein Buch herausschaut. »Das zweite von Obama habe ich schon fast halb durch.«
    »Ach, und? Ist es gut?«, frage ich höflich. »Immer, wenn ich all die politischen Biografien auf den Bestsellerlisten sehe, denke ich mir, die müssen ganz faszinierend sein.«
    Aber am Ende kaufe ich mir doch lieber einen schönen schnulzigen Liebesroman, weil ich so was viel lieber lese, denke ich kleinlaut.
    »Das Buch ist der Hammer, wobei ich das erste noch besser fand. Das solltest du unbedingt lesen! Warte mal, ich glaube, ich habe es sogar dabei …« Er bückt sich, kramt in seinem Rucksack herum und zieht ein dickes, klobiges Taschenbuch heraus. »Da ist es! Was habe ich gesagt? Ich habe eine halbe Bibliothek da drin!« Er lacht. »Das Buch ist brandneu, ich konnte meine alte Ausgabe nirgendwo mehr finden. Bestimmt habe ich es an irgendwen verliehen.«
    Ja, an mich, denke ich, als mein Blick auf das Buch in seiner Hand fällt. Genau das hat er mir beim letzten Mal auch gegeben, ich bin jedoch nie dazu gekommen, es auch tatsächlich zu lesen.
    Aber wie gesagt, diesmal wird alles anders.
    »Wow, danke«, sage ich, als er mir den dicken Schinken reicht. »Da bin ich aber gespannt!« Rasch blättere ich das Buch durch. Himmel, ich hatte das Ding gar nicht so dick in Erinnerung – das sind ja beinahe fünfhundert Seiten.
    »Es ist großartig. Glaub mir, es hat mein ganzes Leben verändert. Und deins wird es auch verändern«, schwärmt er begeistert.
    »Toll!« Und schwer ist es auch, geht mir auf, wie es so in meinem Schoß liegt.
    Von Obama zusammengeschweißt lächeln wir uns zu, und in dem Moment habe ich ein traumschönes Bild von uns beiden vor Augen, wie wir zusammensitzen und über diesen wunderbaren Mann diskutieren, seine Sozialreformen, seine berühmte Yes we can! -Rede.
    »Und was für einen Trick hast du?«, fragt er.
    Unvermittelt lande ich wieder in der Gegenwart.
    »Trick?«
    »Ja, um die Zeit totzuschlagen, während du auf deine unpünktlichen Mitmenschen wartest.«
    »Oh … ähm …« Eiskalt erwischt suche ich verzweifelt nach einer plausiblen Antwort, und dann sehe ich sie – meinen Kopfhörer, der aus der Tasche baumelt. »Mein iPod«, platze ich heraus, packe den Kopfhörer und fuchtele damit wie mit einem Beweisstück vor seiner Nase herum. »Ein Wunder, dass mein Trommelfell noch nicht geplatzt ist«, bemerke ich bemüht witzig.
    Er lacht, und ich atme erleichtert auf.
    »Also dann, nächste Frage …«
    Himmel, noch eine? Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst.
    »Was möchtest du trinken?«
    Sofort muss ich an den peinlichen Moment denken, als ich ihm beim letzten Mal ein Glas Merlot in den Schoß gekippt und dann mit einem Haufen Taschentücher

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