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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Fiona sind, wenn sie zu Hause ist, brauche ich keinen großen Spiegel. Sie ist wie eine sprechende Uhr, nur statt mir die genaue Zeit anzusagen, sagt sie mir genau, wie ich aussehe. Ich hopse also vom Bett, stopfe das Tagebuch in meine Tasche und gehe in die Küche, wo sie vornübergebeugt am Herd steht und in einem Topf rührt.
    »Oh, du siehst aber hübsch aus«, sagt sie, als ich reinkomme und sie aufschaut. »Prima Kombi.« Mit ihrem Holzkochlöffel weist sie auf meine Jeans und das Top und nickt anerkennend. »Dreh dich.«
    Folgsam drehe ich mich um die eigene Achse.
    »Wow, Tess, du siehst umwerfend aus, der fällt tot um, wenn er dich sieht …« Abrupt bricht sie ab und fixiert mit verwirrtem Gesicht meine Füße.
    »Was denn?«
    »Du hast flache Schuhe an«, japst sie ungläubig.
    »Ich weiß«, entgegne ich.
    »Du hast keine hohen Schuhe an.«
    »Mhm.«
    »Aber du hast ein Date.«
    Sie wirkt vollkommen verwirrt. Was mich nicht weiter verwundert, denn in Fionas Augen begehe ich gerade einen undenkbaren Fauxpas. Ohne Stöckelschuhe zu einer Verabredung zu gehen ist in ihren Augen genauso schlimm, wie ohne Klamotten zu einer Verabredung zu gehen. Ja, ich glaube, würde man sie vor die Wahl stellen, sie würde vermutlich lieber nackt gehen als ohne ihre heißgeliebten Stilettos.
    »Ich dachte mir, die flachen Stiefel sind viel bequemer«, versuche ich zu erklären.
    Sie wirkt völlig entgeistert. »Tess, du hast gleich ein erstes Date! Da geht es nicht um Bequemlichkeit. Du sollst so groß und schlank wie nur möglich aussehen. Weißt du denn nicht, dass man mit hohen Schuhen fünfzehn Zentimeter größer und fünf Pfund leichter wirkt?«
    Sie sagt das, als frage sie mich, ob ich nicht wüsste, dass die Erde rund ist.
    »Ähm … ja«, entgegne ich ausweichend. Ich muss gestehen, fünf Pfund weniger zu wiegen klingt verlockend, aber ich kann ihr ja wohl schwerlich erzählen, warum ich diese Stiefeletten anhabe. »Und, was kochst du Feines?«, frage ich, um schnell vom Thema abzulenken.
    »Kidneybohnen«, entgegnet sie und wendet sich wieder ihrem Kochtopf zu.
    »Ohne alles?«
    »Ähm, nein. Dazu gibt es Tomaten, Rotkohl und Radieschen«, verkündet sie fröhlich.
    »Das ist aber eine … ähm … ungewöhnliche Kombination«, sage ich etwas unsicher.
    »Ich mache die neue Regenbogendiät«, erklärt sie mir. »Man darf nur Sachen essen, die alle dieselbe Farbe haben.« Sie wirft einen Blick in ihren Topf. »Heute ist ein roter Tag.«
    »Und morgen?«
    »Ähm …« Sie stutzt, dann singt sie kaum hörbar ein kleines Lied: »Rot und gelb und pink und blau …« Sie bricht ab. »Blau«, sagt sie entschieden. »Eigentlich wäre Gelb dran, aber was soll’s, man muss auch mal ein bisschen spontan sein und einfach alles umschmeißen.« Worauf sie heiser auflacht.
    »Es gibt blaue Nahrungsmittel?«, frage ich erstaunt.
    »Aber natürlich«, entgegnet sie und schnappt sich ihren Diätplan. »Es gibt Heidelbeeren«, liest sie von der Liste ab, »und Auberginen …«
    »Sind die nicht eher lila?«
    Darauf runzelt sie nur die Stirn, übergeht geflissentlich meinen Einwurf und liest weiter. »Ganz egal, das Wichtigste ist, dass diese Diät ganz großartig sein soll, weil sie alle Giftstoffe aus dem Körper spült, wie Salz, raffinierten Zucker …«
    »Oh, schau mal, da ist schon wieder eins!«, falle ich ihr ins Wort und zeige auf das orangene Bonbonpapierchen unter dem Küchentisch.
    Fiona wird stocksteif. »Holla, wie eigenartig«, ruft sie theatralisch mit weit aufgerissenen Augen.
    Es ist nicht zu übersehen, dass sie flunkert. Fiona sagt sonst nie »Holla«. Sie sagt »Dreck« oder »Verflucht« und manchmal auch »Verfluchter Dreck«. Holla ist ein Wort, wie es nur Pippa und ihre hochnäsigen Freundinnen verwenden.
    »Wie ist das denn dahingekommen?«, fügt sie steif hinzu.
    »Hmm, das frage ich mich auch«, meine ich nachdenklich und spiele einfach mit. Ich bücke mich – verdammt, die Jeans ist wirklich eng – und hebe das kleine Einwickelpapierbällchen auf.
    »Vielleicht steckt ja Flea dahinter?«, überlegt sie, weicht meinem Blick aus und wendet sich dann entschieden wieder ihrem Kochtopf zu.
    »Flea!«, rufe ich, schnappe entsetzt nach Luft und schaue zu ihm rüber, wie er da zusammengerollt unschuldig auf dem Sofa liegt. »Flea isst doch keine Schokolade – er ist ein Kater.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragt sie ein bisschen zu streitbar. »Vielleicht mag er Schokolade. Vielleicht hat er genau

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